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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Sie meinen Bruder an?«
    »Weiß ich noch nicht. Vielleicht.«
    »Wissen Sie was? Ich gebe Ihnen einfach die Nummer. Wenn Sie ihn nicht anrufen, dann eben nicht. Wenn doch, danke ich Ihnen sehr.«
    Sie blickte ihn neugierig an. »Sie benehmen sich nicht wie ein Mörder.«
    »Dann sollten Sie besonders vorsichtig sein. Die Burschen, die Süßholz raspeln, tun einem hinterher weh. Ich habe genug von der Sorte gesehen.«
    »Dann sollte ich Ihnen also nicht vertrauen?«
    Er erwiderte ihren Blick. »Das müssen Sie schon selbst entscheiden.«
    Sie dachte kurz darüber nach. »Dann geben Sie mir mal die Nummer Ihres Bruders.«
    Sie schrieb sie auf, steckte den Zettel in ihre Tasche und drehte sich zur Tür um.
    »He, Miss Cassandra?« Sie schaute zu Rufus zurück. »Sie haben recht. Ich bin kein Mörder. Kommen Sie mal wieder vorbei, und wir unterhalten uns noch ein bißchen ... das heißt, wenn Sie wollen.« Er brachte ein schwaches Lächeln zustande und rasselte mit den Ketten. »Ich gehe nirgendwo hin.«
    Die Schwester musterte ihn durchs Zimmer hinweg, und er glaubte, ein schwaches Lächeln um ihren Mund huschen zu sehen. Dann drehte sie sich um und ging zur Tür hinaus. Rufus reckte den Hals, um zu sehen, ob sie mit der Wache sprach, doch sie ging einfach an dem Mann vorbei. Rufus lehnte sich zurück und starrte an die Decke. Er atmete tief ein und nahm den letzten Hauch ihres Geruchs in sich auf. Kurz darauf legte sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Und dann kamen schließlich die Tränen.

162
KAPITEL 18
    Es war eine ungewöhnliche Versammlung aller Assessoren und Richter. Der Marshal des Obersten Gerichtshofs, Richard Perkins, und der Chef der Gerichtspolizei, Leo Dellasandro, waren ebenfalls anwesend und schauten mit steinernen Mienen um den großen Tisch im Raum herum. Elizabeth Knights Augen waren feucht; sie tupfte sie ständig mit einem Taschentuch ab.
    Als Sara Evans die grimmigen Gesichter der Richter betrachtete, blieb ihr Blick auf Thomas Murphy haften. Murphy war klein und schwammig, hatte weißes Haar und buschige Brauen. Sein breites Gesicht wurde von mandelförmigen Wangenknochen geziert. Er bevorzugte noch immer dreiteilige Anzüge und trug große, protzige Manschettenknöpfe. Doch nicht sein Aufzug erregte Saras Aufmerksamkeit, vielmehr der Gesichtsausdruck überwältigender Trauer. Sie stellte rasch fest, wer sonst noch anwesend war; Michael Fiske war nicht darunter. Sie spürte, wie Blut in ihren Kopf schoß. Als Harold Ramsey sich vom Tisch erhob und das Wort ergriff, klang seine tiefe Stimme seltsam gedämpft; Sara konnte ihn kaum verstehen, wußte aber genau, was er sagte, als würde sie von seinen Lippen ablesen.
    »Ich habe eine schlimme Nachricht. Eine schreckliche Nachricht. Ehrlich gesagt kann ich mich nicht erinnern, daß so etwas schon einmal vorgekommen ist.« Ramsey suchte den Raum mit Blicken ab, ballte vor Nervosität die Hände zu Fäusten, und sein großer Körper zitterte.
    Er atmete tief ein. »Michael Fiske ist tot.«
    Die Richter wußten es offensichtlich schon. Doch sämtlichen Mitarbeitern stockte gleichzeitig der Atem.
    Ramsey wollte etwas sagen, hielt dann aber inne. Er deutete auf Leo Dellasandro, der nickte und vortrat, während der Oberste Richter sich auf seinen Stuhl fallen ließ.
    Dellasandro war etwa eins fünfundsiebzig groß, hatte ein breites Gesicht, flache Wangen und eine Stumpfnase, und über seinem muskulösen Körperbau lag eine Fettschicht. Seine Haut besaß eine olivbraune Tönung, und er hatte drahtiges, schwarzes und graues Haar. Von seinen Poren strömte der Geruch von Zigarren aus. Man merkte ihm deutlich den Stolz an, mit dem er seine Uniform trug; seine Finger steckten im Gürtel des Halfters.
    Der andere Uniformierte, der direkt hinter ihm stand, war Ron Klaus, sein Stellvertreter. Klaus war schlank und verbreitete eine professionelle Aura. Die pfeilschnell hin und her schießenden Blicke seiner blauen Augen ließen auf einen beweglichen Geist schließen. Klaus und Dellasandro waren die Wachhunde dieser Institution. Sie schienen stets gemeinsam aufzutreten. Wer hier bei diesem Gericht arbeitete, konnte sich den einen nicht ohne den anderen vorstellen.
    »Es sind noch nicht allzu viele Einzelheiten bekannt, doch offensichtlich ist Michael einem Raubmord zum Opfer gefallen. Er wurde in seinem Wagen in einer Seitenstraße im Southeast gefunden, in der Nähe des Anacostia River.«
    Ein nervös aussehender Assessor hob die Hand. »Steht fest, daß es ein

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