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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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an seinem Schreibtisch und arbeitete einen Polizeibericht durch. Einer seiner Mandanten war schon wieder verhaftet worden. Mittlerweile kannte er sich mit solchen Unterlagen sehr gut aus. Er hatte den Bericht erst zur Hälfte gelesen und konnte bereits sagen, mit was für einem Handel der Bursche rechnen konnte. Tja, wenigstens war er in seinem Beruf ganz gut. Das freute ihn.
    Das Klopfen an der Bürotür ließ ihn zusammenfahren. Seine rechte Hand glitt zur obersten Schreibtischschublade und zog sie auf. Darin lag ein Neun-Millimeter-Revolver, ein Überbleibsel aus seiner Zeit als Cop. Seine Mandanten waren nicht gerade die vertrauenswürdigsten Menschen auf der Welt. John vertrat sie zwar mit vollem Einsatz, war aber nicht so naiv, ihnen den Rücken zuzuwenden. Einige seiner Mandanten hatten schon betrunken oder im Drogenrausch vor seiner Tür gestanden und waren sauer auf ihn gewesen, weil er sie vermeintlich schlecht vertreten hatte. Daher stellte das Gefühl von hartem Stahl an der Handfläche eine beträchtliche Beruhigung für John dar.
    »Kommen Sie rein, es ist nicht abgeschlossen.«
    Der uniformierte Polizeibeamte, der den Raum betrat, ließ Fiske lächeln, und er schloß die Schreibtischschublade wieder. »He, Billy, wie geht’s dir?«
    »Mir ging es schon mal besser, John«, sagte Officer Billy Hawkins.
    Als der Beamte näher kam und sich setzte, sah Fiske die mehrfarbigen Prellungen auf dem Gesicht seines Freundes. »Verdammt, was ist denn mit dir passiert?«
    Hawkins berührte einen der blauen Flecke. »Gestern abend hat ein Bursche in einer Bar verrückt gespielt und mir ordentlich eins verpaßt. Aber deshalb bin ich nicht hier, John«, fügte er schnell hinzu.
    Fiske kannte Hawkins als gutmütigen Burschen, der sich vom ständigen Druck seines Jobs nicht unterkriegen ließ. Im Dienst war er stets zuverlässig und engagiert, im Privatleben locker und freundlich.
    Hawkins sah Fiske nervös an.
    »Mit Bonnie und den Kindern ist doch alles in Ordnung, oder?« fragte Fiske.
    »Es geht nicht um meine Familie, John.«
    »Ach?« Als Fiske in Hawkins’ Augen sah, zog sein Magen sich zusammen.
    »Verdammt, John, du weißt, wie sehr wir es verabscheuen, den nächsten Verwandten informieren zu müssen, selbst wenn wir ihn nicht kennen.«
    Fiske stand langsam auf. Sein Mund war von einem Augenblick zum anderen völlig ausgetrocknet. »Den nächsten Verwandten? O Gott, es geht doch nicht um Mom? Oder um meinen Vater?«
    »Nein, John, nicht um die beiden.«
    »Verdammt, sag mir einfach, was du zu sagen hast, Billy.«
    Hawkins fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Wir haben einen Anruf von der Polizei in Washington, D.C., bekommen«, sagte er dann schnell.
    Für einen Moment schaute Fiske verwirrt drein. »Washington?« Noch während er es sagte, erstarrte er. »Mike?«
    Hawkins nickte.
    »War es ein Autounfall?«
    »Kein Unfall.« Hawkins hielt kurz inne und räusperte sich. »Es war Mord, John. Sieht nach einem fehlgeschlagenen Raubüberfall aus. Sie haben seinen Wagen in einer Seitenstraße gefunden. In einem ziemlich üblen Stadtteil, habe ich mir sagen lassen.«
    Fiske ließ die schreckliche Nachricht eine lange Minute in sich einsickern. Als Cop, aber nicht als Anwalt, hatte er die
    Opfer vieler Morde gesehen und mit den Familienangehörigen gesprochen. Das hier war Neuland für ihn. »Du hast es meinem Dad noch nicht gesagt, oder?« fragte er ruhig.
    Hawkins schüttelte den Kopf. »Ich dachte, das wolltest du selbst tun. Und auch mit deiner Mutter sprechen. Sie ist ja nicht ganz wohlauf.«
    »Ich kümmere mich darum«, sagte Fiske.
    Seine Gedanken wurden von Hawkins’ nächsten Worten unterbrochen. »Der Detective, der die Ermittlung leitet, benötigt eine Identifizierung durch einen Angehörigen, John.«
    Wie oft hatte Fiske als Polizist einem trauernden Vater dasselbe gesagt?
    »Ich fahre hin.«
    »Tut mir verdammt leid, John.«
    »Ich weiß, Billy, ich weiß.«
    Nachdem Hawkins gegangen war, ging Fiske zu dem Foto von ihm und seinem Bruder hinüber und nahm es vom Regal. Seine Hände zitterten. Was Hawkins ihm gerade gesagt hatte, war einfach nicht möglich. Er hatte zwei Schußwunden überlebt und fast einen Monat im Krankenhaus verbracht, und seine Mutter und sein kleiner Bruder hatten den größten Teil der Zeit bei ihm am Bett gewartet. Wenn John Fiske das überleben konnte, wenn er jetzt noch am Leben war . wie konnte sein Bruder dann tot sein?
    Er stellte das Foto wieder zurück. Er

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