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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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seiner Brille, setzte sie auf und schaute sich an, worauf Fiske ihn aufmerksam machen wollte. Dann streifte er zwei Gummihandschuhe über, die er aus seiner Manteltasche gezogen hatte, hob das kleine, klebrige Plastikstück vorsichtig hoch, legte es auf seine Handfläche und betrachtete es eingehend.
    »Ihr Bruder hat seinen Wagen gerade in einem Wal-Mart durchchecken lassen.«
    »Hier steht, daß der nächste Ölwechsel nach fünftausend Kilometern, spätestens in drei Monaten fällig ist. Die Werkstatt hat das Datum und den zukünftigen Kilometerstand auf diesem Aufkleber eingetragen, damit man den Termin nicht vergißt. Wenn wir vom Datum auf dem Sticker drei Monate abziehen, hat mein Bruder den Wagen drei Tage, bevor seine Leiche gefunden wurde, in die Werkstatt gebracht. Und jetzt sehen Sie sich mal den Kilometerstand an, für den die nächste technische Untersuchung empfohlen wird, und ziehen davon fünftausend Kilometer ab. Das müßte ungefähr der aktuelle Tachostand sein.«
    Chandler rechnete schnell nach.
    »Hundertneunundzwanzigtausendfünfhundertdreiundvierzig.«
    »Und jetzt sehen Sie sich mal den tatsächlichen Tachometerstand an.«
    Chandler beugte sich in den Wagen vor und überprüfte ihn. Dann blickte er Fiske an. Seine Augen hatten sich ein wenig geweitet. »Jemand ist mit diesem Wagen in den letzten drei Tagen etwa zwölfhundert Kilometer gefahren.«
    »Genau«, sagte Fiske.
    »Verdammt, wo ist er bloß gewesen?«
    »Auf dem Aufkleber steht nicht, bei welchem Wal-Mart er die Wartung durchführen ließ, aber wahrscheinlich bei einem in der Nähe seiner Wohnung. Sie sollten sich umhören, vielleicht könnte die Werkstatt uns etwas Nützliches verraten.«
    »Klar. Nicht zu fassen, daß wir das übersehen haben«, sagte Chandler. Er steckte den Aufkleber in einen Plastikbeutel, den er aus der Manteltasche holte, und schrieb etwas darauf. »Ach ja, John.«
    »Ja?«
    Chandler hielt den durchsichtigen Beutel in die Höhe. »Keine weiteren Tests, okay?«

KAPITEL 22
    Eine halbe Stunde später betraten Chandler und Fiske den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten durch den Haupteingang.
    Das Gebäude war auch innen groß und furchteinflößend. Doch Fiske fiel hauptsächlich die Stille auf, eine so tiefe Stille, daß sie ihm schon unangenehm vorkam. Sie schien ans Halluzinatorische zu grenzen - Fiske konnte sich kaum vorstellen, daß sich unmittelbar hinter diesen Türen die Welt ganz normal weiterdrehte. Fiske dachte an den letzten ruhigen Ort, an dem er am heutigen Tag gewesen war: das Leichenschauhaus.
    »Mit wem wollen wir hier sprechen?« fragte er.
    Chandler wies auf eine Gruppe von Männern, die zielstrebig durch den Korridor auf sie zukam. »Mit denen.« Als sie sich näherten, verwandelte ihr Gleichschritt sich in diesem akustischen Tunnel in ein Dröhnen wie von Kanonendonner. Einer der Männer trug einen Anzug; die beiden anderen waren uniformiert und trugen Halfter mit Pistolen.
    »Detective Chandler?« Der Mann im Anzug streckte die Hand aus. »Ich bin Richard Perkins, Marshal des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten.« Perkins war etwa eins fünfundsiebzig groß, hager, hatte die abstehenden Ohren eines Jungen und weißes Haar, das wie ein gefrorener Wasserfall direkt auf seine Stirn gekämmt war. Er stellte seine Begleiter vor. »Unser Sicherheitschef Leo Dellasandro - sein Stellvertreter, Ron Klaus.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte Chandler. Ihm fiel auf, daß Perkins erwartungsvoll hinüber zu Fiske schaute. »John Fiske«, fügte er hinzu. »Michael Fiskes Bruder.«
    Alle sprachen ihm eilends ihr Beileid aus.
    »Eine Tragödie. Eine sinnlose Tragödie«, sagte Perkins. »Man hat hier sehr viel von Michael gehalten. Man wird ihn schmerzlich vermissen.«
    Angesichts all dieses spontanen Mitgefühls brachte Fiske einen dankbaren Gesichtsausdruck zustande.
    »Haben Sie meiner Bitte entsprochen, Michael Fiskes Büro zu verschließen?« fragte Chandler.
    Dellasandro nickte. »Es war nicht ganz einfach, denn er hat es sich mit einem anderen Assessor geteilt. Zwei in einem Büro, das ist hier die Regel.«
    »Hoffentlich müssen wir es nicht allzulange verschlossen halten.«
    »Wenn Sie wollen, können wir in meinem Büro das weitere Vorgehen besprechen, Detective Chandler«, bot Perkins an. »Es ist direkt um die Ecke.«
    »Dann mal los.«
    Als Fiske ihnen folgte, blieb Perkins stehen und blickte Chandler an.
    »Entschuldigung, ich dachte, Mr. Fiske sei aus einem

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