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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Armaturenbrett, die Windschutzscheibe und die Seitenfenster. Seine Verwirrung war unverkennbar. »Wurde der Wagen saubergemacht?«
    »Nein. Genau so haben wir ihn gefunden, von dem Insassen mal abgesehen.«
    Fiske richtete sich wieder auf und schaute den Detective an. »Wenn man einem Menschen eine großkalibrige Pistole an die Schläfe setzt und dann in einem so engen Raum abdrückt, gibt es Blutflecke auf dem Sitz, dem Lenkrad, der Windschutzscheibe. Und Knochensplitter und Gewebe. Aber ich sehe nur hier und da ein paar Flecke. Wahrscheinlich die Stellen, an denen sein Kopf den Sitz berührt hat.«
    Chandler blickte ihn amüsiert an. »Ach was?«
    Fiske knirschte mit den Zähnen. »Ich verrate Ihnen nichts, was Sie nicht schon gewußt haben. War das wieder so ein kleiner Test von Ihnen?«
    Chandler nickte langsam. »Könnte sein. Könnte aber auch einen anderen Grund haben. Ich habe doch gerade gesagt, daß ich fünf Brüder habe.«
    »Ja, und?«
    »Ursprünglich waren es sechs. Einer meiner Brüder wurde vor fünfunddreißig Jahren ermordet. Hat bei einer Tankstelle gearbeitet, und irgendein Scheißkerl kam rein und hat ihn wegen der zwölf Mäuse in der Registrierkasse umgelegt. Ich war damals erst sechzehn, erinnere mich aber noch an jede Einzelheit, als wäre es erst vor fünf Minuten passiert. Wie dem auch sei, die meisten Familienangehörigen, die einen geliebten Menschen identifizieren, kommen nicht in mein Büro gestürmt und bieten ihre Dienste an. Oh, sie wettern eine Zeitlang darüber, daß sie das Arschloch schnappen wollen, das die Tat begangen hat, aber mit der eigentlichen Ermittlung wollen sie nichts zu tun haben. Und normalerweise waren die Leute früher auch nicht bei der Polizei. Alles in allem dachte ich mir, Sie wären jemand, der mir wirklich helfen könnte. Und das haben Sie gerade bewiesen.
    Mir ist klar, was für einen Zorn Sie jetzt verspüren müssen, John, ob Sie Ihren Bruder nun mochten oder nicht. Jemand hat Ihnen etwas genommen, etwas Wichtiges - hat es Ihnen im Grunde gestohlen, einfach entrissen. Ich kenne das. Es ist fünfunddreißig Jahre her, und ich verspüre diesen Zorn noch immer.«
    Fiske schaute sich auf dem Parkplatz um und war erstaunt, wie viele Privatfahrzeuge hier abgestellt waren. Er vermutete, daß jede dieser Blechkarossen darauf wartete, die Geheimnisse einer weiteren Tragödie preiszugeben.
    Er drehte sich zu Chandler um. »Ich vermute, der Zorn wird genügen.« Er schaute zu Boden. »Bis sich etwas anderes anbietet, denke ich.« Sein Tonfall stellte keine große Hoffnung in Aussicht.
    »Dagegen ist nichts einzuwenden.« Chandler setzte seine Analyse fort. »Es hat mich in der Tat überrascht, daß alle Spuren fehlen, die Sie gerade erwähnt haben.«
    »Es sieht nicht so aus, als sei er in diesem Wagen umgebracht worden.«
    »Ganz meine Meinung. Sieht so aus, als hätte man ihn woanders getötet und seine Leiche dann auf den Fahrersitz gesetzt. Und schon diese eine Schlußfolgerung führt uns zu ganz neuen Möglichkeiten.«
    »Dann sprechen wir nicht über einen zufälligen Raubmord. Dann stand der Mord im Vordergrund. Dann war er geplant. Dann sollte mein Bruder beseitigt werden.«
    »Vielleicht, obwohl ihn tatsächlich ein paar Straßenjungs entführt und aus dem Wagen gezerrt haben könnten, um ihn zu zwingen, ihnen die Geheimzahl seiner Kreditkarte zu verraten. Er weigert sich, und sie legen ihn um. Kriegen es mit der Angst zu tun und setzen ihn zurück in den Wagen.«
    »Dann müßte es bei dem Geldautomaten Spuren geben. Haben Sie welche gefunden?«
    »Nein, aber es gibt verdammt viele Geldautomaten.«
    »Und sehr viele Leute benutzen sie. Wenn die Sache schon mindestens einen Tag her ist, müßte es mittlerweile doch jemandem aufgefallen sein.«
    »Sollte man meinen, aber sicher ist es nicht. Wir versuchen, genau zu rekonstruieren, was Ihr Bruder in den letzten achtundvierzig Stunden unternommen und wo er sich aufgehalten hat. Zum letztenmal hat man ihn vor zwei Tagen in seiner Wohnung gesehen. Danach ... nada.«
    »Was ist mit Fingerabdrücken? Die meisten kleinen Gangster, die jemanden verschleppen, weil sie es auf seine Kreditkarte abgesehen haben, sind nicht clever genug, um Handschuhe zu tragen.«
    »Daran arbeiten wir noch.«
    »Mir ist noch etwas aufgefallen.«
    »Schießen Sie los.«
    Fiske hielt die Wagentür auf und zeigte auf die Innenseite der Türverstrebung, auf jenen Teil, den man nicht sah, wenn die Tür geschlossen war. Chandler suchte nach

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