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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Mein Bruder und ich haben uns nicht oft gesehen. Aber da gibt es eine Informationslücke, die ich füllen muß, wenn ich herausfinden will, wer ihn ermordet hat.«
    »Offiziell ist das Detective Chandlers Aufgabe.«
    »Inoffiziell ist es meine.«
    »Ihre Vergangenheit als Polizist?« fragte Sara. Fiske runzelte die Stirn. »Michael hat mir viel von Ihnen erzählt.«
    »Ach, ja?«
    »Ja, sicher. Er war sehr stolz auf Sie. Vom Cop zum Strafverteidiger. Michael und ich haben einige interessante Diskussionen darüber geführt.«
    »Es gefällt mir nicht, daß jemand Diskussionen über mein Leben führt, den ich gar nicht kenne.«
    »Kein Grund, sich aufzuregen. Ihr Berufswechsel erschien Michael und mir nur ziemlich interessant.«
    Fiske zuckte die Achseln. »Als Cop habe ich Ganoven vor Gericht geschleift. Heute verdiene ich meinen Lebensunterhalt damit, sie vor Gericht zu verteidigen. Um Ihnen die Wahrheit zu sagen . mit der Zeit haben mir einige von den Burschen leid getan.«
    »Ich habe noch nie gehört, daß ein Cop so etwas offen zugibt.«
    »Wirklich? Mit wie vielen Polizisten hatten Sie denn schon zu tun?«
    »Ich fahre gern schnell. Zu schnell. Das bringt mir jede Menge Strafzettel ein.« Sara lächelte neckisch. »Jetzt mal ehrlich, warum haben Sie den Beruf gewechselt?«
    Fiske spielte geistesabwesend mit seinem Messer. »Ich habe mal einen Burschen geschnappt, der Kokain bei sich hatte. Er arbeitete als Kurier für mehrere Drogenhändler. Der Kerl war ein kleiner Fisch. Er hat den Stoff bloß von A nach B gebracht. Ich hatte einen anderen berechtigten Grund, mir den Jungen zu schnappen und ihn zu durchsuchen. Bei der Gelegenheit finde ich diesen Block Kokain, und der Bursche erzählt mir mit dem Vokabular eines Erstkläßlers: >Ich dachte, es wär’n Stück Käse. <« Fiske schaute Sara in die Augen. »Können Sie sich das vorstellen? Er wäre besser dran gewesen, hätte er behauptet, nicht zu wissen, wie der Stoff in seinen Wagen gekommen ist. Dann hätte sein Anwalt wenigstens Versuchen können, berechtigte Zweifel anzumelden, was die Anklage wegen Drogenbesitzes angeht. Aber wenn man Geschworenen vormachen will, daß jemand, der wie der letzte Dreck aussieht und der handelt und spricht wie ein geistig Zurückgebliebener, wirklich davon überzeugt war, ein Block Kokain im Wert von zehntausend Dollar sei ein Schweizer Käse gewesen ... tja, dann bekommt man Probleme.« Er schüttelte den Kopf. »Man steckt zehn von diesen Typen ins Gefängnis, und hundert andere warten nur darauf, ihre Stelle einzunehmen. Diesen Jungs bleibt nichts anderes übrig. Hätten sie eine andere Möglichkeit, zu Geld zu kommen - sie würden sie wahrnehmen. Aber wenn man den Menschen keine Hoffnung gibt, ist es ihnen völlig gleichgültig, was sie sich selbst oder anderen antun.«
    Sara lächelte. »Was ist daran so komisch?« fragte Fiske.
    »Sie hören sich genau wie Ihr Bruder an.«
    Fiske hielt inne und rieb mit der Hand über einen Wasserring, den sein Glas auf der Tischplatte hinterlassen hatte. »Haben Sie viel Zeit mit Mike verbracht?«
    »Ja, ziemlich viel.«
    »Auch privat?«
    »Wir waren öfters auf einen Drink aus oder zum Essen, haben Ausflüge gemacht.« Sie trank einen Schluck und lächelte. »Ich bin noch nie verhört worden.«
    »Verhöre können ziemlich schmerzlich sein.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Bei Ihnen, zum Beispiel, verrät mir irgend etwas, daß Mikes Tod für Sie gar nicht so überraschend kam. Stimmt das?«
    Augenblicklich fiel die Gelassenheit von Sara ab. »Nein. Ich war entsetzt.«
    »Entsetzt, ja. Aber überrascht?«
    Die Kellnerin kam und fragte, ob sie ein Dessert oder Kaffee wünschten. Fiske bat um die Rechnung.
    Kurz darauf saßen sie wieder im Wagen und fuhren in die Stadt zurück. Mittlerweile regnete es leicht. Was das Wetter betraf, war der Oktober in diesem Landstrich ein verrückter Monat. Es konnte abwechselnd heiß, mild oder kalt sein. Zur Zeit war es sehr heiß und feucht, und Sara ließ die Klimaanlage auf vollen Touren laufen.
    Fiske schaute sie erwartungsvoll an. Sie bemerkte seinen Blick, atmete seufzend ein und begann mit bedächtiger Stimme: »In letzter Zeit kam Michael mir nervös vor ... und irgendwie abwesend.«
    »Vielleicht lag es am Streß.«
    »In den letzten sechs Wochen haben wir ein Memo nach dem anderen verfaßt. Das geht fast allen an die Nerven, aber Michael ist regelrecht aufgeblüht, wenn es hoch her ging.« »Und Sie glauben, das hatte irgend etwas mit dem Gericht zu

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