Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
Jahrhunderts.«
    »Und haben Jura studiert.«
    Fiske schaute sie wütend an.
    »Bitte, regen Sie sich nicht auf John. Ich bin nur ein bißchen neugierig.«
    Er seufzte. »Zuerst war ich bei einem Strafverteidiger in Richmond. Habe viel von ihm gelernt. Bestand die Prüfung und bekam die Zulassung. Das ist die einzige Möglichkeit, Anwalt zu werden«, fügte er trocken hinzu, »wenn man zu dumm ist, bei der Prüfung vor der Anwaltskammer auf die erforderliche Punktzahl zu kommen.«
    »Sie sind nicht dumm.«
    »Danke, aber woher wollen Sie das wissen?«
    »Wir haben Sie bei einem Prozeß beobachtet.«
    Er drehte sich zu ihr um. »Wie bitte?«
    »Im Sommer sind Michael und ich nach Richmond gefahren und haben Sie bei einem Strafprozeß beobachtet.« Ihren zweiten Abstecher nach Richmond wollte Sara nicht erwähnen.
    »Warum haben Sie mir nicht gesagt, daß Sie kommen?«
    Sara zuckte die Achseln. »Michael war der Meinung, es wäre Ihnen nicht recht.«
    »Warum sollte es mir nicht recht sein, meinen Bruder zu sehen?«
    »Was fragen Sie mich? Er war Ihr Bruder. Ich war wirklich beeindruckt von Ihnen«, fuhr Sara fort, als Fiske nichts erwiderte. »Ich glaube, Sie haben mich motiviert, vielleicht auch eines Tages als Strafverteidigerin zu arbeiten. Zumindest möchte ich es eine Zeitlang versuchen . herausfinden, wie es wirklich ist.«
    »Und Sie glauben, das würde Ihnen gefallen?«
    »Warum nicht? Es gibt immer noch Bereiche, in denen das Gesetz eine edle Berufung sein kann. Wenn es darum geht, die Rechte anderer zu verteidigen. Die Rechte der Armen. Ich würde gern etwas über Ihre Fälle hören.«
    »Wirklich?«
    »Aber sicher«, sagte sie begeistert.
    Fiske lehnte sich zurück und tat so, als müsse er scharf nachdenken. »Mal sehen . da war dieser Ronald James. Das war sein richtiger Name, aber er nannte sich Backdoor Daddy, nach seiner bevorzugten Praxis beim Sex. Genauer gesagt, bei den sechs brutalen Vergewaltigungen, die er begangen hatte. Ich habe einen Kuhhandel für ihn rausgeholt, obwohl ihn alle sechs Frauen bei der polizeilichen Gegenüberstellung identifiziert hatten. Aber ich hatte gewisse Vorteile bei der Verhandlung, denn vier der Frauen wollten oder konnten Backdoor vor Gericht nicht gegenübertreten. Vor Angst und Entsetzen - was einem Verteidiger nur recht sein kann. Das fünfte Opfer war eine Frau mit Vergangenheit. Sie hatte ein paar häßliche Flecken auf der weißen Weste, die es uns vielleicht ermöglicht hätten, ihre Glaubwürdigkeit in Zweifel zu ziehen. Opfer Nummer sechs hätte Backdoor am liebsten ans Kreuz genagelt. Aber eine gute Zeugin ist nicht das gleiche wie ein halbes Dutzend. Jedenfalls kriegte die Staatsanwaltschaft kalte Füße, und Backdoor bekam zwanzig Jahre mit Aussicht auf Bewährung.
    Dann war da Jenny, ein nettes Mädchen, das seiner Großmutter mit einem Hackebeil den Schädel gespaltet hat, wie sie mir unter Tränen erzählte, weil die blöde alte Hexe ihr verboten hatte, mit ihren Freunden in eine Spielhalle zu gehen. Jennys Mutter - die Tochter der alten Dame, die von der kleinen Jenny abgeschlachtet worden war -, bezahlt mein Honorar in Raten von zwei Dollar pro Monat .«
    »Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen«, fiel ihm Sara ins Wort.
    ». Aber ich will Sie nicht entmutigen. Der Kerl, den ich vor kurzem wegen Einbruchs rausgepaukt habe, hat meine Rechnung auf einen Schlag bezahlt - wahrscheinlich von dem Geld, das er vom Hehler für das Diebesgut bekommen hatte. Ich habe gelernt, keine Fragen zu stellen. Also konnte ich diesen Monat die Miete bezahlen, und ich mußte auch schon seit langem keine Waffe mehr auf einen Mandanten richten. Und morgen ist immer ein neuer Tag.« Fiske lehnte sich zurück. »Gehen Sie frohgemut ans Werk, Miss Evans.«
    »Es macht Ihnen Spaß, Ihre Mitmenschen zu schockieren, was?«
    »Sie haben mich gefragt.«
    »Verdammt noch mal, warum machen Sie den Job dann?«
    »Jemand muß ihn tun.«
    »Das war nicht gerade die Antwort, die ich erwartet habe, aber lassen wir es dabei bewenden«, sagte Sara schroff. »Vielen Dank auch, daß Sie meine Träume haben zerplatzen lassen. Das weiß ich wirklich zu schätzen.«
    »Sie sollten mir dankbar dafür sein«, erwiderte Fiske wütend. »Hören Sie, Sara«, fügte er dann ein wenig ruhiger hinzu, »ich bin kein Ritter in einer strahlenden Rüstung. Die meisten meiner Mandanten sind schuldig. Ich weiß es, sie wissen es, alle wissen es. Und genau aus diesem Grund arbeite ich bei neunzig Prozent aller

Weitere Kostenlose Bücher