Die Wahrheit
gearbeitet hat.« Sie schaute Fiske scharf an, als wollte sie ihren Worten Nachdruck verleihen.
»Gehen Sie doch essen, oder trinken Sie irgendwo einen Schluck«, schlug Chandler vor. »Vielleicht werden Sie feststellen, daß Sie viel zu besprechen haben.«
Fiske blickte sich um. Der Vorschlag war ihm sichtlich nicht geheuer; schließlich aber nickte er. »Wie wär’s?« fragte er Sara.
»Einverstanden.« Sie schüttelte müde den Kopf. »Ich muß nur noch Steven Bescheid sagen, daß er die Nacht durcharbeiten muß«, sagte sie und ging davon.
»John«, sagte Chandler, »finden Sie soviel heraus, wie Sie können. Diese Frau stand Ihrem Bruder sehr nahe. Im Gegensatz zu Ihnen«, fügte er hinzu.
»Leute auszuhorchen ist nicht gerade meine Stärke«, sagte Fiske. Hinter Saras Rücken solche Ränke zu schmieden, verursachte ihm Schuldgefühle. Andererseits kannte er diese Frau ja nicht einmal.
»John«, sagte Chandler, als könne er Fiskes Gedanken lesen, »ich weiß, sie ist klug und hübsch, sie hat mit Ihrem Bruder zusammengearbeitet, und sein Tod hat sie schwer getroffen. Aber vergessen Sie eins nicht.«
»Und was?«
»Das alles sind keine Gründe, der Frau zu vertrauen.« Mit diesem Ratschlag zum Abschied ging Chandler davon.
KAPITEL 25
Jordan Knight stand auf der Schwelle des Büros seiner Frau und beobachtete sie. Elizabeth Knight saß mit gebeugtem Kopf hinter dem Schreibtisch. Vor ihr lagen mehrere aufgeschlagene Bücher, doch sie las offensichtlich in keinem davon.
»Warum machst du für heute nicht Schluß, Schatz?«
Sie sah erschrocken auf. »Jordan, ich dachte, du wärst schon zu deinem Treffen gefahren.«
Er ging zu ihr, stellte sich neben sie und massierte mit einer Hand ihren Nacken. »Ich habe es abgesagt. Und jetzt sollten wir nach Hause fahren.«
»Aber ich muß noch arbeiten. Wir hinken furchtbar hinterher. Es ist so schwer ...«
Er legte eine Hand unter ihren Arm und half ihr hoch. »Beth, ganz gleich, wie wichtig es ist - so wichtig ist es auch wieder nicht. Fahren wir nach Hause«, sagte er fest.
Ein paar Minuten später saßen die Knights in einem Dienstwagen der Regierung, und der Chauffeur fuhr sie zu ihrer Wohnung. Als Elizabeth Knight sich nach einer entspannenden Dusche, einem leichten Abendessen und einem Glas Wein aufs Bett legte, fühlte sie sich wieder einigermaßen erholt. Ihr Mann kam ins Zimmer, setzte sich neben sie, legte ihre Füße auf seinen Schoß und massierte sie.
»Manchmal glaube ich, daß wir zu viel von unseren Assessoren verlangen. Sie zu hart arbeiten lassen. Zu viel von ihnen erwarten«, sagte Elizabeth nach einer Weile.
»Wirklich?« Jordan Knight umfaßte sanft ihr Kinn. »Du versuchst doch nicht etwa, dir irgendeine Mitschuld an Michael Fiskes Tod zu geben? An dem Abend, an dem er vermutlich umgebracht wurde, hat er keine Überstunden gemacht. Du hast mir erzählt, er habe sich krank gemeldet. Und daß man seine Leiche in einem heruntergekommenen Stadtteil gefunden hat, in einer schmutzigen Gasse, hat nicht das geringste mit dir oder dem Gericht zu tun. Irgend jemand, irgendein Abschaum von der Straße, hat ihn ermordet. Vielleicht war es ein Raubmord, vielleicht war Fiske einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Aber wie dem auch sei, du hast nichts damit zu tun.«
»Die Polizei glaubt an einen Raubmord.«
»Die Ermittlungen haben zwar gerade erst begonnen, aber ich würde auch davon ausgehen.«
»Einer der Assessoren hat heute gefragt, ob Michaels Tod irgend etwas mit dem Gericht zu tun hat.«
Jordan Knight dachte kurz darüber nach. »Nun ja, das wäre zwar möglich, aber ich kann mir nicht vorstellen, auf welche Weise.« Plötzlich schaute er besorgt drein. »Aber falls es tatsächlich so ist, werde ich dafür sorgen, daß du zusätzlichen Schutz bekommst. Ich werde mich morgen hinters Telefon klemmen und veranlassen, daß ein Agent vom Secret Service oder vom FBI rund um die Uhr zu deinem Schutz abgestellt wird.«
»Nein, Jordan, das ist nicht nötig.«
»Na, hör mal. Ich werde mit allen Mitteln dafür sorgen, daß kein Verrückter dich mir wegnimmt. Das macht mir des öfteren Sorgen, Beth. Einige Urteile des Gerichts sind äußerst unpopulär. Und du bekommst von Zeit zu Zeit Morddrohungen. Das kannst du nicht ignorieren.«
»Das tue ich auch nicht. Ich versuche einfach, gar nicht daran zu denken.«
»Na schön, aber reg dich nicht auf, wenn ich anders verfahre.«
Sie lächelte und berührte sein Gesicht. »Du kümmerst dich
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