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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Jahren lassen erkennen, daß wir nicht zu intervenieren brauchen. Ich bitte Sie lediglich, den Präzedenzfällen, die an diesem Gericht entschieden wurden, die Achtung zu erweisen, die sie verdienen.«
    »Niemand schätzt dieses Verfassungsorgan mehr als ich.«
    »Das freut mich zu hören.«
    »Und ich würde mich freuen, wenn ich dazu beitragen könnte, daß Sie sich auch nach der mündlichen Verhandlung noch mit dem Fall Chance beschäftigen.«
    Ramsey musterte sie mißmutig. »Das wird eine sehr kurze Diskussion. Schließlich braucht man nicht lange, um ja oder nein zu sagen. Offen gesagt, am Ende des Tages werde ich mindestens fünf Stimmen haben, und Sie nicht.«
    »Nun ja, ich habe immerhin schon mal drei Richter davon überzeugt, für die Zulassung des Falles zu stimmen.«
    Ramsey schien sich ein Lachen verkneifen zu müssen. »Sie werden bald herausfinden, daß es eine ganz andere Sache ist, ob ein Richter dafür stimmt, einen Fall zuzulassen, oder ob er zu seinen Gunsten entscheidet. Glauben Sie mir, ich werde die Mehrheit bekommen.«
    Elizabeth Knight lächelte freundlich. »Ihre Zuversicht ist ansteckend. Davon kann ich lernen.«
    Ramsey erhob sich. »Dann vergessen Sie bloß nicht diese andere Lektion. Kleinere Fehler führen normalerweise zu größeren. Wir sind auf Lebenszeit ernannt worden, und unser einziges Kapital ist unsere Reputation. Sind Sie Ihren guten Ruf erst einmal los, bekommen Sie ihn nie mehr zurück.« Ramsey ging zur Tür. »Ich wünsche Ihnen einen produktiven Tag, Beth«, sagte er, bevor er das Zimmer verließ.

KAPITEL 2
    »Rufus?« Samuel Rider drückte sich vorsichtig den Hörer ans Ohr. »Wie haben Sie mich gefunden?«
    »Hier oben gibt es nicht besonders viele Anwälte, Samuel«, sagte Rufus Harms.
    »Ich bin nicht mehr beim JAG.«
    »In der freien Wirtschaft verdient man wohl ganz gut.«
    »Manchmal vermisse ich die Uniform«, log Rider. Er hatte schreckliche Angst vor der Einberufung gehabt - damals, Anfang der siebziger Jahre. Glücklicherweise hatte er ein abgeschlossenes Jurastudium vorweisen können und war auf Nummer Sicher gegangen: Er hatte sich für die Militärgerichtsbarkeit - das Judge Advocates General’s Office, kurz JAG - entschieden, statt mit Helm und Kampfanzug durch die Dschungel Vietnams zu streifen, als lebende Zielscheibe für >Charlie<, den Vietkong.
    »Ich muß Sie sprechen. Warum, will ich am Telefon nicht sagen.«
    »Ist in Fort Jackson alles okay? Ich habe gehört, daß Sie dorthin verlegt wurden.«
    »Alles bestens. Der Knast hier ist in Ordnung.«
    »Das habe ich nicht gemeint, Rufus. Ich frage mich nur, warum Sie mich nach so vielen Jahren anrufen.«
    »Sie sind immer noch mein Anwalt, oder? Und jetzt brauche ich wirklich einen.«
    »Mein Terminplan ist ziemlich voll, und ich komme normalerweise kaum aus der Stadt heraus.«
    »Ich muß Sie morgen sehen, Samuel. Sind Sie mir das nicht schuldig?«
    »Ich habe damals alles für Sie getan, was ich konnte.«
    »Sie haben sich auf einen Kuhhandel eingelassen. Kurz und schmerzlos.«
    »Nein«, entgegnete Rider, »wir hatten vor der Verhandlung eine Vereinbarung mit dem Gericht getroffen, die vom Anklagevertreter abgesegnet wurde. Es war das Klügste, was wir tun konnten.«
    »Sie haben aber nicht versucht, ein günstigeres Urteil für mich herauszuholen. Die meisten Anwälte versuchen das.«
    »Wer hat Ihnen das gesagt?«
    »Im Gefängnis lernt man so einiges.«
    »Sie können das Urteil nicht anfechten. Sie wissen, wir haben uns damals auf Geschworene der Army eingelassen.«
    »Aber Sie haben keine Zeugen aufgerufen. Sie haben eigentlich gar nichts getan. Jedenfalls habe ich nicht viel davon mitbekommen.«
    Rider ging unwillkürlich in die Defensive. »Ich habe getan, was ich konnte. Vergessen Sie nicht, Rufus, man hätte Sie hinrichten können. Ein kleines weißes Mädchen! Du lieber Himmel, die Anklagevertretung hätte auf Mord plädiert. Man hat es mir gesagt! Mit anderen Worten: Ich habe dafür gesorgt, daß Sie noch leben.«
    »Bis morgen, Samuel. Ich habe Sie auf meine Besucherliste gesetzt. Gegen neun Uhr. Vielen Dank. Ich danke Ihnen vielmals. Ach, und bringen Sie ein kleines Radio mit.« Bevor Rider ihn nach dem Grund für diese Bitte fragen konnte oder warum er überhaupt ins Gefängnis kommen sollte, hatte Rufus Harms schon aufgelegt.
    Rider lehnte sich in seinem bequemen Sessel zurück und ließ den Blick durch das geräumige, holzgetäfelte Büro schweifen. Er hatte sich in einer ländlichen

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