Die Wall Street ist auch nur eine Straße
meine Weise wird die Situation letztlich besser, so wie es seit 2009 in Island der Fall war. Auf die andere Weise wird alles schlechter.
14. Niemand hat jemals die Gesetze von Angebot und Nachfrage außer Kraft gesetzt
In naher Zukunft wird es weltweit höhere Nahrungsmittelpreise geben, teilweise deshalb, weil die globalen Vorräte so gering sind. Wenn die Natur nicht mitspielt – wenn es zum Beispiel in Brasilien nicht regnet –, fallen die Vorräte, auf die man zurückgreifen könnte, noch geringer aus, und die Preise klettern sogar noch höher. Die Politiker schieben die Preisanstiege den bösen Spekulanten in die Schuhe, aber in Wahrheit ist es so, dass die Farmer ihre Produktion nicht erhöhen, wenn die Preise nicht steigen. Der arme Weizenfarmer sagt: »Ich kann meinen Weizen nur für 3 Dollar verkaufen.« Er wird also keinen Weizen anbauen, dessen Produktionskosten 4 Dollar betragen (oder wie auch immer die Zahlen sein mögen). Wenn der Preis aber auf 8 Dollar steigt, dann werden alle Weizenfarmer der Welt – und auch andere, die bislang keinen Weizen angebaut haben – eifrig Weizen produzieren.
Dann werden Sie und ich sich über die hohen Brotpreise wundern. Aber wenn wir nicht so viel Geld für Brot bezahlen würden, dann bekämen wir überhaupt kein Brot. So funktioniert die Welt seit Tausenden von Jahren. Die Kommunisten in der früheren Sowjetunion versuchten, die Gesetze von Angebot und Nachfrage außer Kraft zu setzen – und schließlich erhielten sie gar nichts mehr. Mangelhafte Versorgung war ein alltägliches Phänomen. In Russland mussten sich die Menschen pro Tag zwei oder drei Stunden anstellen, wenn sie versuchten, Tomaten oder irgendetwas anderes zu bekommen. Wenn man auf die Straße trat, sah man eine lange Reihe von Leuten, die vor einem Laden warteten. Sie wollten dort hinein; egal, was es gerade zu kaufen gab. Die Warteschlange bedeutete, dass Waren in diesen Laden geliefert worden waren, und man wollte das haben, was immer es auch war, auch wenn man es nicht gebrauchen konnte. Zum Beispiel stellten sich auch Männer in die Warteschlange, wenn es Frauenkleider zu kaufen gab. Man wusste, dass man immer alles gegen etwas eintauschen konnte, das man wirklich brauchte.
Noch nie hat jemand mit Erfolg den Markt ausmanövriert. Kein Papst und kein Imam hat die Macht, sich gegen die Gesetze von Angebot und Nachfrage durchzusetzen. Aber das hält die Politiker nicht auf. Bald werden sie Preiskontrollen einführen. Politiker tun das schon seit 1000 Jahren, obwohl es nie funktioniert hat, und sie werden es auch weiterhin tun. Vor ein paar Jahren setzten die philippinischen Politiker eine Preisobergrenze für Reis. Die Bauern bauten keinen Reis mehr an. Die Menschen dort aßen weiterhin Reis, weil er das billigste Nahrungsmittel war. Und weil die Preise für Mais und Weizen ebenfalls stiegen, aßen sie sogar noch mehr Reis. Die Produktion uninteressanter zu machen und den Konsum zu erhöhen, führte zu den vorhersagbaren Ergebnissen. Letztlich gab es nur noch wenig Reis. Die Produktion war nicht profitabel. Diese Politik wurde schnell wieder beendet.
Als in den 1890er-Jahren der Weizenpreis stieg, erließen Politiker in Deutschland ein Gesetz, das untersagte, Weizen an einer Rohstoffbörse zu handeln, um »üble Spekulanten« in die Schranken zu weisen. Danach schoss der Weizenpreis in die Höhe. Man muss anerkennen, dass die Politiker ihre Fehlentscheidung erkannten. Nach drei Jahren wurde das Gesetz abgeschafft. Aber in den USA verabschiedete der Kongress in den 1950er-Jahren unter vergleichbaren Umständen ein Gesetz, das sich auf Zwiebeln bezieht. Und dieses Gesetz gilt immer noch. In den USA sind Zwiebeln heute der einzige Rohstoff, der nicht an einer Futures-Börse gehandelt werden darf. Sobald das Gesetz in Kraft trat, verdoppelte sich der Zwiebelpreis. In den letzten zehn Jahren stieg er mehr als der Preis jedes anderen Nahrungsmittels. In der Tat wurden Zwiebeln so teuer, dass Indien Preiskontrollen einführte.
Die Sowjets hatten gar nichts, weil niemand etwas produzierte, und das lag daran, dass die Preise auf so niedrigem Niveau fixiert waren. Als ich auf meinem Motorrad durch Russland fuhr, benutzten Kinder Brotlaibe als Fußbälle. Der Preis für Brot war auf einem künstlich niedrigen Niveau fixiert, und daher war es billiger, etliche Brotlaibe zu kaufen als einen Fußball (wenn man überhaupt einen bekommen konnte), und deshalb kickten die Kinder Brotlaibe durch die
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