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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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nickte dann. »Es ist besser geworden!«
    Für Klara war es eine Folge der nachlassenden Wehen, und sie wagte noch nicht aufzuatmen. Als die nächste Wehe kam, war sie für die Gebärende nicht mehr so schmerzhaft wie die vorhergehenden. Dennoch waren die Nerven aller Beteiligten bis zum Zerreißen angespannt. Die Geburt dauerte lange, das Kind schien einfach nicht kommen zu wollen.
    »Was sollen wir denn tun?«, fragte Emma verzweifelt.
    »Es kann sein, dass das Kind falsch liegt und deshalb nicht geboren werden kann. Bei Tieren ist das manchmal so. Da muss man hineingreifen und es drehen!« Rita war auf einem Bauernhof aufgewachsen und erst vor wenigen Jahren ins Schloss gekommen. Zunächst hatte sie es nicht sagen wollen, doch wenn sie schwieg und die Gräfin deswegen starb, würde sie sich zeit ihres Lebens Vorwürfe machen.
    »Es wäre einen Versuch wert«, fand die Mamsell und blickte auf ihre eigenen, recht breiten Hände. Die von Rita übertrafen die ihren noch, und auch Emmas waren recht kräftig. Da richteten sich aller Augen auf Klara.
    »Ihr wollt doch nicht, dass ich das mache?«, rief das Mädchen entsetzt.
    »Du hast die feinsten Hände von uns. Anders als du würden wir Ihre Erlaucht ganz sicher verletzen«, antwortete die Mamsell.
    »Aber ich weiß doch gar nicht, wie ein Kind liegen muss!«
    »Der Kopf muss als Erstes kommen!«, erklärte Rita, die zu Hause die Geburt mehrerer Geschwister miterlebt hatte. Mit diesem Wissen leitete sie Klara an, was diese tun sollte, und eine halbe Stunde darauf war das Kind da.
    Klara hatte noch nie ein so kleines Wesen gesehen, doch es lebte und war unzweifelhaft männlichen Geschlechts. »Das wird etliche Mehlklöße vertilgen müssen, um richtig groß zu werden«, sagte sie erleichtert.
    »Oh Gott!«, stieß da die Mamsell aus. »In der ganzen Aufregung haben wir vergessen, uns nach einer Amme umzusehen. Hoffentlich finden wir rasch eine Frau, die erst vor kurzem geboren hat.«
    »In dem Fall wäre der Rat der Hebamme gewiss förderlich«, wandte Rita ein. »Lange haben wir nämlich nicht Zeit. Der Kleine sieht hungrig aus und braucht Milch.«
    »Wir haben doch Kühe auf dem Wirtschaftshof. Lassen wir uns von dort Milch holen«, schlug die Zofe vor.
    Klara schüttelte den Kopf. »Kuhmilch soll für Neugeborene nicht gut sein, habe ich sagen hören. Wenn es notwendig ist, sollte man die Milch einer Ziege nehmen. Aber viele Kinder mögen die nicht.«
    »Wir können doch den neuen Grafen Waldstein nicht mit Ziegenmilch füttern!«, protestierte die Mamsell.
    Als sie Klaras erstaunten Blick sah, fuhr sie fort: »Da sein Vater tot ist, ist der Knabe vom Augenblick seiner Geburt an der Graf und Herr von Waldstein.«
    »Jetzt braucht er erst einmal Milch, und wenn ihr keine Amme für ihn habt und ihn auch nicht mit der Milch einer Ziege füttern wollt, wird Ihre Erlaucht selbst sich seiner annehmen müssen«, erklärte Klara.
    Die Mamsell funkelte sie empört an. »Ihre Erlaucht kann doch ihren Sohn nicht an die Brust legen wie eine Kätnerin!«
    »Wenn sie nicht will, dass er verhungert, wird ihr wohl nichts anderes übrigbleiben.«
    Klara war erschöpft und müde. Außerdem verstand sie das Getue der feinen Herrschaften nicht, die ihre Kinder wildfremden Weibern anvertrauten, damit diese sie stillten.
    »Sieh zu, ob du auf dem Wirtschaftshof Ziegenmilch erhältst«, wies die Mamsell Rita an.
    Nachdem die Küchenmagd das Zimmer verlassen hatte, wandte sie sich ihrer Herrin zu. »Wenn Seine Erlaucht die Milch einer Ziege nicht mag oder sie nicht verträgt, werdet Ihr überlegen müssen, ob Ihr ihn nicht selbst nährt. Doch wenn, soll es so geschehen, dass niemand außer Emma und mir Euch dabei sieht.«
    Gräfin Griselda schüttelte es bei dieser Vorstellung, doch sie war zu schwach, um gegen diese Zumutung zu protestieren. Auch sagte sie sich, dass ihr Kind leben musste, um jeden Schatten eines Verdachts von Graf Ludwig zu nehmen. Daher nickte sie mit steinerner Miene und wies alle außer der Mamsell an, sich zu entfernen.

10.
    D ie Geburt des Grafensohns erwies sich für Klara als Vorteil, denn die Aufmerksamkeit aller Bediensteten richtete sich nun auf das Kind. Zudem kehrten die Mägde und Diener, die aus Angst vor dem Gift geflohen waren, auf das Schloss zurück und taten ihre Arbeit wie ehedem. Selbst für Martha blieb daher nicht mehr viel zu tun, obwohl man Rita aus der Küche geholt und zur Kindsmagd ernannt hatte. Zwei Tage später fand man auch eine Amme für

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