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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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das Gesicht. »Der Wirt mag es nicht, wenn allein herumziehende Weiber hier schlafen. Wäre Herr Tobias hier, könnte er für euch bürgen.«
    »Aber ihr könnt uns doch nicht auf der Straße schlafen lassen«, rief Klara verzweifelt.
    »Meinetwegen könntet ihr bleiben! Aber wie ich schon sagte: Der Wirt mag es nicht.«
    In dem Augenblick warf Alois Schneidt einen Blick zur Tür hinaus. Eigentlich hätte er nach dem Markt weiterziehen können. Da er aber erfahren wollte, ob Klara möglicherweise verunglückt oder gar ermordet worden war, hatte er Michelstadt noch nicht verlassen. Als er seine Nichte erkannte, prallte er zurück, doch es war bereits zu spät.
    Klara wies aufatmend auf ihn. »Wir sind keine streunenden Weiber! Das dort ist mein Oheim, der wie ich die Arzneien der Herren Just austrägt. Er trägt den gleichen Namen wie ich, nämlich Schneidt.«
    »Stimmt das?«, fragte der Knecht Alois Schneidt, dem nichts anderes übrigblieb, als ganz aus der Tür zu treten.
    Widerwillig nickte er. »Das ist meine Nichte, ein ungezogenes Ding, das nicht weiß, was sich gehört. Wenn sie so weitermacht, werde ich ihr noch den Hintern versohlen.«
    Während Klara froh war, den Verwandten zu sehen, wunderte Martha sich über den Hass, der in den Worten des Mannes mitschwang. Das machte ihr Alois Schneidt noch unsympathischer. Aber auch sie war froh, als der Knecht beiseitetrat und sie einließ.
    »Wenn wir jetzt noch einen Becher Bier und einen Teller Eintopf bekommen, wäre ich zufrieden«, sagte sie zu Klara.
    »Ich auch! Es ist gut, dass mein Oheim noch hier ist. Er kann mir morgen die Arzneien zuteilen, die ich mitnehmen will, und dann verschwinden wir wieder, bevor Herr Tobias zurückkommt.«
    »Von mir aus!« Martha war von der Idee, gleich weiterzuziehen, alles andere als begeistert. Doch auch diesmal gab sie der Jüngeren nach, denn sie würden unterwegs ebenfalls gut essen. Sie musste nur ein paar Fische aus den Bächen angeln und vielleicht eine Schlinge legen, um einen Hasen zu fangen. Was Tobias betraf, fand sie ihn zwar nett, und er hatte sich auch als guter Liebhaber erwiesen. Der gesellschaftliche Unterschied zwischen ihnen war jedoch viel zu groß, als dass sie ihn ernsthaft ins Auge fassen konnte. Außerdem spürte sie Klaras unterschwellige Eifersucht, und die wollte sie nicht weiter schüren.

2.
    Z u ihrem Leidwesen entging Klara der Begegnung mit Tobias nicht. Zum einen schlief sie am nächsten Morgen länger als geplant, und dann trödelte ihr Onkel, als er ihr die nächste Füllung ihres Reffs zuteilen sollte.
    Alois Schneidt stellte fest, dass seine Nichte erneut fast alles verkauft hatte, und ärgerte sich darüber. Obwohl er seine Ware zweimal auf recht guten Märkten hatte anbieten können, war das kleine Biest bislang weitaus erfolgreicher gewesen als er. Selbst wenn sie auf dem letzten Teil ihrer Strecke nur durchschnittlich verkaufen sollte, würde das Geld, das sie eingenommen hatte, ausreichen, um über den Winter zu kommen und sich im nächsten Jahr erneut als Wanderapothekerin auf den Weg machen zu können.
    Ich muss etwas unternehmen, sagte er sich, sonst gibt Johanna den Schatz meines Bruders niemals heraus.
    Dabei aber durfte der Laborantenbengel ihm nicht in die Quere kommen. Der Bursche zeigte schon jetzt zu viel Interesse für Klara. Als Weib kam sie für ihn zwar nicht in Frage … Bei dem Gedanken stockte er. Das stimmte gar nicht. Wenn Tobias das Vertrauen des Mädchens errang und diese ihm von dem Schatz ihres Vaters erzählte, so reichte das Gold als Mitgift allemal aus.
    Alois Schneidt schoss der Schreck in alle Glieder, und er verschüttete einen Teil einer Essenz, deren wertvollsten Wirkstoff Rumold Just für teures Geld von einem Nürnberger Kaufmann erstanden hatte.
    »Oheim! Was tust du da?«, rief Klara erschrocken aus.
    »Ich bin abgerutscht«, redete Schneidt sich heraus und riss sich zusammen.
    Klara fing die danebengeflossene Essenz mit einem Tuch auf und steckte dieses in ein kleines Töpfchen.
    »Verkaufen werde ich es nicht mehr können, aber es dürfte genügen, um den Leuten zu zeigen, wie man das Mittel anwendet.«
    »Hm«, kommentierte Schneidt diese Worte einsilbig und machte weiter.
    Klaras Reff war noch nicht zur Hälfte gefüllt, da wurde die Tür aufgerissen, und Tobias stürmte herein. »Klara, endlich! Eigentlich gehört dir der Hintern versohlt. Was fällt dir ein, uns so lange warten zu lassen?«
    Zuerst zuckte Klara bei seinen zornigen Worten

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