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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Arme.
    »Gerold, ich …« Ein Tränenstrom erstickte das, was Klara hatte sagen wollen. Stattdessen klammerte sie sich an ihren Bruder, als wollte sie ihn nie mehr loslassen.
    Aus den Augenwinkeln sah Klara, wie eine junge, dralle Frau aus dem Innern des Hauses herauskam und sie fassungslos anstarrte. Da löste sie sich aus Gerolds Armen, trat auf Lisa zu und umarmte diese.
    »Ich danke dir, dass du dich meines Bruders angenommen hast!«, sagte sie und küsste die andere auf beide Wangen.
    »Du bist seine Schwester!« Lisa atmete auf, denn mit diesem Mädchen hätte sie niemals konkurrieren mögen.
    »Das ist Klara!«, sagte Gerold lächelnd. »Ich habe dir ja von ihr erzählt. Sie ist noch starrsinniger, als ich gedacht habe. Was für eine Verrücktheit, selbst mit dem Reff auf Wanderschaft gehen zu wollen! Wenigstens bist du unserem mörderischen Oheim entkommen.«
    Klaras Miene wurde jäh ernst. »Der Oheim hat uns aufgelauert! Herr Tobias ist schwer verletzt, und Martha und ich sind ihm nur um Haaresbreite entkommen. Er selbst ist wahrscheinlich tot.«
    »Verdient hat er es!«, rief Gerold unversöhnlich.
    »Wir sollten uns um Herrn Tobias kümmern«, bat Klara. »Er hat viel Blut verloren und ist sehr schwach.«
    »So schlimm ist es auch wieder nicht«, brummte Tobias, war aber froh, als Lisa ihn nach hinten führte und er sich endlich hinlegen konnte. Obwohl er noch so viel hatte sagen wollen, schlief er rasch ein.
    »Den hat’s ganz schön erwischt«, meinte Gerold. »Aber keine Sorge, er kommt schon wieder auf die Beine. Jetzt erzähle mir, wie es Mutter und den beiden Kleinen geht!«
    »Aber erst, nachdem deine Schwester ein wenig getrunken und gegessen hat«, wandte Lisa lächelnd ein und bat Klara und Martha, mit in die Küche zu kommen. Da er sich nicht ausschließen lassen wollte, humpelte Gerold hinter den dreien her.

16.
    Z wei Tage später brach Klara auf, um das letzte Stück Weg bis Gernsbach zu bewältigen, und Martha begleitete sie. Sie hatten die Tragriemen des Reffs erneuern lassen und einiges an Mundvorrat mitgenommen, so dass sie, wie Klara sagte, nicht auf andere angewiesen waren.
    Vor ihnen lagen noch drei Tage eines mühsamen Marsches. In den ersten Dörfern hatten die Menschen von Gerolds Schicksal erfahren und waren entsprechend neugierig. Sie kauften aber auch kräftig ein, und so wurde Klaras Reff immer leichter. Auf dem weiteren Teil der Strecke hatten die Bewohner sich nur gefragt, warum im letzten Jahr kein Wanderapotheker erschienen war. Nun wunderten sie sich über die beiden Frauen, waren aber froh, ihre Arzneien endlich ergänzen zu können. Klara verdiente daher gut, und als sie schließlich die Mauern von Gernsbach vor sich sah, war ihr Weg fast zu Ende. Am Tor erhielten sie die Auskunft, dass der Markt am übernächsten Tag stattfinden würde.
    »Dein Reff ist fast leer«, meinte Martha, als sie zu Bollands Gasthof weitergingen. »Daher müssten wir nicht unbedingt auf den Markt.«
    »Wir müssen auf jeden Fall daran teilnehmen, weil Herr Just sonst das Privileg verliert, dort verkaufen zu können«, antwortete Klara und trat in das Gasthaus ein.
    Bolland sah von seinen Krügen auf und wollte sagen, dass fahrendes Volk bei ihm nicht geduldet würde. Da entdeckte er das Reff auf Klaras Rücken und erinnerte sich, dass seine Tochter ihm von Tobias Just erzählt hatte. Der habe nach einer jungen Frau gefragt, die im Auftrag seines Vaters dessen Arzneien austragen würde.
    »Ihr seid wohl die vermissten Königseerinnen?«, fragte er.
    »Das sind wir!«, antwortete Martha, auch wenn sie selbst aus einer ganz anderen Gegend stammte.
    »Herr Tobias Just lässt Euch Grüße ausrichten, Herr Bolland. Er hat sich leider verletzt und wartet zwei Tagesreisen von hier auf unsere Rückkehr. Vorher aber sollen wir noch den Markt beschicken.«
    »Das heißt, ihr wollt hier übernachten. Im Allgemeinen nehme ich keine allein reisenden Frauen auf, aber da ihr zu Herrn Tobias und den Schneidts gehört, will ich eine Ausnahme machen«, erklärte Bolland und füllte zwei Becher mit Wein.
    »Hier, gegen den Durst. Sie kosten euch nichts!«
    »Vergelt’s Euch Gott!« Klara nahm den Becher und sah Bolland traurig an. »Martin Schneidt war mein Vater!«
    »Ein guter Mann, auch wenn er mich weniger verdienen ließ als dein Oheim. Es ist bedauerlich, dass er üblen Räubern zum Opfer gefallen ist.«
    »Das ist wirklich schlimm!« Klara wischte sich ein paar Tränen aus den Augen und fragte dann, ob

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