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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Ausführungen, wies dieser auf seinen Sohn, der eben den großen Krug ihres Onkels und ihren eigenen mit jenem Balsam füllte, der am meisten nachgefragt wurde.
    »Ich habe beschlossen, dass Tobias erfahren soll, wie unsere Arzneien an den Mann und besonders an das Weib gebracht werden. Er wird daher mit euch zusammen aufbrechen und jene Apotheker auf euren jeweiligen Strecken aufsuchen, die unsere Medikamente kaufen. Zudem soll er Klara, aber auch dich, Schneidt, gelegentlich ein Stück begleiten. Er wird in den Städten, in denen eure Strecken sich treffen, auf euch warten und euch frische Arzneien übergeben!«
    »Aber warum?«, brach es aus Alois Schneidt heraus. Ihm war der Gedanke, den Sohn des Laboranten am Hals zu haben, aus verschiedensten Gründen zuwider.
    Im Gegensatz zu ihm begriff Klara auf Anhieb, weshalb Tobias mitkommen sollte. Just traute ihr einfach nicht zu, ihren Weg zu Ende zu bringen. Sobald sie Anzeichen zeigte, dass sie aufgeben wollte, sollte sein Sohn ihr Reff übernehmen und die restliche Strecke ablaufen. Leise fauchend schwor sie sich, alles zu tun, damit es nicht dazu kam.
    »Euer Fuhrwerk fährt auch bald los. Du solltest dich daher umziehen, Tobias. Sonst musst du hinterherlaufen«, erklärte Just seinem Sohn.
    Klara hätte es Tobias gewünscht, nicht rechtzeitig fertig zu werden. Doch als sie ihr Reff endlich richtig beladen hatte und es auf den Hof hinaustrug, kam der junge Mann mit festen Schuhen, einer ledernen Kniehose und einem knielangen dunklen Rock bekleidet aus dem Haus. Auf dem Kopf trug er einen schwarzen Dreispitz, der ihm, wie sie widerwillig zugeben musste, ganz gut stand.
    »Ich bin fertig!«, verkündete er fröhlich. »Soll ich dir dein Reff zum Fuhrwerk tragen?«
    Statt einer Antwort klemmte Klara die Daumen unter die Tragriemen und ging los. Der Fuhrmann wartete bereits draußen auf der Straße. Den Wagen hatte er mit Kupferbarren beladen, aber auch mit Harz und Pech sowie mit bemalten Spanschachteln, die bei den feinen Damen in den Städten beliebt waren, weil man darin alles Mögliche verstauen konnte.
    »Wer sitzt vorne?«, fragte Tobias und hoffte, dass Alois Schneidt darauf bestehen würde. So geschah es auch. Klaras Onkel stieg auf den Wagen und hieß seine Nichte, ihm sein Reff zuzureichen. Es war schwer, und sie brauchte Tobias’ Hilfe, um es so weit anheben zu können. Danach stemmte sie ihr eigenes Reff in die Höhe.
    Während Alois Schneidt sein Traggestell vorsichtig absetzte und gleich festband, damit nichts passieren konnte, legte er das von Klara nachlässig auf die Kupferbarren.
    Das Mädchen schoss hoch und richtete ihr Reff gerade noch rechtzeitig auf, bevor sich der Deckel des großen Kruges lösen und die Salbe auslaufen konnte. Zwar bedachte sie den Onkel mit einem zornerfüllten Blick, aber Schneidt kümmerte sich nicht darum. Er machte es sich neben dem Fuhrmann bequem und verwickelte diesen in ein Gespräch. Nun stieg Tobias zu ihr auf den Wagen, räumte ein paar der geladenen Waren beiseite und setzte sich, als der Fuhrmann die Peitsche ertönen ließ. Klara wurde durch den Ruck des anfahrenden Fuhrwerks fast umgerissen, konnte sich aber auf den Beinen halten und befestigte ihr Reff dann so zwischen der Ladung, dass es sicher stand. Schließlich setzte auch sie sich und nahm gleich darauf wahr, dass Tobias näher zu ihr hinrückte.
    »Lehn dich gegen mich, dann wirst du bei den Schlaglöchern nicht so hin- und hergeworfen«, bot er ihr an.
    Klara kniff die Lippen zusammen und hielt sich mit beiden Händen an einer großen Kiste fest, die links vor ihr auf dem Wagen stand.
    »Anders wäre es bequemer – und zwar für uns beide«, meinte Tobias, ließ sie aber in Ruhe, als er ihrer abweisenden Miene gewahr wurde.

4.
    K lara begriff rasch, dass sie bei weitem nicht so viel über das Gewerbe eines Wanderapothekers wusste, wie sie geglaubt hatte. Den Worten ihres Vaters hatte sie nicht entnehmen können, dass sie zuerst einmal drei Tage lang mit dem Fuhrwerk unterwegs sein würde. Auch die Grenzübertritte gestalteten sich anders, als seine scherzhaften Erzählungen es hatten vermuten lassen. Sie musste jedes Mal vom Wagen absteigen, ihren Pass vorzeigen und die Schachteln und Tongefäße auf ihrem Reff kontrollieren lassen.
    Es war kein Trost für sie, dass es ihrem Onkel nicht anders erging. Der Einzige, der halbwegs ungeschoren blieb, war Tobias, der nur mit einem Mantelsack reiste und daher nichts zu verzollen hatte. Sie hingegen musste

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