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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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kannst. Wer hat es dich gelehrt?«
    »Unser Pastor hat uns die Buchstaben beigebracht, damit wir das Vaterunser lesen können. Danach habe ich die Zettel, die Papa übrig hatte, gelesen und auch in der Bibel«, berichtete Klara ein wenig schuldbewusst.
    Es war nicht immer ganz einfach gewesen, denn die Mutter hielt wenig von Mädchen, die lasen, und hatte ihr oft den Spüllappen übergezogen, wenn sie sie mit einem Buch oder einem Zettel erwischt hatte.
    »Was für eine Verrücktheit, Frauenzimmern das Lesen beizubringen. Womöglich kann sie auch noch schreiben«, sagte einer der Wanderapotheker mürrisch.
    Zwar hatte Klara, wenn es möglich gewesen war, auf Gerolds Schiefertafel geübt. Mit einer Feder aber hatte sie es noch nie versucht. Sie hoffte daher, dass sie nicht auch noch in dieser Fertigkeit geprüft wurde.
    Just kümmerte sich jedoch nicht weiter um sie, sondern winkte den fünf anderen Wanderapothekern, ihm ins Haus zu folgen. »Eure Fuhrwerke fahren als Erstes los. Also beeilt euch!«
    Das ließen die Männer sich nicht zwei Mal sagen, und so blieb Klara mit ihrem Onkel und Tobias allein. Da niemand ein Wort sagte, nutzte Tobias die Zeit, Klara eingehend zu mustern. Er war froh, dass sie eine so unkleidsame Tracht trug und die Krempe des Hutes ihr Gesicht beschattete, denn sie war ein sehr hübsches Mädchen. Wenn sein Vater das bemerkte, würde er ihm womöglich nicht erlauben, mit ihr zu ziehen.
    Klara kam es so vor, als wolle Tobias sie mit seinen Blicken ausziehen. Vielleicht machte er sich auch heimlich über sie lustig, weil sie in dieser Kleidung einen gewöhnungsbedürftigen Anblick bot. Ihre Base Reglind würde so eine Tracht niemals anziehen. Doch die hatte auch noch den Vater, der für das tägliche Brot sorgte und seine Tochter darüber hinaus in einer Weise verwöhnte, die sie nicht verstand.
    Nach einer Weile kamen die anderen Wanderapotheker voll bepackt aus dem Haus. »Eine gute Strecke!«, wünschten sie Alois Schneidt. Klara ignorierten sie. Diese sah ihnen nach, bis sie durch das offene Hoftor zu einem der drei Fuhrwerke schritten, welche Kupferbarren aus der nahen Schmelze geladen hatten. Zwei von ihnen, die mit demselben Wagen fuhren, stritten sich kurz, wer sich neben den Fuhrmann auf den Bock setzen durfte, dann stieg einer von ihnen hinauf, nahm oben beide Reffs entgegen und stellte sie so hin, dass die Arzneien, die in den verschiedenen Gefäßen verstaut waren, gut geschützt waren.
    Klara begriff, dass sie ebenfalls darauf achten musste, dass ihre Sachen unterwegs nicht ausliefen, und fühlte sich von der Aufgabe, die sie erwartete, schier erschlagen. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch folgte sie Just und ihrem Onkel ins Haus und fand sich kurz darauf vor einem Tisch wieder, auf dem all das aufgebaut war, was sie mitnehmen sollten.
    Während ihr Onkel aus langer Gewohnheit sofort wusste, wo die einzelnen Töpfe, Tiegel, Krüge und auch die Spanschachteln mit Pulvern und getrockneten Kräutermischungen hingehörten, starrte Klara auf ihren Anteil und versuchte, ihrem Gehirn einen klaren Gedanken abzuringen. Schließlich äugte sie zu Alois hin und tat es ihm gleich, so gut sie es vermochte.
    Just beobachtete sie und fand, dass Klara nicht auf den Kopf gefallen war. Es hatte ihn bereits überrascht, wie flüssig sie vorhin gelesen hatte. Zwar wurde den meisten Kindern vom Pastor oder dem Küster das Alphabet beigebracht, doch mangelnde Gewohnheit sorgte dafür, dass viele das Lesen bald wieder verlernten. Schreiben konnte kaum jemand, doch das brauchte Klara auch nicht. Die Hauptsache war, dass sie halbwegs rechnen konnte und sich nicht übers Ohr hauen ließ.
    »Das hier ist eine Liste, wie viel das Geld in den jeweiligen Landschaften wert ist«, erklärte er und reichte ihr eine Aufstellung, die Tobias auf seinen Befehl hin hatte erstellen müssen. »Du wirst Münzen verschiedenster Währungen erhalten! Rechne stets um, damit du nicht zu wenig und nicht zu viel verlangst. Das hier«, Just übergab Klara einen kleinen Stapel etwa handgroßer Zettel, »sind die Gebrauchsanweisungen für die einzelnen Medikamente und die Erklärung, dass der Stadtphysikus von Rudolstadt die Mittel geprüft und für gut befunden hat.«
    Klara schwirrte nach kurzer Zeit der Kopf, doch Just achtete nicht auf ihre ängstliche Miene, sondern erklärte ihr alles, was sie als schwarzburg-rudolstädtische Wanderapothekerin wissen musste. Gerade, als sie annahm, Just wäre nun am Ende seiner

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