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Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition)

Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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seinem Leiterwagen stehen geblieben war. »Hier, ihr guten Leute, probiert meinen Theriak. Die größten Ärzte der Welt haben ihn entwickelt und mir ihr Geheimnis in einer Stunde anvertraut, in der sie vom Wein überwältigt waren. Ich habe schon Kaiser und Könige damit geheilt und auch Bischöfe und Prälaten. Jetzt frage ich euch, ob ihr nicht auch geheilt werden wollt?«
    »Das wollen wir!«, rief einer der Männer und fragte, ob er den Theriak probieren dürfe.
    »Natürlich dürft Ihr das!«, rief der Verkäufer und goss einen winzigen Becher voll. »Hier, Ihr könnt ihn äußerlich anwenden, aber auch trinken. Er schmeckt, das will ich betonen, ausgezeichnet! Dieses Rezept ist von mir, denn das der großen Doctores war ehrlich gesagt kein Wohlgenuss.«
    Erneut lachten die Leute. Der eine Mann trank und schnalzte danach mit der Zunge. »So eine Medizin lasse ich mir gefallen. Gib mir eine Flasche davon.«
    »Mir auch!«, rief ein anderer und öffnete seinen Geldbeutel.

6.
    I nnerhalb kurzer Zeit verkaufte der Theriak-Händler sechs Flaschen seines Gebräus, während kein Einziger bei Klara stehen blieb, um sich ihre Salben und Essenzen anzusehen. Klara versuchte nun auch, Kunden anzulocken, und rief, dass sie die besten Arzneien gegen vielerlei Krankheiten verkaufe. Doch als ein älteres Paar bei ihr stehen blieb, mischte sich ihr Nachbar ein.
    »Was wollt ihr denn bei der? Die stammt doch aus Königsee, wo die Bauerntrampel ihre Mittel aus Kraut und Rüben zusammenmischen und behaupten, das würde helfen. Mein Theriak hingegen ist eine starke Medizin. Wer den nimmt, wird hundert Jahre alt. Hier, probiert, Herr!« Damit drückte er dem Mann einen kleinen Becher in die Hand.
    Kaum hatte der Mann getrunken, nickte er beeindruckt. »Der schmeckt! Davon will ich eine Flasche.«
    »Was wirklich helfen soll, das schmeckt nicht«, antwortete seine Frau und forderte Klara auf, ihr zu zeigen, was sie alles anzubieten habe.
    »Gerne, werte Frau!«, rief Klara erleichtert. »Ich habe alle Heilmittel, die Herr Just in Königsee herstellt. Der Stadtphysikus hat sie selbst erprobt und mir diese Bescheinigung gegeben!« In ihrer Nervosität zog sie den falschen Zettel heraus, doch achtete ihre Kundin zum Glück nicht darauf. Klara aber wurde rot, als sie es merkte, und wies dann auf die einzelnen Schachteln und Dosen.
    »Ich habe die gute Lebensessenz bei mir, die bei Beschwerden des Magen und Darmes hilft, und …«
    Weiter kam sie nicht, da die Frau sie unterbrach. »Das wäre doch etwas für dich, Peter!«
    Ihr Mann hob abwehrend beide Hände. »Bleib mir mit dem Zeug vom Leib. Das schmeckt einfach nur grässlich. Da ist mir der Theriak des braven Doktors Melampus schon lieber.«
    »Darüber hinaus habe ich Tropfen, die gegen Sodbrennen, aber auch bei Schwindelgefühl und Herzklopfen genommen werden, sowie Magentropfen, ägyptischen Balsam gegen Rheuma, Fichtennadelöl, Gliedergeist, Lebensöl, damit der Stuhlgang geht, Zahntropfen, Wacholderbeersaft, Bergöl und …« Klara redete schnell und ließ sich auch durch den Theriak-Händler nicht aus der Ruhe bringen, der immer wieder »Kurpfuschzeug!«, »Elendes Gelumpe!« und ähnlich boshafte Zwischenrufe brachte.
    Die Frau wählte ein paar Arzneien aus, feilschte dabei aber in einer Weise, dass Klara kurz davor war, sie unverrichteter Dinge fortzuschicken. Um wenigstens etwas zu verkaufen, akzeptierte sie schließlich den Preis, den die Kundin als letzten nannte, und sah mit Tränen in den Augen zu, wie deren Mann bei ihrem Nachbarn zwei Flaschen Theriak erstand und den geforderten Preis anstandslos bezahlte. In dem Augenblick wünschte Klara ihm eine Krankheit an den Hals, bei der der angebliche Wundertrank kläglich versagte.
    So ging es eine ganze Weile. Klaras Nachbar lockte marktschreierisch die Kunden an und ließ die Männer probieren, so dass diese sein Elixier entweder selbst kauften oder die Ehefrauen drängten, es für sie zu tun. Zu ihr kamen nur wenige, und selbst die machte ihr der Wunderdoktor zum Teil noch abspenstig.
    Als wieder einmal mehrere Kunden zu dem anderen Stand gingen, entdeckte Klara im Hintergrund Tobias. Er stand bei einem Weinschenk, hielt einen Becher in der Hand und schien sich köstlich zu amüsieren. Da es keinen anderen Grund für seine Belustigung gab als ihr Pech mit den Kunden, drehte sie ihm in Gedanken den Hals um und versuchte alles, um doch noch etwas zu verkaufen. Doch ohne einen kräftigen Preisnachlass nahm ihr keiner etwas

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