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Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition)

Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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bestand nur äußerlich. Im Innern waren beide verderbt.
    Die Nacht brach herein, und die Männer des Grafen entzündeten Fackeln. Einige davon steckten sie so in die Erde, dass Martha im hellen Licht stand und ihr nackter Leib unter dem bernsteinfarbenen Überzug aus Honig deutlich zu erkennen war. Während die Jagdknechte die Gefangene verspotteten, sahen sich die Männer und Frauen aus den Dörfern immer wieder angstvoll um.
    »Verzeiht, Euer Erlaucht, aber wäre es nicht besser, wenn wir nach Hause gehen würden? So verscheuchen wir doch nur den Bären«, schlug ein Mann vor.
    Klara sah ihm deutlich an, dass er Angst davor hatte, der Bär könnte kommen und statt auf Martha auf ihn oder seine Familie losgehen. Auch Benno von Güssberg wirkte mit einem Mal nicht mehr so forsch wie zuvor. Er hieb mit der Faust durch die Luft und nickte.
    »Du hast recht! Wenn wir zu viele sind, kommt das Biest nicht und fällt womöglich woanders über meine Herden her.«
    »Oder über unsere Ställe!«, setzte der Bauer den Satz in seinem Sinne fort und winkte seinem Weib und seinen drei Kindern, ihm zu folgen. Er selbst nahm eine Fackel und machte sich auf den Heimweg. Dutzende folgten ihm. Der Graf warf noch einen kurzen Blick auf die Gefangene und wies dann auf vier seiner Männer.
    »Ihr bleibt in der Nähe und gebt acht, dass die Hexe sich nicht befreien kann, bevor der Bär auftaucht.«
    »Was machen wir, wenn das Untier da ist?«, fragte der Anführer der Jagdgehilfen mit einem besorgten Blick in die Dunkelheit.
    »Dann könnt ihr euch zurückziehen, aber nur so weit, dass ihr Zeugen seid, wie sie gefressen wird!«
    »Er mag nur die Leber, und meine allein ist arg wenig für eine Mahlzeit!«, rief Martha, um die Angst der Knechte zu schüren.
    Wahrscheinlich hoffte sie, die Männer würden ebenfalls verschwinden, so dass sie sich unbemerkt aus den glitschigen Stricken herauswinden konnte.
    Graf Benno ahnte jedoch, was sie im Schilde führte. »Ihr wartet hier! Wagt ja nicht zu fliehen, wenn ihr nicht meinen Zorn spüren wollt«, drohte er seinen Jagdknechten, ließ sich auf sein Pferd helfen und trabte für einen mutigen Mann etwas zu schnell davon.

11.
    K lara hatte dem Ganzen regungslos zugesehen und begriff erst jetzt, dass sie mit der Gefangenen und den vier Männern zurückgeblieben war. Bislang hatte sie sich außerhalb des Fackelscheins aufgehalten, aber nun fragte sie sich, ob sie nicht eine der vorhandenen Fackeln nehmen und hinter den anderen herlaufen sollte. Doch mit dem Reff auf dem Rücken war sie langsamer als die Güssberger, und sie bezweifelte, dass die Bauern sie einlassen würden, wenn sie an eine der Türen klopfte.
    »Man wird mich für den Bären halten und gegebenenfalls mit dem Messer nach mir stechen«, sagte sie leise.
    Zu den Jagdknechten wollte sie sich auch nicht gesellen. Die hatten die Gefangene gequält, und sie befürchtete, dass man sie ebenfalls nicht in Ruhe lassen würde. Eben sagte einer von ihnen etwas, und sie lauschte angestrengt, um es zu verstehen.
    »Verdammt schade, dass das Weibsstück voller Honig ist, sonst könnten wir sie noch einmal losbinden und auf den Rücken legen!«
    »Und was machst du, wenn genau dann der Bär kommt?«, wandte einer seiner Kameraden ein.
    »Der kommt nicht vor Mitternacht. Die Schafe des Grafen hat er auch erst gegen Morgen gerissen. Also hätten wir Zeit genug.«
    »Widerliche Schufte!«, murmelte Klara und wollte zur Straße zurückkehren, um trotz der Dunkelheit und trotz des Bären zu versuchen, sich zum nächsten Dorf durchzuschlagen.
    Die Jagdknechte vernahmen jedoch ihre Schritte und sahen sich aufgeregt um.
    »Da ist was!«, rief einer erschrocken.
    »Der Bär!«
    Ihr Anführer griff nach einer Fackel und wollte auf das Geräusch zugehen. Beim Ruf seines Kameraden blieb er stehen und hob die Fackel, damit ihr Lichtschein weiter reichte. Klara machte sich so klein, wie sie es mit dem Reff auf dem Rücken vermochte, und hoffte, dass sie in dem flackernden Schein nicht zu erkennen war.
    »Da ist nichts!«, sagte der Mann erleichtert. »Der Bär soll auch erst gegen Morgen kommen.«
    »Wollen wir wirklich so lange hierbleiben?«, fragte einer seiner Kameraden. »Ich für meinen Teil habe wenig Lust, dem Geisterbären meine Leber und mein Herz zu überlassen. Ohne lebt es sich nicht so gut, müsst ihr wissen.«
    Er versuchte, darüber zu lachen, doch seine Stimme zitterte vor Angst.
    Auch Klara fürchtete sich halb zu Tode und verfluchte ihre

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