Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition)

Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
Bei dem Gedanken, erneut im Wald schlafen zu müssen, kam Klara der Bär in den Sinn. Dieser würde gewiss auch vor ihr nicht haltmachen.
    Unschlüssig, was sie tun sollte, überhörte Klara beinahe, wie der Graf die Dörfler aufforderte, ihm genug Honig zu bringen, um die Gefangene von oben bis unten damit einschmieren zu können. Einige Frauen schlurften missmutig in ihre Häuser und kehrten mit kleinen Töpfen und Krügen zurück. Graf Benno ließ alles in einen Eimer schütten und war erst zufrieden, als dieser beinahe überlief.
    »Jetzt können wir aufbrechen«, rief er und befahl einigen seiner Männer, ihm in den Sattel zu helfen. Während er voranritt, zerrten seine Jagdgehilfen die Gefangene hoch. Martha war so zerschlagen, dass sie kaum mehr gehen konnte. Daher schleiften die rüden Kerle sie wie einen Sack mit sich. Ihnen folgten nur wenige Treiber, und so drehte einer der gräflichen Bediensteten sich um.
    »Was ist los mit euch? Seine Erlaucht will, dass ihr zuseht, wie die Hexe bestraft wird!«
    Leise vor sich hin schimpfend, setzten die Bewohner sich in Bewegung, und Klara befand sich auf einmal mitten unter ihnen. Sie konnte gerade noch ihr Reff auf den Rücken nehmen, bevor es umgestoßen wurde, und wurde vorwärtsgeschoben. Unterwegs überlegte sie mehrfach, sich in die Büsche zu schlagen und in die Nacht hinein zu wandern, bis sie das Nachbardorf erreicht hatte. Wenn sie sich jedoch durch die Menge drängte und eine andere Richtung einschlug, fiel sie den Männern des unangenehmen Grafen mit Sicherheit auf. Diese würden sie wahrscheinlich mit Gewalt zwingen, dem Schauspiel zuzusehen, das Graf Benno veranstalten wollte.
    Nach einer Weile erreichte der Zug den Waldrand und kam kurz darauf an einem kleinen See vorbei, der halb von Schilf bedeckt war. Auf einer Wiese direkt am See blieb der Graf stehen. In der Abenddämmerung schwarz wirkende Blutflecken im Gras zeigten an, dass an dieser Stelle seine Schafe den Tod gefunden hatten.
    Mit einer herrischen Geste wies Graf Benno auf einen Baum am Waldrand. »Bindet die Hexe dort fest! Doch vorher zieht ihr die Kleider aus. Der Bär soll frisches Fleisch schmecken, wenn er zubeißt, und keine stinkenden Lumpen.«
    Lachend folgten seine Männer dem Befehl und fetzten Martha Kleid und Hemd vom Leib. Die Gefangene hatte nicht mehr die Kraft, sich zu wehren. Mit dem nur halb zugeschwollenen Auge sah sie den Grafen an.
    »Möge Euch der himmlische Richter dafür zur Hölle schicken!«, sagte sie stockend und schloss das Auge, um ihren Peiniger nicht mehr ansehen zu müssen.
    Einer der Jagdgehilfen krallte seine Finger in eine ihrer Brüste und quetschte sie. »Du selbst wirst zur Hölle fahren, Hexe!«
    Noch einmal öffnete Martha das Auge. »Wenn ich weiß, dass ihr mir nachkommt, soll es recht sein. Ich melde mich sogar freiwillig, um die Feuer unter dem Kessel zu schüren, in den man euch steckt!«
    Mut hatte die Frau, das musste Klara zugeben. Allerdings hielt sie es nicht für sinnvoll, den Grafen und seine Männer auf diese Weise zu reizen. Das zog doch nur neue Quälereien und Demütigungen nach sich. Als ein paar Kerle die Gefangene nun an einen Baum banden, griffen sie ihr zwischen die Beine und spotteten, als sie zu weinen begann.
    »Was hast du denn?«, fragte einer. »Für den Teufel hast du deine Beine doch gerne breitgemacht.«
    »Bloß geholfen hat es ihr nichts, denn weder Luzifer noch ein anderer Höllenknecht ist erschienen, um sie zu retten.«
    »Ich wollte, sie kämen! Ihre Gesellschaft wäre mir lieber als die eure!«, stieß die Gefangene hervor.
    Der Graf hob die Hand, um die Aufmerksamkeit aller auf sich zu lenken. »Eben hat sie gestanden, eine Hexe zu sein, die sich nach den geschwänzten Teufeln der Hölle sehnt. Wir werden ihr den Gefallen erweisen, rasch dorthin zu gelangen!« Noch während er es sagte, trat er auf Martha zu, griff mit der Rechten in den Honigeimer und begann, sie von Kopf bis Fuß einzuschmieren.
    Diese Handlung, sagte Klara sich, war eines Edelmanns unwürdig. Doch Benno von Güssberg genoss es offensichtlich, den nackten Leib einer Frau unter seinen Fingern zu spüren und sie überall zu kneifen, ohne dass diese sich wehren konnte. Schließlich hatte er genug und schleuderte den Honigeimer kurzerhand in ein Gebüsch.
    Klaras Abscheu vor Männern wuchs bei diesem widerwärtigen Schauspiel. Der Unterschied zwischen Graf Benno und dem Köhler Görch, dem sie im letzten Herbst beinahe zum Opfer gefallen war,

Weitere Kostenlose Bücher