Die Wanderapothekerin 3: Hexenjagd (German Edition)
berichtet habt.«
Karl von Teck nickte grimmig. »Ein wackerer Mann hätte den Bären gejagt und nicht Geister und Hexen vorgeschoben. Doch wie dem auch sei: Wenn die beiden Frauen wegen Graf Bennos Feigheit sterben sollen, habe ich etwas dagegen!«
»Ich auch!« Gontzau reichte Tobias die Hand und grinste. »Du wirst allerdings wacker mittun müssen. Ein so großer Bär ist alt und verschlagen. Zu dritt haben wir einen besseren Stand gegen ihn, als wenn nur Teck und ich ihn jagen würden.«
»Ich bin dabei!«, erwiderte Tobias. »Der Stadtrichter hat mir versprochen, dass ich mir Waffen aus dem hiesigen Zeughaus holen kann. Das werde ich tun. Ich möchte euch nichts zumuten, was ich nicht selbst wagen würde.«
»Gut gesprochen, mein Freund! Darauf trinken wir noch einen Krug. Morgen früh reiten wir dann. Wie lange werden wir bis Güssberg brauchen?«, fragte Teck.
»Wenn wir rasch reiten, kommen wir gegen Mittag des zweiten Tages an. Ich muss mir nur vorher einen Gaul besorgen. Den, den ich geritten habe, hat Graf Benno mir abgenommen. Die Rechnung ist auch noch nicht beglichen!« Tobias befürchtete, seine beiden neuen Freunde würden ihn nun als Feigling ansehen, doch als er ihnen die Situation schilderte, nickten sie verständnisvoll.
»Du hattest keine andere Wahl, als nachzugeben. Es ist ein Schurkenstück, einen Mann so zu behandeln, wie Graf Benno und seine Männer es getan haben. Wenn du kein Bürgerlicher wärst, sondern ein Herr von Stand, könntest du Benno von Güssberg zum Zweikampf herausfordern.« Karl von Teck schien zu überlegen, ob nicht er es tun sollte, winkte dann aber ab.
»Erst einmal geht es darum, den Bären zu erwischen. Was danach kommt, wird sich zeigen. Am besten besorgst du dir jetzt gleich einen Gaul, damit wir morgen in aller Herrgottsfrühe aufbrechen können.«
»Das ist ein Wort!«, rief Gontzau und klopfte Tobias auf die Schulter. »Tu das! Und danach gehen wir zum Zeughaus. Ich brauche ebenfalls einen Spieß, denn meinen eigenen habe ich nicht bei mir. Ich bin auf der Reise zu meinem Oheim, dem Oberhofjäger Seiner Majestät Friedrich August von Polen und Sachsen. Es würde mich freuen, wenn ich in Dresden etwas mehr zu erzählen hätte als nur das, was auf meinen eigenen Gütern los ist.«
10.
T obias setzte seinen ganzen Eifer und einiges an Geld ein, um an ein gutes Pferd ohne einen lästigen Reitknecht sowie ausreichend Waffen zu gelangen. Karl von Teck besaß zwar seine lange Jagdflinte, brauchte aber ebenso eine Stangenwaffe wie er selbst und Gontzau. Ganz wohl war Tobias dabei nicht. Bislang hatte er nur als Treiber an fürstlichen Jagden teilgenommen, und dabei war es meist auf Sauen und Hirsche gegangen und nur einmal auf Wölfe, niemals jedoch auf Bären.
Als er in den
Goldenen Hirsch
zurückkehrte, bat er seine beiden neuen Freunde daher, ihm genau zu erklären, worauf es bei einer solchen Jagd ankam. Auch wenn er manches als Jägerlatein abtat, bewiesen ihre Worte ihm doch, dass die Sache nicht ungefährlich sein würde.
Da sie lange redeten, kamen sie spät ins Bett, und es dauerte einige Zeit, bis Tobias einschlafen konnte. Im Traum bekam er es mit einem riesigen Bären mit weißer Schnauze zu tun, der sich jeder Falle entzog und am Ende ihn selbst fraß. Gerade als er erneut überlegte, wie er das Untier überlisten konnte, rüttelte ihn jemand wach.
»He, was soll das?«, rief er schlaftrunken.
»Ich dachte, wir wollten früh aufbrechen«, hörte er Karl von Teck belustigt sagen.
»Der Bär!« Tobias kämpfte sich hoch und sah sich um. Seine beiden Begleiter waren bereits dabei, sich reisefertig zu machen.
Gontzau drehte sich lachend zu ihm um. »Hast wohl von ihm geträumt, was?«
Tobias wollte schon den Kopf schütteln, gab es dann aber doch zu. »Ja, das stimmt!«
»Mach dir nichts daraus! Bei mir war es genauso, als ich das erste Mal mit auf eine Bärenjagd durfte. Mein Oheim hatte meinen Vater und mich eingeladen, als ein Bär gemeldet wurde. Die Männer waren begeistert, aber ich …«
»Ihr habt Euch wohl in die Hosen gemacht«, spottete Karl von Teck.
»Natürlich nicht!«, gab Gontzau giftig zurück.
Teck hob beschwichtigend die Rechte. »Es wäre nichts Ehrabschneidendes. Ich habe einige Männer erlebt, denen es so ging, als sie das erste Mal Meister Petz gegenüberstanden. Das ist kein schöner Anblick, mein junger Freund. Wenn so ein Bär sich aufrichtet, ist er um einiges größer als du, und er kann dir mit einem einzigen
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