Die Wanderapothekerin 3: Hexenjagd (German Edition)
gefangen genommen worden war, diesen aber überlistet hatte.
»Sie hat dabei nicht nur sich selbst, sondern auch ein weiteres Mädchen gerettet!«, setzte er hinzu.
»Das ist wahrlich ein beherztes Mädchen!«, lobte Karl von Teck.
»Ich kann mir vorstellen, dass Fürst Ludwig Friedrich von Schwarzburg-Rudolstadt empört wäre, müsste er hören, dass Klara Schneidt hier als Hexe hingerichtet worden wäre«, erklärte der jüngere Edelmann.
»Aber das würde Klara auch nichts mehr helfen«, sagte Tobias bedrückt. »Die Einzigen, die sie retten können, sind wir! Und das auch nur dann, wenn wir den Bären erlegen und sein Fell vorweisen können!«
»Zweifelst du etwa daran?«, fragte Karl von Teck scheinbar empört und musste lachen, als er Tobias’ entgeisterte Miene sah.
11.
W ie von Tobias vorhergesagt, erreichten sie die Grafschaft Güssberg kurz nach dem Mittag des nächsten Tages. Den Hauptort mieden sie und quartierten sich in dem Dorf ein, aus dem Martha stammte. Die Dorfschenke wurde im Allgemeinen nur von den Bauern der Umgebung aufgesucht und war nicht auf Gäste von Adel wie von Teck und von Gontzau eingerichtet. Die Frau des Wirts konnte jedoch gut kochen, und die Strohsäcke, die dieser ihnen füllte, versprachen einen erholsamen Schlaf. Zuerst aber wollten die drei dem Bären auflauern.
Von den Dörflern erfuhren sie, dass diese frische Spuren bei der Wiese am kleinen See entdeckt hätten. Karl von Teck rieb sich die Nase und sah seine beiden Mitstreiter grinsend an.
»Der Bär hat dort gut gespeist und hofft, dass er an der Stelle erneut einen saftigen Braten findet. Wir sollten ihn nicht enttäuschen.«
»Wie stellt Ihr Euch das vor?«, fragte Tobias.
»Kauf einem Bauern eine oder zwei Ziegen ab. Die binden wir auf jener Wiese als Köder an. Wenn Meister Petz kommt, wird meine Flinte ihn lehren, dass es Zeit für ihn ist, diese Welt zu verlassen.«
»Aber das ist doch ein Geisterbär«, wandte der Wirt erschrocken ein.
»Meine Flinte hilft auch gegen Geisterbären. Der Fürstbischof von Würzburg hat sie persönlich gesegnet«, antwortete Karl von Teck lächelnd.
Tobias hingegen blieb ernst. »Wie ist es, Wirt, kennst du jemanden, der uns zwei Ziegen verkaufen kann?«
»Wohl kenn ich da jemanden, nämlich mich selbst. Wenn Ihr mir einen guten Preis zahlt, könnt Ihr zwei Stück haben!« Er nannte eine ziemlich hohe Summe.
Tobias winkte ab. »Ich glaube, ich frage lieber einen der Bauern hier im Ort.«
»Jetzt schüttet das Kind nicht gleich mit dem Bade aus. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr die Viecher für einen Schilling weniger haben!« Der Wirt sah Tobias auffordernd an, doch der schüttelte den Kopf. »Zwei Schillinge weniger!«
»Dafür kriegt Ihr sie auch von einem Bauern nicht«, fügte der Wirt gelassen hinzu.
Tobias war nicht klar, ob der Mann recht hatte oder ihn nur zum Zahlen bringen wollte. Da sie die Ziegen dringend als Köder brauchten, schlug er schließlich ein.
»Wir brauchen auch etliche Fackeln und mindestens eine Laterne«, mischte Karl von Teck sich ein.
»Könnt Ihr alles zu einem geringen Preis von mir haben«, erklärte der Wirt.
Tobias zückte seinen Beutel und legte die geforderten Münzen vor den geschäftstüchtigen Wirt hin. Dieser strich sie ein, verließ die Schankstube und kehrte kurz darauf mit einem Armvoll Fackeln und einer alten Laterne zurück. Die Unschlittkerze darin war jedoch neu.
»Ich hätte nichts dagegen, wenn Ihr den Bären erwischen würdet«, sagte er, als er die Sachen auf den Tisch legte. »Es ist hier kein Leben mehr! Alle haben Angst, und die Weiber laufen mehr in die Kirche zum Beten, als zu Hause zu arbeiten – und was unseren Grafen angeht, war der nicht mehr zu genießen. Wir sind alle froh, dass er erst einmal fort ist.«
Tobias nickte zwar, aber die Probleme des Wirts interessierten ihn wenig. Ihm ging es darum, zu beweisen, dass der Bär kein Geisterwesen war. Dann, so sagte er sich, würde die Anklage wegen Hexerei gegen Klara zusammenbrechen wie ein morsches Gebäude. Er trank noch einen Schluck, befahl dem Wirt, die Kerze der Laterne zu entzünden, und sah seine Mitstreiter auffordernd an.
»Wir sollten aufbrechen, sonst kommen wir in die Nacht hinein.«
»Die Geißen stehen schon draußen!«, erklärte der Wirt und grinste breit. Gingen die beiden Tiere während der Jagd drauf, hatte er einen guten Preis dafür bekommen, überlebten sie oder wenigstens eine, würden Tobias und seine Begleiter sie mit Gewissheit
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