Die Wanderapothekerin 3: Hexenjagd (German Edition)
darum herum entzündet hatte.
»Das ist der Grund, warum der Bursche nur noch die Weichteile seiner Beute gefressen hat. Mit diesem Gebiss konnte er keine Knochen mehr zermalmen. Nur ein Narr wie Graf Benno konnte dieses Tier für einen Geisterbären halten.«
Karl von Teck war mit dem Ergebnis der Jagd hochzufrieden. Lächelnd half er Ernst Wilhelm von Gontzau, der sich bei seinem Sturz den Knöchel angeschlagen hatte, auf die Beine und zog sein Jagdmesser, um den Bären abzuhäuten.
Gontzau trat vorsichtig auf und humpelte mit einem schmerzlichen Grinsen zu Tobias hin.
»Danke!«, sagte er. »Wenn du nicht so beherzt gewesen wärst, hätte es schlimm ausgehen können.«
»Ich habe zu danken!«, antwortete Tobias mit einem missglückten Lächeln. »Ohne Euch hätte ich dieses Biest niemals erlegt. Es tut mir daher leid, dass Ihr zu Schaden gekommen seid.«
»In zwei, drei Tagen ist der Fuß wieder in Ordnung«, sagte Gontzau und tat seine Verletzung mit einer Handbewegung ab. »Wichtig ist, dass wir den Bären erwischt haben. Ich freue mich schon auf Graf Bennos Gesicht, wenn wir ihm das Fell vor die Füße werfen!«
»Darauf bin ich auch gespannt!«
Tobias atmete tief durch. Mit diesem Beweisstück würde der Richter Klara freilassen müssen. Gleichzeitig fragte er sich, was ihr ihre Rettung wert sein mochte. Ein Kuss sollte es schon sein.
13.
G ewohnt, jeden Tag und bei jedem Wetter im Wald oder im Kräutergarten zu arbeiten oder, wie in den letzten Tagen, durchs Land zu ziehen, fiel Klara die Untätigkeit im Turm schwer. Das einzige Fenster lag so hoch, dass sie sich auf die Zehenspitzen stellen musste, um nach draußen spähen zu können, und dann sah sie auch nur die Beine der Passanten, die an ihrem Gefängnis vorbeigingen. Die einzige Abwechslung waren die Gespräche mit Martha sowie das Erscheinen des Wärters, der ihnen das Essen brachte.
Obwohl sie gut versorgt wurden, saß ihnen die Angst im Nacken. Martha kannte Graf Benno gut genug, um zu wissen, dass dieser alles daransetzen würde, sie auf den Scheiterhaufen zu bringen. Da er der Herr einer nur dem Kaiser unterstellten Grafschaft war, maßen sie und Klara seinem Einfluss viel Gewicht bei.
Was konnte ein Bürger wie Tobias Just schon gegen einen Grafen ausrichten?, fragte Klara sich in trüben Stunden. Sie glaubte nicht daran, dass es ihm gelingen konnte, den Geisterbären zu erlegen. Schließlich war er weder ein Jäger noch sonderlich in Waffen geübt.
»Wahrscheinlich hat der Bär ihn schon gefressen, und ich muss mit dieser Schuld belastet vor meinen Herrgott treten«, sagte sie an diesem Morgen bedrückt.
»Du meinst Herrn Tobias? Ich halte ihn für sehr mutig, und vielleicht schafft er es sogar.« Auch Martha war nach vier vollen Tagen, die sie im Turm eingesperrt waren, nicht mehr ganz so optimistisch.
»Wenn sie uns wenigstens vor Gericht stellen würden. Das Warten ist entsetzlich!« Klara seufzte, denn auf ihre Fragen, wie es nun weitergehen würde, hatte ihr Wärter nur mit den Achseln gezuckt.
»Es tut mir leid, dass du in der Sache mit drinhängst«, sagte Martha.
»Mir tut es leid, dass es uns nicht gelungen ist, dem Grafen zu entkommen.«
»Vielleicht hätten wir uns ganz in die Büsche schlagen sollen, anstatt deine Arzneien zu verkaufen«, fuhr Martha fort.
In Klaras Ohren klang das wie ein Vorwurf. Verbissen starrte sie zur Tür und wünschte sich, deren Riegel kraft ihres Willens zerbrechen zu können. Sie war jedoch nur ein schwacher Mensch ohne übernatürliche Fähigkeiten und würde sich anders behelfen müssen.
»Ich halte es für sinnlos, weiter auf Herrn Tobias’ Rückkehr zu warten. Wir sollten zusehen, ob wir nicht den Wärter überlisten können. Immerhin sind wir zu zweit. Vielleicht können wir ihn überwältigen, fesseln und hier einsperren«, schlug sie vor.
Martha sah sie unschlüssig an. »Der Wärter ist sehr kräftig. Ich glaube nicht, dass wir zwei es mit ihm aufnehmen können. Außerdem würde es Lärm geben, den andere hören könnten.«
Das stimmte zwar, doch Klara wollte alles versuchen, um aus diesem Kerker herauszukommen. Dabei wäre dies nur ein erster, kleiner Schritt in die Freiheit, denn danach mussten sie auch noch durch eines der Stadttore gelangen. Wenn die Wächter sie erkannten, würde man sie sofort wieder einsperren und vielleicht sogar an der Wand festketten. Ringe dafür gab es genug in diesem Raum.
»Wir sollten es trotzdem versuchen«, sagte sie.
Ihre Freundin hingegen
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