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Die Wanderapothekerin 3: Hexenjagd (German Edition)

Die Wanderapothekerin 3: Hexenjagd (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin 3: Hexenjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Laterne und wollte los.
    »Vergiss deinen Spieß nicht!«, riet ihm Gontzau.
    Tobias nickte und nahm die Laterne in die linke Hand. Mit der Rechten packte er den Spieß und ging auf die Ziegen zu.
    Karl von Teck wartete einen Augenblick und versetzte dann Gontzau einen leichten Klaps. »Jetzt werden wir sehen, ob dieser Trick den Bären aus seinem Versteck lockt. Folgt Tobias, aber gebt acht, dass Ihr mir nicht in die Schussrichtung kommt. Sonst frisst der Bär unser Jüngelchen womöglich noch auf!«
    »Ich glaube nicht, dass Tobias uns Dank dafür wüsste!«
    Von Gontzau nickte grinsend und huschte, den Spieß mit beiden Händen haltend, hinter Tobias her. Ebenso wie von Teck wusste er, dass sie einem alten, erfahrenen Bären gegenüberstanden. Sie hofften jedoch, dass der leichte Sieg über Graf Bennos Jagdknechte das Tier unvorsichtig werden ließ. Dafür aber mussten sie der Bestie einen Köder anbieten, der sie wirklich reizen würde, und das waren im Augenblick nicht die beiden Ziegen, sondern Tobias.
    Es war gut, dass dieser nichts von den Gedanken seiner beiden Mitstreiter ahnte. Eben erreichte er die erste Fackel, legte seinen Spieß auf den Boden und öffnete seine Laterne, um die Kerze herauszuholen. Da sah er aus dem Augenwinkel einen Schatten auf sich zukommen, fuhr herum – und erstarrte schier zur Salzsäule.
    Der Bär stand da, ohne dass er dessen Kommen bemerkt hatte. Nun richtete das Tier sich auf, um ihm mit der Pranke einen tödlichen Hieb zu versetzen. Bevor der Bär dazu kam, krachte Karl von Tecks Flinte. Tobias sah, wie das Tier zusammenzuckte, konnte auf einmal wieder klar denken und rammte dem Bären seinen Spieß in den Leib.
    Neben ihm tauchte Ernst Wilhelm von Gontzau auf und stach ebenfalls zu. Der Bär brüllte und hieb mit den Pranken nach den Schäften der Spieße.
    »Nicht nachgeben!«, schrie Gontzau und drückte seinen Spieß tiefer in den Leib des Tieres.
    Tobias stemmte sich ebenfalls mit aller Kraft gegen den Bären, und gemeinsam drängten sie ihn zurück. »Gleich haben wir ihn!«, rief er Gontzau zu.
    »Nicht reden! Zustechen!«, keuchte dieser.
    Im nächsten Augenblick begriff der Bär, dass er auf diese Weise nicht an seine beiden Quälgeister kam, und wich zurück.
    »Lasst ihn nicht entkommen!«, brüllte von Teck, der seine Flinte in fliegender Eile erneut lud.
    Der Bär schaffte es, Tobias’ Spieß durch eine halbe Drehung loszuwerden. Von Gontzau konnte ihn allein nicht mehr halten und wurde umgeworfen. Bevor das Tier seinen Jagdkameraden oder ihn angreifen konnte, stach Tobias erneut zu. Er spürte jedoch, dass seine Kräfte nachließen. Da tauchte Karl von Teck neben dem Bären auf, richtete die Mündung seiner Flinte auf dessen Schädel und drückte ab. Der Schuss hallte misstönend durch die Nacht. Ein klagender Laut kam aus dem Maul des Bären, dann stürzte er zu Boden.
    »Du solltest die restlichen Fackeln entzünden, damit wir dem Biest die Haut abziehen können«, meinte Karl von Teck lachend.
    Tobias schüttelte es. »Ihr! Ihr habt mich als Köder benutzt!«, brach es aus ihm heraus.
    »Der Bursche hatte bereits Menschenfleisch gefressen. Daher hielt ich es für wahrscheinlich, dass er versuchen würde, erneut daran zu kommen. Aber Gontzau und ich haben alles getan, damit du nicht in Gefahr gerätst.«
    »Nicht in Gefahr?« Tobias’ Stimme überschlug sich fast.
    Dann aber riss er sich zusammen. Nach einem scheuen Blick auf den toten Bären nahm er die Kerze und zündete die Fackeln an. Gleichzeitig schalt er sich einen Narren, weil er beinahe die Nerven verloren hatte.
    »Es tut mir leid«, sagte er zu Karl von Teck.
    »Schon gut! Du hast dich übrigens wacker gehalten. Ohne dich hätte das Biest den braven Gontzau erwischt.«
    Karl von Tecks Lob richtete Tobias auf. Mit einem befreienden Seufzer nahm er eine der Fackeln und leuchtete den Bären an. »Es ist tatsächlich der Geisterbär!«, rief er und wies auf den etwa drei Finger breiten, weißen Fellstreifen, der sich schräg über den Vorderschädel des Tieres zog.
    Auch Karl von Teck sah sich diese Stelle an und nickte. »So hast du ihn uns beschrieben. Er muss an dieser Stelle vor langer Zeit verwundet worden sein, und die Haare sind weiß nachgewachsen. So etwas passiert manchmal. Außerdem ist das Biest uralt. Schaut euch nur seine Zähne an!«
    Er öffnete das Maul des Tieres, und sie konnten sehen, dass ihm ein Reißzahn fehlte und die Backenzähne so abgenutzt waren, dass sich das Zahnfleisch

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