Die Wanderapothekerin 3: Hexenjagd (German Edition)
gehandelt, wie man es von einem Christenmenschen erwarten kann. Es war falsch, sie anzuklagen! Sie ist daher freizulassen. Was die Hexe betrifft …«
Bislang hatte Klara nur staunend zugehört und für einen Augenblick sogar aufgeatmet. Der Gedanke, dass zwar sie freikommen, Martha hingegen hart bestraft werden sollte, machte sie wütend.
»Martha ist keine Hexe!«, unterbrach sie den Richter. »Nur abergläubische Leute wie dieser Graf glauben noch, dass es Hexen gibt. Meine Freundin ist unschuldig.«
»Seht ihr, sie ist mit der Hexe im Bunde und muss daher ebenfalls abgeurteilt werden!«, rief Graf Benno und wollte noch mehr sagen.
Da hob der Richter die Hand. »Ihr dürft nur dann sprechen, wenn ich es Euch erlaube. Habt Ihr einen Beweis dafür, dass es sich tatsächlich um einen Geisterbären gehandelt hat?«
Während der Graf die Hände öffnete und schloss, als würde er am liebsten den Richter erwürgen, sprang Gangolf auf. »Den Beweis haben wir, Euer Hochwohlgeboren! Dieser Bär ist gegen Hieb und Stich gefeit!«
»So, ist er das?«, fragte der Richter mit einem seltsamen Unterton und hob die Hand.
Auf dieses Zeichen hin öffnete ein Stadtknecht die Türe, vier weitere Stadtknechte kamen herein und schleppten das Fell und den Kopf des Bären mit sich. Ihnen folgten Tobias, Karl von Teck und Ernst Wilhelm von Gontzau.
»Da ist der Bär!«, erklärte Teck und stemmte den Kolben seiner Flinte auf den Fußboden. »Zwei Kugeln und drei Stiche, dann war er tot!«
»Also war der Bär doch nicht gegen Hieb und Stich gefeit«, sagte der Richter lächelnd.
Graf Benno winkte mit beiden Händen ab. »Das muss ein anderer Bär sein!«
Als Antwort zogen die Stadtknechte den Kopf des Tieres herum, und nun konnten alle den weißen Streifen über der Schnauze sehen.
»Wie viele Bären mit einem solchen Zeichen mag es in diesen Landen geben?«, fragte der Richter. In seiner Stimme schwang Spott.
»Wir haben ihn auf der Wiese neben dem kleinen See in der Grafschaft Güssberg erlegt«, erklärte Tobias. »Er hat sich wacker gewehrt, das muss man sagen, doch am Ende blieben wir die Sieger.«
Klara starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »Ihr habt es tatsächlich gewagt, Herr Tobias!«
»Nun, den beiden Herren hier geziemt das größere Lob, denn sie sind erfahrene Jäger. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft«, gab Tobias zu.
Als Teck das hörte, nickte er zufrieden und beugte sich dann zu Gontzau hin. »Er ist fürwahr ein braver Bursche! Aber das dort ist auch ein verdammt hübsches Mädchen. Kein Wunder, dass unser Freund sein Leben für sie riskiert hat.«
Unterdessen saß Graf Benno auf seinem Stuhl und versuchte, seine wirbelnden Gedanken zu ordnen. Am liebsten hätte er behauptet, man wolle ihm einen anderen Bären unterjubeln, doch es passte so auf die Beschreibung des Tieres, dass ihn jeder auslachen würde. Dem Fell nach war es ein riesiger Bär gewesen, wahrscheinlich der größte, der hier in den letzten Generationen erlegt worden war, und die weiße Zeichnung auf dem Kopf war unverkennbar.
Nun öffnete Tobias das Maul des Tieres und deutete auf dessen abgekaute Zähne. »Der Bär war sehr alt und konnte nicht mehr richtig beißen. Deswegen hat er die Tiefen des Waldes verlassen, um sich nahe bei den Menschen leichtere Beute zu holen.«
»Das stimmt mit dem überein, dass er nur die Innereien der gerissenen Schafe und der gräflichen Jagdknechte gefressen hat!« Der Richter atmete kurz durch und wandte sich dann Graf Benno zu.
»Das war also Euer Geisterbär! Drei Männer haben ausgereicht, ihn zu erlegen, ohne dass ihnen dabei auch nur ein Haar gekrümmt wurde.«
»Ganz stimmt das nicht«, widersprach Gontzau. »Ich habe mich am linken Fußknöchel verletzt und hoffe, dass die Jungfer mir etwas Heilsalbe dafür abgibt.«
»Das tue ich gerne! Das heißt, wenn ich mein Reff wiederbekomme«, rief Klara.
»Es wurde bereits geholt. Doch vorher gilt es, diesen Prozess zu beenden«, wies der Richter sie zurecht und wandte sich wieder Graf Benno zu.
»Es hat sich erwiesen, dass der Geisterbär kein Geisterbär war, sondern ein ganz normaler Bär. Damit aber habt Ihr Eure Leibeigene fälschlich der Hexerei bezichtigt. Ihr kann daher nicht zugemutet werden, in Eure Dienste zurückzukehren. Sie wird für frei erklärt! Gleichzeitig habt Ihr dem Mädchen zehn Taler als Entschädigung für die falsche Anklage zu zahlen.«
»Ich denke nicht daran!«, brüllte Graf Benno voller Wut.
Ohne sich
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