Die Wanderapothekerin 4: Gift (German Edition)
Tobias hoffte, dass ihr nicht mehr passiert war als ein paar Blasen an den Füßen, so dass sie langsamer gehen musste. Doch wenn sie bis zum nächsten Abend nicht aufgetaucht war, würde er sie suchen.
Mit diesem Gedanken ließ er sich einen weiteren Krug Bier füllen. Während er trank, blickte er durch das offene Fenster und sah Alois Schneidt herankommen. Auch wenn er den Mann nicht besonders mochte, war er doch erleichtert. Nun konnte Schneidt den Marktstand übernehmen und er sich bereits morgen auf die Suche nach Klara begeben.
12.
A ls Alois Schneidt in die Gaststube trat und Tobias an einem Tisch sitzen sah, verzog er das Gesicht. Es passte ihm gar nicht, dass der junge Bursche ihm und Klara immer noch folgte. Von seiner Nichte war jedoch nichts zu sehen.
»Guten Tag, Herr Tobias«, grüßte er und stellte sein Reff ab. »Verdammt heiß heute! Da wäre ein Becher Wein nicht verkehrt.«
»Tut es Bier auch?«, fragte Tobias und forderte die Schankmaid auf, Schneidt einen vollen Krug zu bringen.
»Zum Wohlsein!«, sagte er, als der andere den Krug in der Hand hielt, und stieß mit ihm an.
»Auf Euer Wohl und das Eures Herrn Vaters«, antwortete Schneidt und dachte daran, dass das Gold seines toten Bruders ihn ebenfalls zu einem wohlhabenden Laboranten machen würde. Das hätte er schon damals nach dem Auffinden des Schatzes haben können, doch da war er noch zu jung und unbedarft gewesen. Mittlerweile wusste er, worauf es ankam. Zwischen ihm und dem Gold stand nur noch Klara, und wenn er dieses sture kleine Biest beseitigen wollte, konnte er den Laborantensohn dabei nicht gebrauchen.
»Wo ist eigentlich meine Nichte?«, fragte er mit einer gewissen Anspannung. »Sie müsste doch längst hier sein. Immerhin war ihre Strecke diesmal um einiges kürzer als die meine.«
»Klara ist noch nicht angekommen«, sagte Tobias und wunderte sich, dass Schneidts Miene sich bei seinen Worten aufzuhellen schien.
»Noch nicht hier? Ihr wird doch nicht etwas zugestoßen sein!« Noch während er es sagte, hoffte Schneidt, das Schicksal hätte ihn von seiner Nichte befreit. Dies würde die Sache für ihn um einiges leichter machen. Da er jedoch so tun musste, als würde er sich um Klara sorgen, seufzte er schwer.
»Es darf nicht sein, dass meine Nichte auch noch verschwindet wie mein Bruder und mein Neffe!«
Mit einem weiteren Seufzer hob Alois Schneidt den Krug an die Lippen und trank. Erst als Tobias wieder zum Fenster hinausschaute, stellte er den Krug zurück auf den Tisch und setzte sich dann so auf die Bank, dass sein Gesicht nicht mehr von dem Licht beschienen wurde, das durch das Fenster fiel. Er wollte nicht Gefahr laufen, dass ihm der Laborantenbengel die Gefühle, die ihn durchtobten, vom Gesicht ablesen konnte.
»Da Klara noch nicht hier ist, werde ich den Marktstand aufbauen müssen«, sagte er und versuchte zu verbergen, wie sehr ihm das entgegenkam.
»So wird es wohl sein«, erwiderte Tobias. »Sag mir, was du dafür und für deinen weiteren Weg brauchst. Ich gebe es dir gleich heute Abend, damit ich mich morgen auf den Weg machen kann, um Klara zu suchen.«
»Da fällt mir aber ein Riesenstein vom Herzen«, log Schneidt. »Wisst Ihr, Herr Tobias, ich will nicht nach Hause kommen und meiner Schwägerin berichten müssen, dass auch ihre älteste Tochter abgängig ist. Die letzten beiden Jahre waren schon schlimm genug.«
Unwillkürlich dachte Tobias daran, dass Alois Schneidt im letzten Jahr eine ganze Woche hier in diesem Gasthaus geblieben war, anstatt nach seinem Neffen zu suchen. Er wischte diesen Gedanken jedoch rasch beiseite und nickte.
»Ich werde alles tun, um Klara zu finden!«
»Euer Vater hätte sie nicht losschicken dürfen! Wenn ich daran denke, was ihr alles zustoßen kann. Sie braucht nur einem Mann begegnet zu sein, der sie ins Gebüsch gezerrt hat, um seine Lust an ihr zu stillen.«
Bei diesen Worten Schneidts stellten sich Tobias’ Nackenhaare auf. An diese Gefahr hätte er ebenfalls denken müssen. Allerdings war Klara nicht allein unterwegs, sondern hatte Martha bei sich. Diese mochte vielleicht nicht so klug sein wie Klara, wusste sich aber in solchen Situationen gewiss besser zu helfen. Trotzdem durfte er nicht hier sitzen bleiben und warten.
»Ich breche morgen in aller Frühe auf. Daher sage mir rechtzeitig, was du brauchst, Schneidt. Der Markt hier hat deinem Bruder immer gutes Geld eingebracht. Also wirst auch du ordentlich verdienen.«
»Ich werde mein Möglichstes
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