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Die Wanderhure

Titel: Die Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Anteil, und was sie damit macht, ist ihre Sache.« Marie musste sich zurückhalten, um Berta nicht noch mehr an den Kopf zu werfen, denn sie hatte gesehen, wie die Kranke bei den bösen Worten ihrer langjährigen Weggefährtin zusammengezuckt war. Stattdessen leerte sie den Inhalt der beiden Börsen auf ihren Schoß und begann zu zählen. Es war mehr, als sie erwartet hatte, da sich keine Münze minderer Prägung darunter fand. Unter den wachsamen Augen von Gerlind und Berta zählte sie das Geld und bildete schließlich aus der einen Hälfte vier Stapel, die sie für Gerlind, Berta, Märthe und Fita bestimmte. Die andere Hälfte teilte sie gleichmäßig zwischen sich und Hiltrud auf. Gerlind war sichtlich unzufrieden, obwohl die Summe, die Marie ihr in die Hand drückte, mindestens das Fünffache dessen betrug, was sie in guten Jahren verdienen konnte.
    Berta wickelte ihre Münzen in einen Stoffstreifen, den sie von ihrem Hemd abriss, und steckte das Päckchen wortlos weg. Dann griff sie nach Fitas Anteil und wollte ihn ebenfalls einstecken. »Schließlich waren wir immer Kameradinnen.«
    Marie schlug ihre Hand weg. »Fitas Geld werde ich in Verwahrung nehmen, bis sie wieder auf den Beinen ist. Dann bin ich sicher, dass sie es auch bekommt.«
    »Du bist ein widerliches Miststück, damit du es weißt! Von dir lasse ich mich nicht betrügen.« Berta sprang auf und ging auf Marie los. Hiltrud packte sie von hinten, um sie zurückzuziehen, doch ehe es zu einer Prügelei kommen konnte, schob Gerlind sich dazwischen.
    »Wir wollen uns doch nicht wegen der paar Pfennige streiten.«
    Hiltrud, die sonst nur wenig aus der Ruhe bringen konnte, glühtevor Zorn. »Ihr habt genug bekommen, und ich lasse es nicht zu, dass ihr eine kranke Kameradin betrügt. Berta sollte sich schämen. Sie hat bestimmt noch nie so viel Geld auf einmal besessen und will Fita, die sie immer ausgenutzt hat, jetzt auch noch bestehlen.«
    Gerlind legte Hiltrud die linke Hand um die Schulter und tätschelte ihr mit der Rechten die Wange. »Du hast ja Recht, meine Liebe. Berta hat keinen Grund zum Jammern und ich auch nicht.«
    Dabei starrte sie jedoch das Geld an, das Marie vor sich aufgetürmt hatte, als wollte sie die Münzen mit den Augen verschlingen. Mit einem misstönenden Lachen wandte sie sich schließlich ab. »Wisst ihr was? Ich koche uns jetzt einen starken Tee, damit wir wieder zu Kräften kommen. Auch ich habe ein paar von meinen Sachen retten können.«
    Dabei zwinkerte sie Berta zu. Die fette Hure zog eine Schnute, kramte aber auf Gerlinds Anweisung die Zinnbecher heraus, die die beiden im Lager hatten mitgehen lassen. Auf einen Wink folgte sie Gerlind und Märthe, um Holz für ein kleines Feuer zu sammeln, und kurze Zeit später köchelte der Tee in Gerlinds verschrammtem Kessel. Die alte Frau roch mehrmals an dem Gebräu, streute noch etwas von dem Inhalt eines kleinen Beutels in die Flüssigkeit und ließ sie eine kurze Zeit ziehen. Schließlich füllte sie sechs Becher und reichte Marie und Hiltrud zwei davon.
    »Hier, trinkt. Das wird euch gut tun. Das Zeug ist stark genug, um auch Fita wieder auf die Beine zu bringen.«
    »Das wäre schön. Danke, Gerlind.« Hiltrud lächelte erleichtert und sah einen Augenblick zu, wie sich Märthe, die sich bisher stumm im Hintergrund gehalten hatte, zu Fita herabbeugte, um ihr den Tee einzuflößen. Dann nickte sie Gerlind zu. »Ich bin froh, dass wir uns wieder vertragen. Wir sollten jetzt einen Stein suchen, auf dem wir Aschekuchen backen können. Ich habenämlich noch einen Rest Mehl dabei, der eine Mahlzeit für uns alle ergibt.«
    Sie wollte aufstehen, doch Gerlind legte ihr die Hand auf die Schulter und drückte sie wieder herunter. »Noch nicht. Lass den Stärkungstrunk erst ein wenig wirken, sonst hilft er nicht. Wir sollten uns alle hinlegen und schlafen. Die Fladen laufen uns nicht weg.«
    Hiltrud nickte zustimmend und entspannte sich wieder, denn sie kannte Gerlinds Wissen um Kräuter und vertraute ihren Anweisungen. Langsam schlürfte sie das starke, bittere Gebräu, das einen unangenehmen Nachgeschmack auf der Zunge hinterließ. Marie trank ebenfalls in kleinen Schlucken, obwohl sie das Zeug im ersten Impuls am liebsten weggeschüttet hätte. Doch sie wollte keinen weiteren Streit provozieren. So lehnte sie ihren Kopf an das morsche, bröckelnde Holz in ihrem Rücken, blickte auf die Münzen, die noch vor ihr lagen, und starrte einen Augenblick nachdenklich zu Berta hinüber, die sich

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