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Die Wanderhure

Titel: Die Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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auf ihn aufzupassen. Geh, Weib, und erzähle deine Lügen jemand anderem. Und du, Mombert Flühi, solltest es dir nicht noch schwerer machen, sondern zugeben, dass du den Junker gestern niedergestochen hast, um deine Tochter vor ihm zu schützen. Wenn der Richter dir gnädig gesinnt ist, wirst du dafür nicht lebendig aufs Rad geflochten, sondern vorher erwürgt, damit du keine Schmerzen erleiden musst.«
    Mombert Flühi geriet in Panik. »Bei Gott und allen Heiligen, ich schwöre, ich habe ihn nicht umgebracht!«
    »Wenn du leugnen willst, kann ich dich nicht hindern. Unter der Folter wirst du schon alles gestehen.«
    Der Vogt rief nach seinen Begleitern und streckte die Hand aus, um Meister Mombert festzuhalten. Doch der riss sich schreiend los und rannte zur Werkstatt. Dort aber standen schon zwei Männer des Vogtes, die durch die Hintertür gekommen waren, und nahmen ihn in Empfang.
    »Damit hast du deine Schuld wohl unzweifelhaft zugegeben.« Man konnte dem Vogt ansehen, dass er froh war, den Mordfall so rasch aufgeklärt zu haben. Während die Büttel Mombert dieHände auf dem Rücken zusammenbanden und ihn wie ein Kalb über den Hof auf die Straße führten, fluchte und betete der Böttcher abwechselnd und beteuerte immer wieder seine Unschuld. Der Vogt drehte sich noch einmal zu Frieda Flühi um.
    »Ich lasse den Toten gleich abholen. Du kannst inzwischen ein paar Sachen für deinen Mann zusammensuchen.«
    Diese Worte erinnerten Mombert daran, dass er nicht mehr als sein Nachthemd trug. Die Schande, so durch die Stadt geführt zu werden, trieb ihm die Tränen in die Augen.

XI.
    N achdem der Vogt das Haus verlassen hatte, wurde es totenstill darin. Frieda Flühi musste sich gegen die Wand lehnen, da ihre Füße sie nicht mehr tragen wollten. Hedwig kam aus ihrer Kammer, in der sie zusammen mit Wina auf Befehl ihrer Mutter hatte bleiben müssen, und fragte, was denn geschehen sei. Frieda Flühi versagte die Stimme, daher blieb Wilmar nichts anderes übrig, als ihr von der Verhaftung Meister Momberts zu berichten.
    »Vater hat den Junker niemals umgebracht«, flüsterte Hedwig unter Tränen.
    »Natürlich war er es nicht. Ich hätte es doch gemerkt, wenn er aufgestanden wäre.« Hedwigs Mutter war kaum zu verstehen. Sie klammerte sich an ihre Tochter und schluchzte hemmungslos. Auch die alte Wina rang die Hände und beklagte das Schicksal, das nun auch Matthis Schärers Schwager heimgesucht hatte. Erst als einige Knechte des Hilfsvogts hereinkamen, um den Toten abzuholen, verstummte das Jammern der Frauen. Wilmar erinnerte sich jetzt an den Knecht des Junkers und hoffte, ihn als Mörder entlarven zu können. Als er jedoch nach oben stieg und die Kammertür öffnete, fand er den Mann schnarchend auf seinemStrohsack liegen. Er hatte kein Blut an den Händen, und sein Atem verriet, dass er sich am Tag zuvor an den Weinvorräten seines Herrn vergriffen hatte. Wilmar kam zu der Überzeugung, dass der Mann auch nicht der Täter sein konnte, und stieß ihn an.
    »Was ist, Herr? Ich …«, rief der Knecht und erkannte erst dann, dass nicht Philipp ihn weckte.
    »Was suchst du hier, Bursche?«, fuhr er Wilmar an.
    »Dein Herr ist heute Nacht umgebracht worden. Die Knechte des Vogtes schaffen gerade seinen Leichnam fort.« Wilmar gab sich keine Mühe, freundlich zu klingen.
    Der andere starrte ihn verdattert an. »Was sagst du da? Mein Herr soll tot sein?«
    Er warf seine Decke zur Seite, sprang auf und eilte aus dem Zimmer. Erst auf der Treppe merkte er, dass er nur ein dünnes Hemd trug, das kaum seinen Körper bedeckte, und machte kehrt. So rasch er konnte, schlüpfte er in seine Kleider und stürmte nach unten. Dort beschwerte er sich bitterlich, weil die Leute des Vogtes seinen Herrn wie einen Sack Hafer über den Hof schleppten. Eine Gruppe bewaffneter Söldner tauchte auf. Der Anführer, ein bulliger Kerl in buntscheckiger Tracht, baute sich vor der Hausherrin auf und musterte sie unverschämt.
    »Ich suche Frieda, Momberts Eheweib, und beider Tochter Hedwig«, erklärte er mit schnarrendem Ton.
    »Ich bin Frieda Flühi, und das ist meine Hedwig.« Sie sah den Mann fragend an.
    »Ihr werdet beschuldigt, gemeinsam mit eurem Mann und Vater den ehrenwerten Junker Philipp von Steinzell heimtückisch ermordet zu haben. Daher habe ich euch in Gewahrsam zu nehmen.«
    Hedwig schrie auf und wollte sich hinter ihrer Mutter verstecken, doch Frieda Flühi lehnte sich kreidebleich gegen die Wand. »Das kann doch nur ein

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