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Die Wanderhure

Titel: Die Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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befahl Ritter Bodman seinen Stadtknechten, ihnen den Weg zu versperren. Einige der auf den Treppen stehenden Hübschlerinnen rannten ihren Kameradinnen entgegen, vertraten den Stadtknechten den Weg und überschütteten sie mit obszönen Flüchen. Einige von ihnen hoben sogar ihre Röcke und drehten den Männern ihre entblößten Hintern zu.
    Unter den Augen des fassungslosen Kommandanten schlüpften die neu ankommenden Frauen durch die Reihe der Stadtknechte und schlossen sich ihren Kameradinnen an. Ritter Bodman wurde sichtlich nervös, denn nach dem Chorgesang zu urteilen ging die Messe ihrem Ende entgegen. Er lenkte sein Pferd noch einmal zu den Huren, stellte sich in den Steigbügeln auf und hob die Arme, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    »Was soll dieser Aufruhr? Der Kaiser wird gleich aus dem Münster kommen. Wollt ihr, dass er euch für eine Horde wilder Megären hält und aus der Stadt weist?«
    Madeleine schenkte ihm einen seelenvollen Augenaufschlag und lächelte süß. Doch ihre Worte verwandelten ihre Miene in Spott. »Wir bleiben hier, bis der Kaiser uns angehört hat!«
    Der Ritter schluckte sichtbar. »Aber ihr könnt dem Kaiser doch nicht den Weg versperren! Nehmt Vernunft an und verschwindet, sonst lasse ich euch von den Wachen zum Teufel jagen.«
    Madeleine lachte ihm ins Gesicht. »Wenn keine Huren mehr da wären, wäre es schlecht für die Dingelchen, die dir und deinen Männern zwischen den Beinen hängen. Außerdem kannst du deinen Leuten sagen, dass jeder, der eine von uns schlägt oder verletzt, unsere Türen in Zukunft verschlossen finden wird.«
    »Willst du mich erpressen, Weib?« Bodman hob die Faust, als wolle er Madeleine züchtigen, ließ sie dann aber mit einer hilflosen Geste wieder sinken.
    Am liebsten hätte der Ritter befohlen, die Frauen mit Waffengewalt zu vertreiben. Aber wenn er seine Leute mit Spießen und Hellebarden auf Huren losgehen ließ, würde er sich für immer dem Spott seiner Standesgenossen preisgeben. Auch konnte er sich nach Madeleines lautstarker Ankündigung nicht mehr auf alle seine Leute verlassen.
    »Ich warne euch. Der Kaiser wird sehr zornig sein«, rief er beschwörend, bekam aber nur ein höhnisches Kichern zur Antwort.
    Kurz darauf erklang im Münster das letzte Amen, und kurz darauf schwangen die mächtigen Flügel des Haupttors auf. Edelknaben in weißen Gewändern traten heraus, gefolgt von sechs Soldaten der kaiserlichen Wache in schimmernder Wehr. Sie kamen gerade bis zum Fuß der Treppe, dann hielten die dicht an dicht stehenden Huren sie auf. Hilflos drehten sie sich um und blickten den Kaiser an, der an der Spitze seiner Edelleute und der Honoratioren der Stadt ins Freie trat.
    Sigismunds Gesicht nahm erst einen verwunderten, dann einen schmollenden Ausdruck an. Er war es gewöhnt, viel Volk auf dem Vorplatz vorzufinden. Bisher hatte sich jedoch jedermann ehrfürchtig vor ihm verbeugt und ihm eine Gasse gemacht, durch die er und seine Begleiter wie bei einer Prozession schreiten konnten. Doch jetzt sah er sich halbwilden Weibspersonen gegenüber, die ihn weder so begrüßten, wie es ihm zukam, noch Anstalten machten, zurückzuweichen und ihm den Weg freizugeben.Sein Blick schweifte über das wogende Meer von Köpfen und blieb anklagend auf Bodman haften. Der Ritter machte eine hilflose Geste in Richtung seiner Männer und rief, dass das Hurengesindel nur mit Waffengewalt vertrieben werden könnte. Inzwischen hatte Madeleine sich durch den Ring ihrer Mitstreiterinnen gedrängt und stand nun direkt vor dem Kaiser. Sie knickste geziert und sah ihn dann mit einem halb entschuldigenden, halb herausfordernden Lächeln an. »Wir müssen mit Euch sprechen, Majestät.«
    Der Kaiser streifte ihren offenherzigen Ausschnitt mit einem angewiderten Blick und strich verwirrt über seinen Prunkmantel, dessen purpurgefärbter Stoff mit Goldstickereien verziert war. Dann richtete er sich entschlossen auf und blickte auf Madeleine herab, als sei sie ein ekelhaftes Gewürm, das es gewagt hatte, in seinen Weg zu kriechen.
    »Was willst du, Weib?« Sigismunds Frage verriet, dass er bereit war, sich seinen Weg mit kleinen Zugeständnissen zu erkaufen.
    Madeleine nahm es mit einem feinen Lächeln zur Kenntnis. »Wir Hübschlerinnen haben Grund zu vielfacher Klage. Euer Vogt hat sich geweigert, unsere Beschwerden zur Kenntnis zu nehmen, und so müssen wir Eure Majestät selbst damit behelligen.«
    »Ihr habt Grund zur Klage? Dabei nehmt ihr für eure Dienste

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