Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
Vom Netzwerk:
begehrt«, räumte er ein.
    »Wie wenig?«, fuhr ihn Maria an. »Habt ihr der Magd nachgestellt? Ihr aufgelauert?«
    »Nein, nicht direkt aufgelauert, minnigliche Bemerkungen gemacht vielleicht.«
    »Minnigliche Bemerkungen? Bei einer Magd? Wollt Ihr mich, Eure zukünftige Gattin, auf den Arm nehmen?« Frau von Reichenegg rümpfte die Nase und begann den Ritter zu umkreisen. Ihr spitzer Finger stach bei jedem Satz wie ein Degen nach ihm, während sie keifte: »Abgepasst habt Ihr sie, an die Schenkel gefasst, in den Hintern gekniffen und zotige Sprüche gerissen. Nein, Frau Arigund, Ihr könnt keinesfalls von mir verlangen, so einem den Treueschwur zu leisten.«
    Die Edeldame verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Das kam höchstens ein- oder zweimal vor«, versicherte Sigurd rasch, als er seine Pfründe schwinden sah, »und jetzt geht es sowieso nicht mehr, wo doch unser Herr Wirtho …« Seine Hand schnellte vor seinen Mund, doch es war schon heraus. Arigund richtete sich zu voller Größe vor ihm auf und kam mit ihren Lippen ganz dicht an sein Ohr.
    »Herr Wirtho? Hatte auch er etwas mit Luise?«
    »Nein, gewiss nicht, Herrin«, stotterte Sigurd. »Es war nur ein Spiel, ein dummes Spiel, und die Augen sind unglücklich gefallen.«
    »Willst du damit sagen, ihr habt um die Magd gewürfelt?«
    »Nein …, ich meine, ja. Es war dumm.«
    »Und Herr Wirtho hat gewonnen.«
    Der Ritter nickte unglücklich.
    »Und was musstet Ihr tun?«, fragte Arigund tonlos.
    »Sie ihm, nun, verzeiht, Herrin, in die Kammer bringen. Aber sie sträubte sich, und da haben wir ihr einen Sack über den Kopf gezogen und ihn um ihren Leib gebunden, aber sie zappelte noch, als wir sie Eurem Gatten übergaben, ganz bestimmt. Sie war munter wie ein Fisch im Wasser.«
    Arigund wandte sich ab. Sie war so unglaublich wütend. Was dachten sich diese Kerle überhaupt! Glaubten sie, die Frauen auf der Burg waren Freiwild, mit dem man sich nach Belieben amüsieren konnte?
    »Wann war das genau?«, herrschte sie den Ritter an.
    »Gestern, Herrin.« Der Ritter schrumpfte in sich zusammen.
    »Und wann hat die Magd Herrn Wirthos Kemenate wieder verlassen?«
    Sigurd zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Eigentlich sollte ich vor der Tür Wache schieben, aber dann seid Ihr und die Herrin Kunigund aufgetaucht. Da zog ich es vor zu verschwinden.«
    Arigund und Maria zu Reichenegg sahen sich lange schweigend an. Der Ritter trat von einem Bein aufs andere. Dann meinte er kläglich zu der Edelfrau. »Seht Ihr, Frau von Reichenegg, es war nur Spaß, nichts Ernstes. Ihr müsst Euch keine Sorgen um meine Treue als Ehemann machen. Heiratet Ihr mich jetzt?«
    Arigund blieb die Spucke weg, doch die Angesprochene war weniger um Worte verlegen. »Nein«, antwortete sie kurz und bündig.
    »Aber ich habe die Magd nicht angerührt, und Geld habe ich auch.«
    »Tatsächlich?«, fragte Arigund ohne großes Interesse. Der Ritter griff in seine Geldkatze und warf eine Hand voll Regensburger Pfennige vor die Damen.
    »Seht nur, seht her!«
    Erneut griff der Ritter in seine Börse. Ein Pfennig landete direkt auf Arigunds Schuh. Unwirsch warf sie ihn herunter, da fiel er auf die andere Seite. Arigund bückte sich und hob das Geldstück auf. Ein Kreuz war darin eingeritzt, schwach zwar, aber deutlich zu erkennen. Erstaunt betrachtete sie die Münze. Sollte der Dieb so schnell schon in die Falle getappt sein? Und war es wirklich dieser Sigurd? Zuzutrauen wäre es ihm.
    »Wo habt Ihr diese Münze her?!«, brüllte sie den Ritter an, sodass der erschrocken zusammenzuckte.
    »Ehrlich erworben, Herrin!«, entgegnete er unsicher.
    »Kerl, woher stammt das Geld? Heraus damit! Meine Geduld hat langsam ein Ende!«
    Die Wachknechte traten heran und hatten die Hände an den Lanzen. »Gewonnen, ich hab’s beim Spiel gewonnen«, krächzte Sigurd erschrocken.
    Arigund war nicht gewillt nachzugeben. Ihre braunen Augen funkelten vor Wut. »Wer gab dir die Münze?«, brüllte sie und packte den Ritter unvermittelt am Wams.
    »Der Herr Wirtho war’s. Aber ich hab sie ehrlich gewonnen.«
    Arigund hatte plötzlich das Gefühl, man würde ihr den Boden unter den Füßen wegziehen. Selbst das Kind in ihrem Leib trat forsch um sich. »Wirtho, mein Gatte, er gab dir das Geld?«, forschte Arigund noch einmal nach.
    »Ja, so war es. Was ist denn mit der Münze, was regt Ihr Euch so darüber auf?«
    Müde wandte sich Arigund ab. Das war zu viel. Sie sank auf die Bank nieder. Maria zu Reichenegg

Weitere Kostenlose Bücher