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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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sein Versteck. Die Kinderfrau wollte bereits mit der Fackel in die Holzlege leuchten, als sie die offene Türe bemerkte. Sie fiel auf Vaclavs Trick herein und trat in das Gebäude in der Annahme, Aleandra sei dort entlanggegangen. Der Räuber wartete, bis sich ihre Schritte entfernten. Dann kroch er, das Kind unterm Arm, aus seinem Versteck hervor, wickelte das immer noch vor Schrecken starre Mädchen in seinen Umhang, warf sich das Bündel über den Rücken und hastete zur Pforte. Unbemerkt schlüpfte er aus dem Garten in die Seitenstraße. Er nahm sich sogar noch die Zeit, das Schloss wieder zuzudrücken. Keuchend vor Aufregung setzte er das Kind ab und wickelte es aus dem Mantel. Das Mädchen öffnete den Mund, um zu schreien. Grob gab er ihm eine Ohrfeige und hielt ihm sofort wieder die Hand vors Gesicht.
    »Hast du vergessen, was ich gesagt habe?«, zischte er ihm zu. »Keinen Ton, keinen einzigen Laut, und jetzt komm unter meinen Mantel!«
    Eingeschüchtert tat das Mädchen, was es sollte.

K APITEL 28
    Heinrich von Meißen war erbost darüber, dass der Kaufmann ihn auf den morgigen Tag vertröstet hatte. Der Herr sei beschäftigt, lasse er durch den Boten ausrichten. Der Ritter schnaubte wütend. Die Arroganz dieser Pfeffersäcke war wirklich unerträglich. Früher hatte kein Bürgerlicher gewagt, einen Adelsherrn abzuweisen.
    Zornig gürtete er sein Schwert und ließ sich ein Pferd geben. Kaum aufgesessen, sprengte er von der Burg, musste jedoch bald die Gangart des Tieres bremsen. In den Straßen drängten sich einfach immer noch zu viele Menschen. Das Haus des Handelsherren war hell erleuchtet. Menschen eilten darin umher. Heinrich wollte gerade vom Pferd steigen, als ihm ein Mann auffiel, dessen Gang ihm bekannt vorkam. Wo hatte er ihn schon einmal gesehen, und warum bauschte sich sein Mantel so seltsam? Es war, als steckte eine zweite Person darunter. In diesem Moment sah der Kerl auf. Augenblicklich ergriff er die Flucht. Auch Heinrich hatte ihn erkannt. Vaclav! Energisch trieb er sein Pferd an. Die Menschen sprangen schreiend und fluchend auseinander und gaben eine Gasse frei.
    »Diesmal entkommst du mir nicht!«, schrie der Ritter und griff nach dem Schwert. Noch zwei, drei Sätze, und sein Pferd hatte den Mann erreicht. Heinrich wollte ihm gerade die flache Seite des Schwertes über den Schädel ziehen, da stieß der Kerl die Person, die unter seinem Mantel verborgen gewesen war, direkt vor das Pferd.
    »Ein Kind!«, fuhr es dem Ritter durch den Kopf.
    Hart griff er in die Kandare. Sein Tier bäumte sich auf und schlitterte über das rutschige Pflaster. Mächtige Hufe wirbelten bedrohlich über dem Kopf des Mädchens. Heinrich gab dem Pferd die Sporen, sodass es einen gewaltigen Satz über das Kind machte. Dann jagte er entschlossen Vaclav hinterher. Der rannte wie ein Hase die Gasse entlang, von einer Straßenseite zur nächsten springend und an verschlossenen Türen rüttelnd.
    »Aufhalten!«, brüllte der Ritter, aber niemand machte Anstalten, der Aufforderung Folge zu leisten. Vaclav blickte kurz über die Schulter. Beim Anblick des Ritters mit blankgezogenem Schwert beschleunigte er seinen Lauf noch mehr. Trotzdem verringerte sich der Abstand zusehends. Heinrich triumphierte. Diesmal sollte der Kerl seiner gerechten Strafe nicht entgehen. Da bog der Räuber in eine Seitengasse ab. Der Durchgang war zu schmal für ein Pferd. Fluchend ritt Heinrich weiter, um Arigunds Entführer den Weg abzuschneiden, aber er kam zu spät. Der Kerl war wie vom Erdboden verschluckt, als Heinrich die nächste Kreuzung erreichte. Erneut war dem Räuber die Flucht geglückt. Enttäuscht ritt der Ritter zu der Stelle zurück, an der das Kind gestürzt war. Helfende Hände hatten es aufgehoben. Die Menschen bildeten einen Kreis um das Mädchen, als wäre es eine zu bestaunende Sehenswürdigkeit. Sie machten jedoch dem Ritter bereitwillig Platz.
    Er beugte sich zu dem Mädchen hinunter und fragte: »Ist dir etwas geschehen, mein Kind?«
    Es hob den Kopf mit vom Weinen verquollenen Augen, die ihn jedoch trotzdem tapfer ansahen. Heinrich zuckte zusammen. Was für eine Ähnlichkeit mit Arigund!
    »Aleandra!«, rief jemand verzweifelt. Eine Frau stürzte aus dem Haus der DeCapellas und drängte sich durch die Menschenmenge. Ein ziemlich fetter Mann folgte ihr mühsam mit gebieterischen Schritten. Er achtete nicht darauf, dass seine teuren, offensichtlich nicht für den Straßenmatsch gedachten Stiefel durchnässt und

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