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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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schmutzig wurden. Die Frau, zweifellos das Kindermädchen, schlang ihre Arme um die Kleine und warf ihr dann unter tausend »Heilige Maria Mutter Gottes« ihren eigenen Mantel über. »Was tust du bloß auf der Straße?«
    »Da war ein stinkender Mann«, stammelte das Mädchen endlich. »Der hatte ein Messer und hat mich einfach mitgenommen.«
    Alle sahen sich suchend um. Aleandra deutete auf Heinrich, dem der Atem stocken wollte.
    »Der Ritter hat mich gerettet«, erklärte das Kind. Plötzlich befreite es sich aus den Armen der Kinderfrau und rannte zu Heinrich herüber, knickste artig und sagte mit fester Stimme. »Vielen, vielen Dank, hoher Herr!«
    Der dicke Mann trat jetzt auch vor ihn und richtete nach kurzer Verbeugung das Wort an Heinrich: »Seid auch meines Dankes versichert, Herr. Wäret Ihr so gütig, mir Euren Namen zu nennen, damit ich weiß, wem ich verpflichtet bin?«
    »Verpflichtet seid Ihr nur Gott und Eurem König. Meinen Namen, glaube ich, kennt Ihr bereits. Heinrich von Meißen nenne ich mich, Herr DeCapella.«
    Sein Gegenüber wurde erst blass, dann dunkelrot. Schließlich fand der Kaufmann seine Fassung wieder. »Ihr wart es, der mich in dringlicher Angelegenheit sprechen wollte?«
    »So ist es«, fuhr Heinrich ihn barsch an, »aber ich fürchte, jetzt habe ich keine Zeit. Man erwartet mich bei Hofe.«
    Ohne sich weiter um den Kaufmann zu kümmern, wendete er sein Pferd und ritt zur Burg zurück.

*
    Völlig außer Atem erreichte Vaclav die Spelunke. Ihm war klar, dass er Mist gebaut hatte. Der Ritter hatte ihn unzweifelhaft erkannt. Binnen Kurzem würde die ganze Stadt nach ihm suchen. Sie mussten weg, und zwar so schnell es ging. Doch wie? Die Pferde hatte er verkauft und das Geld schon fast aufgebraucht. Sie würden laufen müssen, aber mit Goldeselchen am Bein würden sie nicht weit kommen. Zudem waren die Stadttore mittlerweile geschlossen. Hastig rannte der Räuber die Stufen hoch, schubste Friedl zur Seite und musterte Arigund. »Und?«, fragte er die Kräuterfrau.
    »Man muss die Nacht abwarten«, gab sie ihm Bescheid. »Ich kann nichts mehr tun und nur empfehlen, Euren Freund ins Hospital der Kreuzherren mit dem roten Stern zu bringen, das ihr an der Judithabrücke findet. Ich würde jetzt gern heimgehen. Meine Kinder warten auf mich.«
    Vaclav zögerte einen Moment, nickte dann jedoch. Was konnte sie ihm schon schaden? Und vielleicht würde er ihre Hilfe noch einmal benötigen.

*
    Heinrich erwachte mit schwerem Kopf. Nur verschwommen erinnerte er sich an die Geschehnisse der letzten Nacht. Man hatte nach dem Kirchgang die Geburt des Herrn Jesus mit einem rauschenden Fest gefeiert, und bei Gott, die Przemysliden verstanden sich aufs Feiern. Heinrich war angemessen begrüßt und bei Hofe willkommen geheißen worden. Mit wem genau er jedoch in dieser Nacht Verneigungen und Höflichkeiten getauscht und wem er alles zugeprostet hatte, während seine Gedanken einzig und allein um Arigund kreisten, überstieg sein Erinnerungsvermögen. Ihm war klar geworden, er hatte Arigunds Lage verschlimmert, indem er Vaclav erneut entkommen ließ. Bestimmt war der Räuber jetzt in Panik. Was, wenn er von seinem ursprünglichen Plan Abstand nahm, das Lösegeld von den DeCapellas zu erpressen? Was, wenn ihm das jetzt zu gefährlich schien? Heinrich musste rasch handeln, und dazu brauchte er Verbündete, die sich in Prag gut auskannten, solche, die einen Gesetzlosen in kurzer Zeit aufspüren konnten. Heinrichs Schwert würde das Weitere schon erledigen. Aber wen ins Vertrauen ziehen? Den König? Den konnte der Sänger noch nicht einschätzen. Vielleicht würde er seiner Sache gewogen sein, vielleicht aber auch nicht. Pavel? Der hatte sich ja von Anfang an uninteressiert gezeigt. Vermutlich würde er Heinrich auf die Stadtbüttel verweisen. Dann blieb nur der Kaufmann, der Onkel, aber dem grollte Heinrich insgeheim noch, weil der sich ihm gegenüber so respektlos verhalten hatte. Andererseits war ihm DeCapella einen Gefallen schuldig. Ja, der Handelsherr musste ihm helfen. Heinrich rieb sich die Stirn. Das Denken verursachte Kopfschmerzen, oder war es der Alkohol der Nacht? Erneut versuchte der Sänger, seine Gedanken zu bündeln. Konnte er DeCapella vertrauen? Im Grunde wusste er kaum etwas über Arigunds Stellung im Handelshaus. Und was, wenn der Kaufmann, sobald er erfuhr, dass sich ein weiteres Familienmitglied in Vaclavs Händen befand, die gesamte Stadtwache verrückt machte und Vaclav in die Enge

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