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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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Räuber wandte sich ihr zu. »Was soll’s!«, meinte er mit schwerer Zunge. »Du scheinst mir so viel wert wie zwei.«
    »Das will ich wohl meinen, mein Schöner«, gurrte die Magd und rollte dabei das »R« wie eine schnurrende Katze. Begeistert fasste Vaclav ihr an den Busen.
    »Ahh, das fühlt sich gut an«, stöhnte er und begann ihre Röcke in die Höhe zu schieben.

*
    »Eine finstere Gegend«, flüsterte Jakob. Selbst sein Stütchen schnaubte ängstlich.
    »Wenn du willst, kannst du umkehren«, bot Heinrich an.
    »Damit Ihr den Ruhm ganz alleine einheimst?«, protestierte der Junge augenblicklich. »Kommt nicht in Frage!«
    Selbstbewusst klopfte er an Arigunds Messer, das seit ihrer Entführung an seinem Gürtel hing.
    »Es könnte ordentlich hergehen, Jakob. Ich weiß nicht, ob sich die Wirtsleute und deren Gäste einmischen werden.«
    »Dann lass ich Euch schon gar nicht schutzlos dort hinein. Am Ende stolpert Ihr noch«, frotzelte Jakob. »Dann braucht ihr Ritter doch jemanden, der Euch wieder auf die Füße stellt.«
    Heinrich hob drohend den Zeigefinger.
    »Sei nicht so frech, sonst verpflichte ich dich als meinen Knappen. Dann musst du meine Stiefel putzen und mein Schwert polieren, bis dir die Finger wund sind.«
    Der Junge antwortete lediglich mit einer Grimasse.
    »Sagt einmal, Herr Heinrich, warum habt Ihr eigentlich dem DeCapella verschwiegen, dass ›Tassilo‹ in Wahrheit seine Nichte Arigund ist.«
    »Es war nur so ein Gefühl, doch leise. Ich hab etwas gehört.«
    Heinrichs Hand fuhr ans Schwert, das quer über dem Sattel lag.
    »Ich höre nichts?«, raunte der Junge, wurde aber sofort von Heinrich zurechtgewiesen.
    »Dort drüben. Ich habe einen Schatten gesehen. Jemand folgt uns«
    Jakob wollte sich umdrehen, doch Heinrich hielt ihn zurück.
    »Nicht!«, flüsterte der Ritter. »Man braucht nicht zu wissen, dass wir es bemerkt haben.«
    »Ein Hinterhalt«, stellte Jakob fest.
    »Abwarten. Halte dich nah an meiner Seite, aber komm meinem Schwertarm nicht in die Quere.«
    Der Junge versuchte aus den Augenwinkeln etwas zu erkennen, doch in das Dämmerlicht mischte sich jetzt dichter Nebel.
    Die Umrisse wackeliger Buden, deren Dächer aussahen, als würden sie jederzeit unter der Schneelast nachgeben, verschwammen miteinander. Statt Türen besaßen viele von ihnen nur Decken oder Tücher, die nass und schwer die Armut hinter den Fassaden verbargen. Es gab also auch in Prag Armut, man versteckte sie lediglich besser als in anderen Städten. Immer wieder hörte man Kinder weinen, da und dort ein leises Singen, sie zu beruhigen, doch viel öfter Keifen und Zetern von Erwachsenen. Von feierlicher Weihnachtsstimmung war in diesem Viertel nichts zu bemerken. Heinrichs Ross machte einen erschrockenen Sprung zur Seite, als direkt neben ihnen ein Schwall übel riechender Flüssigkeit auf die Straße gegossen wurde. Heinrichs Schwert sauste zischend durch die Luft und hätte dem schimpfenden Weib beinahe die Hand abgetrennt. Sie rächte sich mit einem Fluch in ihrer fremden Sprache und einem Schneeball. Der traf jedoch nicht.
    »Was für ein Gassengewirr«, sagte Heinrich gereizt. »Wir müssten doch längst da sein.«
    »Und was für ein übler Gestank!«, ergänzte Jakob.
    Ruckartig blieben die Pferde stehen. Aus dem Nebel löste sich eine Gestalt, tief in einen weiten Mantel gehüllt. Sie winkte. Heinrich trat seinem Gaul in den Bauch, um näher heranzukommen. Das Tier rührte sich keine Elle. Der Ritter wünschte sich seinen Braunen unter dem Sattel. Der Hengst wäre nicht so ängstlich. Es war schließlich Jakobs Graufalbin, die den Schritt nach vorne wagte, aber da war die Gestalt schon wieder verschwunden.
    »Hier entlang, hohe Herren!«, flüsterte eine raue Stimme mit hartem Akzent. »Hier geht es zum Gasthaus.«
    Heinrich drehte sich im Sattel um, denn plötzlich schien die Stimme hinter ihnen zu sein.
    »Wer bist du?«, rief er. »Gib dich zu erkennen.«
    »Pst, pst, seid doch leise. Ich bin hier, Euch zu führen, werte Herren.«
    Erneut war es den beiden Reitern, als würde die Stimme wieder aus einer anderen Richtung kommen. Heinrich wendete sein Pferd, das nervös mit den Hufen stampfte.
    »Es ist nicht mehr weit«, flüsterte die Gestalt und tauchte wieder vor ihnen auf. Ihr Mantel war voller Schnee und lag weit über ihr, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Heinrich trieb sein Pferd an, und diesmal gehorchte es endlich. Grob riss er an der Kapuze.
    »Lasst das!«, fauchte die Gestalt und

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