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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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Gesindel nicht einmal davor zurückschreckt, sich an wehrlosen Frauen und Kindern zu vergreifen?«
    Heinrich wollte eigentlich höflich bejahen, verschluckte sich jedoch und wurde von einem Hustenanfall geschüttelt. Arigund war also verheiratet, und zwar mit dem Brennberger. Plötzlich wusste Heinrich auch, woher er Arigunds Lieder kannte. Sie stammten allesamt aus Reimars Feder. Er hatte den jungen Ritter in Kelheim getroffen und war sehr von ihm angetan gewesen. Eine Weile waren sie auch gemeinsam gereist, doch dann hatte Reimar vom Tod seines Vaters erfahren und sich überstürzt von Heinrich getrennt. Allerdings hatte Reimar nie erwähnt, dass er verheiratet war; nur dass es da jemanden gab, dem sein Herz ganz und gar gehörte, das hatte Heinrich wohl bemerkt.
    »Und was ist aus Arigunds Gatten geworden?«, fragte er vorsichtig.
    »Nun, der ist jetzt natürlich Truchsess«, erklärte DeCapella.
    »Wirklich zu schade, dass Arigund verblichen ist«, setzte der Kaufmann seufzend hinzu. »Mein Bruder hatte sich immer sehnlich gewünscht, ein Kind unserer Familie möge einmal einen Adelstitel tragen. Wie geschickt er doch diese Ehe eingefädelt hatte.«
    DeCapellas Blick ging hinüber zu seiner Tochter, die sich mit Jakob blendend zu amüsieren schien. Unmerklich runzelte er die Stirn. Heinrich zog sich kurz unter einem Vorwand zurück. Er brauchte erst einmal einen Moment für sich, um die Nachricht zu verdauen. All seine eigenen Hoffnungen Arigund betreffend waren mit einem Schlag dahin. Aber warum hatte sie ihm verschwiegen, dass sie verheiratet war? Der Vertrauensbruch schmerzte sehr. Heinrich brauchte eine ganze Weile, bis er sich instande fühlte, wieder zur Weihnachtsgesellschaft zurückzukehren.
    Das so genannte Frühstück zog sich bis weit in den Nachmittag hinein. Es dämmerte bereits, als sich der Ritter verabschieden konnte. Mit Jakob an seiner Seite stand er endlich vor seinem Pferd, das ein Stallbursche am Zügel hielt. Ein weiterer trat hinzu, ihm den Steigbügel zu halten. Der Ritter wollte gerade den Fuß heben, als der Bursche ihm zuraunte: »Auf der linken Moldauseite in einem üblen Viertel findet ihr die Spelunke Malostranká. In einer Kammer im Obergeschoss befinden sich die drei Männer, die Ihr sucht.«
    Verblüfft sah Heinrich den Mann an. Der aber hielt die Augen gesenkt.
    »Man sagt, sie erreichten die Stadt kurz vor Euch und sie wollen sie morgen wieder verlassen«, fuhr der Reitknecht fort.
    Heinrich nahm Schwung und saß wortlos auf. Jakob hatte sich bereits auf seine kleine Stute geschwungen und führte das Maultier mit sich. »Ich habe Eure Habseligkeiten daraufpacken lassen«, meinte der Junge munter.
    Heinrich nickte und ritt näher zu seinem Schützling heran. »Man hat sie gefunden«, raunte er. »Lass die Sachen hier! Wir werden Marron brauchen.«

*
    Vaclav wurde immer unruhiger. Eigentlich hatte er die Stadt heute Morgen bereits verlassen wollen, aber dann hatte der Schneefall so stark zugenommen, dass er sein Vorhaben verschieben musste. Zudem war sein Goldeselchen einfach nicht auf die Beine zu bringen. Im Fieber faselte sie ständig von einer Höhle, aus der sie entkommen musste. Erst gegen Mittag wurde sie ruhiger.
    Vaclav hatte Friedl eingeschärft, sich nicht draußen blicken zu lassen, aber dann war ihm der Bursche doch entwischt. Er kam mit leuchtenden Augen und einer Börse voller Münzen zurück. Václavs Blick wurde gierig. Gerissen forderte er Friedl zu einem Würfelspiel heraus. Zufällig kam der Knecht des Wirtes dazu, und in kürzester Zeit hatte sich eine illustre Runde gebildet. Der Wirt spendierte ordentlich Bier – weil Weihnachten sei – und hockte sich dazu. Vertieft ins Spiel verging der Tag wie im Flug. Am Ende hatten Vaclav und Friedl sogar noch etwas hinzugewonnen. Genüsslich rieben sie sich die hungrigen Bäuche, doch auch daran hatte der Wirt offenbar gedacht. Zwei Schankmägde brachten den Männern das Essen herauf. Als Vaclav sah, wie sie die Hüften schwenkten, hatte er das untrügliche Gefühl, dass sie ihm weit mehr bieten würden als nur ein gutes Weihnachtsessen. Er ließ zwei Münzen in ihre Hände gleiten und schickte Friedl mit den anderen nach unten. Zu seiner Überraschung schloss sich die eine Magd dem Taschendieb an.
    »He, so war das nicht gemeint«, protestierte Vaclav, doch die dunkelhaarige Schönheit zwinkerte ihm lachend zu und schloss die Tür, während ihre Freundin sich bereits an Václavs Beinlingen zu schaffen machte. Der

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