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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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die Reitpeitsche zu spüren bekommen, weil er in Wirthos Augen bummelte. Endlich waren die Pferde gesattelt, die Maultiere angeschirrt und das Gepäck verstaut. Nun hätten sie eigentlich losreiten können, doch das Fräulein DeCapella ließ sich Zeit. »Verwöhnte Gören!«, fluchte Wirtho zu Waldemar, der neben ihm auf seinem Pferd saß. »Saufen, aber nichts vertragen.«
    »Soll ich einen Knappen nach den Damen schicken?«, bot Waldemar an, doch da kam Arigund über den Hof geschlichen. Sie stützte sich auf ihre Zofe und wirkte nicht weniger blass als vorhin. »Halten einfach nichts aus, diese Stadtmenschen«, raunte Waldemar. Wirtho nickte. Der junge Truchsess gab seinem Rappen die Sporen und begann, die Reisegesellschaft aufzuteilen. Der Agent des Kaufmannes würde mit einem Großteil der gemieteten Panzerreiter Richtung Prag weiterziehen. Nur zwei Mann blieben als Eskorte bei den beiden Gören. Sie sollten das Gespann später nach Regensburg zurückfahren. Wirtho selbst hatte neben den Stallburschen und einer Hofdame, die als »Anstandswauwau« für die Mädchen fungierte, noch vier Ritter dabei, sodass sie einen ganz ordentlichen Trupp bildeten, den das Gesindel am Wegrand nicht ungeschoren angreifen würde. Ein wenig wünschte sich der junge Herr sogar ein kleines Scharmützel. Damit konnte man später auf der Burg prahlen und den beiden Weibern aus der Stadt einen tüchtigen Schrecken einjagen. Ansonsten waren die beiden einfach nur lästig. Sie hielten den Tross auf, weil sie unbedingt mit dem Karren reisen sollten. Frauenzimmer waren ein Klotz am Bein.
    Dann konnte es endlich losgehen. Mit wehendem Banner trabte Wirtho vom Hof, gefolgt von seinen Mannen. Sobald sie die Burgtore hinter sich gelassen hatten, parierte der Brennberger allerdings wieder durch. Der Berg war steil. Es war besser, behutsam herunterzureiten. Wirtho blieb Zeit, seinen Reisetrupp zu mustern. Sein erster Blick galt den Maultieren. Das Gespann vor der Kutsche wirkte erstaunlich frisch. Es waren gut gebaute Tiere, zwar keine Pferde, aber von nicht minderer Qualität. Zu schade, dass sie wieder zurück in die Stadt geschickt werden sollten. Solch ein Gespann hätte man auf Burg Brennberg wohl brauchen können, vor allem während der Ernte. Eventuell fiel ihm ja eine Möglichkeit ein, wie man sie dem Kaufmann abluchsen konnte. Regensburg war fern, und auf Brennberg verkörperte sein Vater das Gesetz.
    Wirthos zweiter Blick galt der Zofe. Irgendwie kam sie ihm bekannt vor. Dann war es Waldemar, bei dem der Groschen fiel: »Das ist doch die Kleine von der Hochzeit«, raunte er Wirtho zu.
    »Richtig«, bestätigte der und trieb seinen Hengst dichter an den Karren heran. Von oben herab ließ er seinen Blick über das Mädchen gleiten, während sich auf seinem Gesicht ein anzügliches Grinsen breitmachte. Die Zofe versuchte, den Ritter zu ignorieren und umsorgte inbrünstig ihre Herrin. Doch Wirtho sah genau, dass ihre Hände zitterten. Das gefiel ihm.
    »Wie nennt man dich, Magd?«, richtete er das Wort an sie.
    »Annelies, hoher Herr«, antwortete sie leise.
    Nun war auch das Bürgermädchen, Arigund, aufmerksam geworden und blickte mit hohlen Augen zu ihm auf.
    »Sie ist keine Magd«, mischte sie sich ein, »sondern eine freie Bürgerin Regensburgs!«
    Wirtho bog sich vor Lachen. Arigund hingegen verzog schmerzhaft das Gesicht. Ihr dröhnte der Kopf.
    »Nun, freie Bürgerin Regensburgs, warst du es nicht, die mein bestes Gewand mit Rotwein versaute?«
    »Und wart Ihr es nicht selbst, der dafür sorgte, dass das geschehen konnte?«, fuhr Arigund dazwischen.
    »Pah!«, zischte Wirtho und spuckte auf den Boden. »Ungeschickt war sie, und ich hoffe, dass sie sich auf Brennberg besser anstellt und sich ihrer Herrschaft gegenüber gefällig verhält.«
    Wirthos Blick wanderte ungeniert über Annelies’ Ausschnitt. Die Zofe raffte keusch ihr Tuch zusammen und verbarg ihre weiblichen Rundungen.
    »Annelies ist meine Zofe«, meinte Arigund bestimmt. »Zudem, Herr Ritter, kann ich mir nur wenig Grund vorstellen, weshalb Ihr die Dienste einer Zofe benötigt.«
    Waldemar brach in Lachen aus und erntete sofort einen giftigen Blick von Wirtho, dem die Zornesröte ins Gesicht stieg. Dieses Bürgermädchen wusste offensichtlich nicht, wo ihr Platz war. Was bildete die sich eigentlich ein, ihm, dem Erben von Burg Brennberg, frech zu kommen? Kind eines Krämers! Energisch gab der Ritter seinem Hengst die Sporen und setzte sich an die Spitze des

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