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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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zu gehen schien, nur ihre Wangen röteten sich verdächtig. Sie hatte sich kichernd ihrer anderen Tischdame zugewandt, mit der die Verständigung offenbar gut klappte. Wenn man genauer hinhörte, dann kauderwelschte die ganz ähnlich.
    »Ist das etwa die Sprache der hiesigen Adeligen?«, wandte sich Arigund verwundert an Kunigunde.
    Die prustete prompt los. »Glücklicherweise nicht«, gluckste sie zwischen zwei Lachern. »Unsere gute Gundula kommt von einer eher abgelegenen Burg, aus dem Wald, wie wir zu sagen pflegen.«
    »Sollten sie sich nicht etwas, nun, gebildeter ausdrücken?«
    »Für die dortigen Verhältnisse tut sie das durchaus. In diesem Sinne …« Kunigunde griff erneut nach ihrem Becher. Verdrossen legte Arigund das Hühnerbein weg, an dem sie gerade genagt hatte. Es schmeckte trocken und zäh und war ohne jedes Salz. Mit Todesverachtung griff die Kaufmannstochter erneut nach dem Glas und prostete ihrer Tischdame zu.
    »Auf Gundulas Sprachkünste!«
    Kunigunde lachte noch einmal herzlich. »Auf die Woidler!«
    Seufzend nahm Arigund einen tiefen Schluck des »Kruckenbergers«. Merkwürdig, mit jedem Mal schmeckte er besser. Es sollten noch viele werden, zu viele. Als sie sich später zurückzog, schwankte sie bedenklich, und ohne Annelies’ Hilfe hätte sie womöglich Mühe gehabt, den eigenen Strohsack zu finden.
    »Hast du deinen Matthias schon entdecken können?«, erkundigte sich Arigund mit schwerer Zunge und schon halb im Schlaf.
    »Gesehen hab ich ihn nicht«, flüsterte Annelies, »aber ich hab gehört, es sei ein Rotschopf bei Herrn Wirthos Männern.«
    »Na dann ist ja alles gut«, seufzte die Kaufmannstochter. »Schlaf gut, Annelies!«
    »Schlaft auch gut, Herrin!«

K APITEL 7
    In Arigunds Kopf brummte ein ganzer Hornissenschwarm, als sie am nächsten Morgen die Augen aufschlug. Beim ersten Versuch, sich aufzurichten, stieg Übelkeit in ihr hoch, sodass sie sofort wieder niedersank.
    »Wartet, Herrin, ich helfe Euch.« Annelies’ Arm glitt fürsorglich unter Arigunds Schulter.
    »Was ist passiert?«, flüsterte die Patriziertochter.
    »Ich fürchte, Ihr habt ein wenig zu viel von dem Wein genossen. Das ist Euch nicht so gut bekommen.«
    Arigund verspürte einen schalen Geschmack im Mund. »Aber der war doch grottenschlecht.«
    »Das war er in der Tat«, bestätigte die Zofe. Sie griff nach einem Becher und reichte ihn ihrer Herrin. »Hier, trinkt!«
    Arigund zog angewidert den Kopf weg.
    »Es ist klares Brunnenwasser«, erklärte Annelies. »Es wird Euch guttun.«
    Vorsichtig nippte das Mädchen an dem Becher. Tatsächlich sagte ihr die Kühle des Wassers zu. Wenn nur ihr Kopf nicht so brummen würde!
    »Ihr müsst Euch reisefertig machen. Herr Wirtho möchte in Bälde losreiten.«
    »Was?«
    Annelies versuchte ihr weiter aufzuhelfen. Arigunds Magen rebellierte. »Ich kann nicht reisen, Annelies, ich sterbe«, jammerte das Mädchen.
    »So schnell stirbt man nicht, Herrin«, erwiderte Annelies gelassen. Sie hatte nach den rauschenden Festen im Hause DeCapella schon so manchen Herren, der dem Wein über die Maßen zugesprochen hatte, im Katzenjammer erlebt.
    »Ihr müsst nur den Lobpreis Gottes singen und fleißig Wasser trinken.«
    »Mir wird gewiss der Kopf platzen, wenn ich jetzt auch nur einen einzigen Ton von mir gebe.«
    Annelies hatte ihre Herrin mittlerweile in eine sitzende Position gebracht. Plötzlich änderte sich Arigunds an sich schon ungesunde Gesichtsfarbe von Weiß zu Grün. Schwankend kam das Mädchen auf die Füße und stürzte noch im Nachtgewand nach draußen. Arigunds Mantel in den Armen, rannte ihr die Zofe nach. Im letzten Moment schaffte es die Bürgerstochter bis zur Burgmauer. Dann ergoss sich ein Schwall aus ihrem Mund.
    Erstaunlicherweise ging es ihr danach tatsächlich besser. Sie richtete sich auf und sah sich suchend nach Annelies um. Statt ihrer stand sie jedoch Wirtho gegenüber. Der maß sie mit spöttischem Blick: »Na, Jungfer Arigund, gestern der Völlerei gefrönt?«
    Das Mädchen wurde purpurrot.
    »Was geht’s Euch an?«, fauchte sie und drängte sich an dem jungen Ritter vorbei.
    »Seht einfach zu, dass Ihr nicht vom Wagen fallt!«, rief er ihr spöttisch nach und lachte dröhnend.

*
    Wirtho von Brennberg trommelte mit den Fingern auf den Knauf seines Schwertes. Er hasste es, wenn er warten musste. Schon das Packen der Pferde hatte seiner Meinung nach viel zu lange gedauert. Ungeduldig hatte er die Knechte zur Eile gemahnt, und manch einer hatte

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