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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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sie neu anzukleiden und ihr das Haar zu ordnen.
    »Das Essen am fürstbischöflichen Hof soll gut und reichlich sein«, versuchte die Zofe ihre Herrin aufzumuntern. Arigunds traurige Miene war ihr nicht entgangen.
    »Na dann sollten wir zugreifen«, erwiderte Arigund bissig, »und auf das Wohl der Brennberger trinken.«
    Eigentlich hatte Arigund überhaupt keine Lust auf Gesellschaft, aber ihr Magen knurrte schon wieder. Reisen machte hungrig. Zudem war sie doch ein bisschen neugierig auf die Bewohner der Burg. Zügigen Schrittes suchte sie sich den Weg zu besagtem Zimmer. Eine edelfreie Hofdame, Reinhild von Straubing, erwartete sie bereits und begrüßte sie höflich: »Mein Kind«, wandte sie sich an Arigund, »ich hoffe, du hattest keine allzu beschwerliche Reise. Man hört, die Reichsstraße sei noch immer unpassierbar.«
    »In der Tat war das Durchkommen zuweilen schwierig. Wir besitzen glücklicherweise einen tüchtigen Kutscher und ein gutes Gespann.«
    »Das ist erfreulich. Nun denn, hier ist dein Platz, gleich neben dem Edelfräulein Kunigunde von Falkenstein und Gundula von Cham.«
    Die Angesprochenen erhoben sich, als sich die Hofdame näherte und knicksten artig. »Willkommen, Arigund von …?« Kunigunde hob fragend die Brauen.
    »DeCapella.«
    Das Edelfräulein schaute Arigund dümmlich an, zog dann die Augenbrauen zusammen und resümierte. »Tut mir leid, von diesem Geschlecht habe ich noch nie etwas gehört. Es klingt fremd. Hieß es nicht, du kämest aus Regensburg?«
    »Italienisch«, meinte Arigund.
    »Verzeihung?«
    »Das Geschlecht meines Vaters.«
    »Nun, ich denke, ihr kommt zurecht«, mischte sich die Frau Reinhild ein. »Es gibt noch andere Gäste, um die ich mich kümmern muss.«
    Neugierig sah sich Arigund im Raum um. Es war ihr erstes »Rittermahl«. Im »Frauenzimmer«, in dem sich die Damen tagsüber vorwiegend aufhielten, tummelten sich rund zwanzig Menschen. Was die Sitzordnung anging, hielt man sich offensichtlich an die üblichen Gepflogenheiten. Die höher gestellten Adelsfrauen speisten an einem mit weißem Leinen gedeckten, etwas erhöhten Tisch. Die anderen mussten sich mit blanken Holztischen begnügen. Das Essen war für alle gleich: Hühnchen, Braten, Brot und Gemüsebrei. Alles duftete verführerisch. Gundula griff bereits herzhaft zu. Als sie sah, dass Arigunds Teller noch leer war, beugte sie sich zu ihr herüber und sagte irgendetwas. Die Worte klangen vernuschelt und seltsam guttural.
    »Wie bitte?«, fragte Arigund.
    Gundula sah sie an, als wäre ihre Tischnachbarin geistig zurückgeblieben, und wiederholte den Satz in derselben Weise. Diesmal erhaschte sie ein Wort, das wie »Brot« klang.
    »Das arme Ding hat einen schlimmen Sprachfehler«, dachte Arigund und lächelte gütig. Sie würde versuchen, das Gespräch auf das Nötigste zu beschränken. Wenn sie ständig nachfragte, würde sich das Edelfräulein noch gekränkt fühlen.
    »Ich hätte lieber von dem Braten«, erwiderte Arigund.
    Nach Gundulas Reaktion zu urteilen, war das nicht die erwartete Antwort gewesen. Sie musterte das Bürgermädchen und machte sich dann an ein Hühnerbein, das vor ihr auf dem Tisch lag, griff beherzt nach dem Wein in ihrem Becher und prostete Arigund zu. Die Bürgerstochter, der bislang Wein nur bei besonderen Anlässen kredenzt worden war – blutroter Wein aus Italien, der nach Sonne und Erde duftete und den man nicht mit Gewürzen verbessern musste –, tat es ihr gleich und hob ihren Becher. Beide Mädchen nahmen einen Schluck, Gundula einen tiefen, Arigund nippte zum Glück nur. Ihr zog sich das Gesicht zusammen. Fast hätte sie ihre Erziehung als Patrizierin vergessen und das saure, viel zu stark gewürzte Gesöff wieder ausgespuckt. Sie schielte zu Kunigunde herüber, aber der schien der Wein genauso gut zu schmecken wie Gundula. Tranken die beiden Edelfräuleins etwas anderes? Nein, der Wein stammte aus derselben Karaffe.
    »A Kruckenberga«, meinte Gundula mit breitem Grinsen. »Wird gar nicht weit von hier angebaut«, erklärte Kunigunde. »Eigentlich müsstet ihr an den Weinbergen vorbeigekommen sein.«
    Arigund nickte und erinnerte sich an die kümmerlichen braunen Gewächse. Wer um Himmels willen trank freiwillig ein solches Gesöff? Da war ja das bittere Bier der Bettelmönche noch besser. Sie spähte zum Tisch, an dem die hohen Damen saßen. Auch die schienen an dem Getränk nichts auszusetzen zu haben. Gundula trank indes mit kräftigen Schlucken, wobei es ihr blendend

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