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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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habt ihr Männer in Werth bloß getrieben. Ich ahnte schon Schlimmes, als dein Vater beschloss, dich alleine reiten zu lassen. Du bringst mir ein verkatertes Kind und eine Magd, die den Wein des Bischofs verschwendet hat.«
    Wirtho kam nicht mehr dazu, die Sache richtigzustellen. Seine Mutter rang mit den Händen. »Pater Anselm!«, rief sie laut und sah sich suchend um. »Wo ist er nur?«
    Eine zaundürre Gestalt in brauner Mönchskutte löste sich aus dem Schatten der Burgmauer. Der Hofprediger neigte sein Haupt vor der Burgherrin.
    »Ihr nehmt Arigund zunächst einmal in eure Obhut. Meine Damen müssen sie nicht gleich in diesem Zustand sehen. Das gibt nur Gerede«
    Sie schüttelte erneut den Kopf. »Und diese Magd, die bei ihr ist, die haltet mir bloß von unserem Geschirr fern!«
    Demütig, aber mit blitzenden Augen senkte der Priester sein Haupt noch tiefer. »Ich werde tun, was in meiner Macht steht.«
    Doch die Hausherrin hatte sich bereits umgedreht und entschwand mit wehenden Röcken.

*
    Arigund hatte den letzten Teil der Reise in einer Art Dämmerzustand durchlebt und war einfach nur froh, angekommen zu sein. Die kurz gehaltene Begrüßung kam ihr gerade Recht, denn sie hätte es keine Minute länger ohne einen Abtritt ausgehalten. Wie durch ein Wunder fand sie ihn auf Anhieb und ließ sich auf den Donnerbalken sinken. Die Beine drohten unter ihr nachzugeben, und ihr war immer noch fürchterlich übel. Wenigstens war ihr Magen leer wie eine Stadtkasse nach dem Besuch des Kaisers. Was ihren Körper verließ, war dünn wie Wassersuppe und stank bestialisch. Zudem pochte ihr Kopf, als wollte er zerspringen. Arigund schwor sich, in Zukunft vom Wein zu lassen, zumindest von dem, was die heimischen Keltereien feilboten. Sie verweilte lange im »heimlichen Gemach«. Als das Rumoren in ihrem Bauch endlich nachließ, schleppte sie sich aus der Tür. Verwundert sah sie sich einem dürren Mönch gegenüber, der offensichtlich auf sie gewartet hatte.
    »Wie geht es dir, meine Tochter?«, fragte er freundlich.
    »Danke, Vater, etwas besser.«
    »So bist du sicher stark genug, deine Sünden zu bereuen.«
    Als ob ich das nicht schon seit dem Aufwachen täte!, dachte Arigund, senkte jedoch nur den Kopf. Was kam denn jetzt schon wieder?
    »Es ist der Wille der edlen Kunigund, dass du dich erst morgen in die Gesellschaft der Damen begibst und stattdessen heute in gottgefälliger Weise dem Herren in der Kirche Abbitte leistest.«
    »Gut«, seufzte Arigund. »Ich nehme ein Bad und komme dann in die Kapelle.«
    »Ein solches Vorhaben duldet keinen Aufschub. Ich denke, es wird genügen, wenn du dich nur angemessen kleidest. Ich habe schon etwas Passendes für dich.«
    Er reichte ihr ein graues Hemd, das so rau war, dass man es unmöglich tragen konnte.
    »Und vergesst nicht, dass man als Büßer barfuß vor den Herrn tritt.«
    »Das …, das könnt Ihr nicht im Ernst meinen. Es ist unschicklich …«
    Der Mönch würgte sie mit einer Handbewegung ab.
    »Lästere nicht, Mädchen! Unschicklich ist es, der Völlerei zu frönen, sich wie ein Stallknecht zu besaufen und den Männern den Kopf zu verdrehen. Glaub bloß nicht, dass auf Burg Brennberg solches Verhalten geduldet wird. Du solltest einen Minnehof nicht mit einem Sündenpfuhl verwechseln. Auch hier lebt man gottgefällig.« Seine Stimme war laut und zornig geworden.
    Im nächsten Augenblick schien er sich wieder zu besinnen und erklärte zuckersüß: »Wenn du ausreichend Buße getan hast, werde ich dir selbstverständlich Absolution erteilen. Den Weg zur Kapelle wirst du ja wohl alleine finden. Lass den Herrn nicht unbotmäßig warten!«
    Er machte sich fast geräuschlos davon, doch dann wandte er sich noch einmal um.
    »Es ist dir gestattet, dich dem Herrn, unserem Schöpfer, auf Knien zu nähern.«
    Arigund war fassungslos. Sie sah sich nach Annelies um, die in letzter Zeit die Gewohnheit entwickelte, sich von einem Augenblick zum nächsten unsichtbar zu machen. Sie trat hinter einem Mauervorsprung hervor.
    »Hast du das gehört?«, brach es aus Arigund heraus.
    »Das kann dieser Priester unmöglich von Euch verlangen, Herrin«, empörte sich Annelies. »Der behandelt Euch ja wie eine unzüchtige Novizin. Ihr müsst Euch bei der Burgherrin beschweren!«
    »Und ich dachte, auf einem Minnehof ginge es unterhaltsam zu!« Arigund schüttelte den Kopf.
    »Ich hatte da auch andere Vorstellungen«, bestätigte Annelies. »Obwohl, wenn ich mir den Herrn Wirtho als Richtmaß

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