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Die Wanifen

Die Wanifen

Titel: Die Wanifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Anour
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Pilze hatten mich außer Gefecht gesetzt«, murmelte Nephtys, ohne mich anzusehen.
    Ich senkte den Blick in einem Anflug von schlechtem Gewissen.
    »Ich wollte dir folgen, dich beschützen, aber ich konnte es nicht. Dann, am nächsten Abend ist Kauket zurückgekehrt. Er fand mich in der Hütte liegend und brachte mich wieder auf die Beine. Ich hab ihm von dem schwarzen Rauch erzählt … und dass du allein losgegangen bist, um nachzusehen, wer es war. Kauket war außer sich vor Sorge. Er wollte dir sofort folgen. Bei Sonnenaufgang machten wir uns auf den Weg. Ich habe Kauket noch nie so gesehen. Er hat sich schuldig gefühlt, weil er dachte, du wärst allein gegangen wegen dem, was er zu dir gesagt hat. Als wir die Höhle verließen, sahen wir zuerst nur Spuren im Schnee, aber dann hat Kauket die Zeichen entdeckt.«
    Nephtys wies mit zitternder Hand auf die roten Male auf der Felswand.
    »Kauket erschrak, als er sie sah. Er war überzeugt, es war eine Botschaft des Erlkönigs an ihn. Er dachte, der Erlkönig hätte dich in seiner Gewalt …« Sie deutete auf das Elchenband. »Und dass er dich an diesen Ort verschleppt hat.«
    Nephtys wies auf die drei Kreise.
    »Kauket verlor keine Zeit. Er hat gesagt, er würde nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Bevor ich ihn aufhalten konnte, ist er in die Geisterwelt gewandelt. Er hat mich einfach hier zurückgelassen, ohne zu sagen, wohin er geht … Er wollte nicht, dass ich ihm folge, er wollte nicht, dass ich mich auch noch in Gefahr begebe. Jetzt ist er ganz allein, Ainwa. Er wird dem Erlkönig in die Arme laufen und dann …«
    Mir wurde übel. Ich wandte mich zu Rainelf um, der reglos zu mir herüberblickte.
    »Ainwa … Wer ist das?«, fragte Nephtys misstrauisch.
    »Ein Freund«, sagte ich. »Er ist derjenige, der mich gerettet hat.«
    Ich legte Nephtys kurz die Hand auf die Schulter und ging zu Rainelf hinüber.
    »Rainelf, kennst du dieses Zeichen?« Ich wies auf die drei Kreise. »Hast du es schon irgendwo gesehen?«
    Rainelf schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich muss wissen, was das für ein Ort ist! Ich muss Kauket abfangen, bevor er dort ankommt«, rief ich zitternd. Der Gedanke, dass Kauket wegen mir in eine Falle lief, lähmte mir die Sinne.
    »Ich weiß nicht, ob es hilft«, sagte Nephtys. »Aber als Kauket dieses Zeichen gesehen hat, hat er ständig etwas gemurmelt. Etwas wie ,Er muss uns gesehen haben … Er muss es durch Ainwas Augen gesehen haben‘. Ich glaube, Kauket meinte damit, dass du dieses Zeichen schon einmal gesehen hast, Ainwa.«
    Ich näherte mich der Felswand und kniff die Augen zusammen. Drei Kreise, durch eine senkrechte Linie verbunden … Es wirkte tatsächlich vertraut auf mich.
    Und dann traf es mich wie ein Schlag. Kauket hatte dieses Zeichen für mich in den Sand gemalt, als er mir die Geschichte des Kelpis erzählt hatte. Der Ort, an dem der Kelpi Geralts Herz gestohlen hatte.
    »Rainelf, weißt du, wo der Dreibach liegt?«
    Sein Blick weitete sich überrascht, dann nickte er.
    »Natürlich. Er ist nicht weit entfernt von Ataheim, aber der Eingang liegt sehr versteckt, kaum einer kennt ihn. Es sind drei Kraftplätze, eine Wiese, ein Moor und …«
    »… ein See«, krächzte ich und griff mir an die Stirn. Warum war es mir nicht früher aufgefallen? Der Dreibach war nichts anderes als Gormans und meine geheime Zuflucht, an der wir so viele Tage verbracht hatten. Wie oft hatte ich mich über die seltsamen Steine dort gewundert?
    Ich schüttelte den Kopf und biss mir auf die Lippe. Für einen Moment hatte ich das Gefühl, in Ohnmacht zu fallen.
    »Das ist keine Botschaft an Kauket«, murmelte ich gepresst. »Es ist eine Botschaft an mich! Gorman erwartet mich dort.«
    Rainelf ging langsam an mir vorbei. Mit seinen Fingerkuppen strich er geistesabwesend über das Elchenband auf dem Felsen.
    »Mit der Macht des Kelpis und dem Blut eines Wanifen ist dein Bruder unbesiegbar. Dein Freund hat keine Chance gegen ihn.«
    »Ich muss dorthin«, rief ich. »Ich muss dorthin, so schnell wie möglich! Ich darf Kauket nicht im Stich lassen!«
    Rainelf ballte die Fäuste und eine steile Falte erschien auf seiner Stirn. Nach einer Weile entspannte er sich wieder und atmete tief durch. Er drehte sich um und kam leichten Schrittes auf mich zu. Ein warmes Lächeln breitete sich auf seiner Miene aus, als er mir die Hand auf die Schulter legte. »Wir holen ihn zurück, Ainwa.«
    Ich warf ihm einen ungläubigen Blick zu. »Wolltest du nicht gerade

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