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Die Wanifen

Die Wanifen

Titel: Die Wanifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Anour
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hin, bis wir uns gegenüberstanden.
    Der Blick dieser Augen … wie sehr hatte er mir gefehlt.
    Gorman strich mir durchs Haar und ließ einen Finger meine Schläfe hinabgleiten.
    »Du bist zurück!« Ich schluchzte und umarmte ihn heftig. »Ich dachte, ich hätte dich für immer verloren.«
    Gorman erwiderte meine Umarmung und drückte mich fest an sich. Ich fühlte, wie seine Hände begannen, mein Gesicht zu streicheln. Ein süßer Geruch stieg mir in die Nase … wie eine Mischung aus Honig und reifen Früchten. Ich blickte in seine strahlende Miene und dann fühlte ich seine Lippen auf den meinen.
    »Gorman, was …?«
    Er erstickte meine Frage mit einem weiteren Kuss.
    »Gorman.« Ich seufzte, spürte, wie er mir die Gamsfelljacke auszog und sich seine nassen Finger an den Verschlüssen meines Faserhemds zu schaffen machten.
    Ich wollte gerade protestieren, als mich jemand an der Schulter ergriff und sanft von Gorman wegzog. Ich wandte mich verwirrt um und prallte sofort wieder gegen Gormans Brust, der die Gelegenheit nutzte, mich mit seinen Armen zu umschlingen.
    »Rainelf?«, flüsterte ich ungläubig.
    Ich weigerte mich, es zu glauben, und doch stand er leibhaftig vor mir. So wie Gorman nur mit einer Hose bekleidet und vor Nässe triefend. Nur eines hatte sich an ihm verändert, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, sein leuchtend rotbraunes Haar war nun von schneeweißen Strähnen durchsetzt.
    Gorman drückte mich unterdessen weiter an seine Brust und begann, mich am ganzen Körper zu streicheln.
    »Gorman, Schluss damit«, rief ich und versuchte, mich sanft, aber bestimmt aus seiner Umarmung zu befreien. Warum verhielt er sich so seltsam? Außerdem bereitete mir Unbehagen, mit welchem Vergnügen Rainelf uns zu beobachten schien. Er lächelte und ließ seine grauen Augen über meinen Körper gleiten, dann kam er auf mich zu und presste seine nassen Lippen auf meine.
    »Ain–elpf?«
    Ich wollte ihn wegdrücken, aber ich war wehrlos in Gormans eiserner Umarmung gefangen. Es hätte einer dieser Träume sein können, von denen man mit einem verschmitzten Lächeln aufwacht, nur dass mir die Situation eher Angst machte.
    Meine Gedanken überschlugen sich. Das konnte doch nicht echt sein. Unmöglich! Der echte Gorman und der echte Rainelf würden sich nie so verhalten.
    Ich spürte Gormans Lippen auf meinem Hals, während Rainelf mich noch immer auf den Mund küsste, sodass es mir langsam schwerfiel, Luft zu holen.
    Jemand anderes musste dahinterstecken. Denk nach, Ainwa, welche Geister können andere Gestalten annehmen?
    Ich versuchte, mich an Kaukets Lektionen zu erinnern.
    Das Einhorn? Nein. Bartengryf? Nein. Quellwichte!
    Natürlich, vermutlich lebten sie an diesem Ort. Was hatte Kauket über sie erzählt? Mädchen mussten sich vor ihnen in Acht nehmen, wenn der Mond sie toll machte …
    Während der falsche Rainelf begann, sich an meinem Hemd zu schaffen zu machen, fiel mein Blick auf die blasse Scheibe des Vollmonds, der bereits am abendlichen Himmel aufgetaucht war.
    Ich fluchte innerlich. Ich musste verschwinden, und zwar schnell.
    Im selben Moment strich der falsche Gorman meinen Arm entlang und zwang mich mit sanfter Gewalt, den Stab fallen zu lassen.
    Gut, genug war genug.
    Ich kämpfte mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln gegen den Griff der beiden an, aber meine Bemühungen entlockten ihnen nur ein bösartiges Kichern, das nichts mit ihren echten Stimmen gemein hatte. Hätte ich nur darauf gewartet, dass sie sprachen, dann wäre ich nie in diesen Schlamassel geraten.
    »Wehr dich nicht, Sterbliche.« Gorman kicherte, während Rainelf so fest die Lippen auf die meinen drückte, dass ich keine Luft mehr bekam.
    »Du gehörst jetzt uns. Du bleibst für immer. Noch in hundert Sommern wollen wir in deine grauen Äuglein schaun.«
    Ich konnte nicht atmen. Ihr Kuss würde erst enden, wenn ich erstickt war, vielleicht nicht mal dann …
    »Perft! Hmpf mr!«
    Ich hörte nichts außer dem Kichern der Quellwichte, als mir Rainelf das Faserhemd vom Körper riss.
    Ihre glitschigen Finger glitten über meine Haut und sie zogen mich langsam in einen der Tümpel hinein.
    Plötzlich barst das Unterholz. Ein zorniges Brüllen erschallte und auf einmal konnte ich wieder atmen. Ich keuchte und saugte so viel lebensspendende Luft ein, wie ich nur konnte.
    »Verschwinde, Unhold«, zischte der Rainelf-Quellwicht. Seine Stimme klang tief und rau wie die einer alten Frau.
    Ich sah den Percht auf mich

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