Die Washington-Akte
Verfahren.
Die Herausforderung.
Ein Drama, bei dem die Kapitäne ihren Mut beweisen konnten, ohne irgendjemanden oder irgendetwas außer sich selbst in Gefahr zu bringen.
Eine einfache Mutprobe.
Bolton stand schweigend da und starrte vor sich hin.
»Typisch«, sagte Hale. »Du hast nicht den Mumm für einen Kampf.«
»Ich nehme deine Herausforderung an.«
Hale wandte sich an Knox.
»Bereiten Sie alles vor.«
Malone hörte den Schuss und warf sich zu Boden. Er rutschte unter einen von Stühlen umstellten Tisch.
Die Glastür zwei Meter hinter ihm zerbrach.
Weitere Schüsse fielen in seine Richtung, so dass er dicht am Boden blieb.
Cassiopeia beschloss anzugreifen. Sie schoss einmal, zweimal und dann ein drittes Mal, ging kein Risiko ein und näherte sich dem Ort, wo sie die verdächtige Bewegung gesehen hatte.
Malone hielt den Kopf gesenkt und wartete darauf, dass der Beschuss aufhörte. Er würde Wyatt niederstrecken, aber er musste sichergehen, dass er auch traf. Er lag flach auf dem Boden unter dem Tisch, hielt seine Pistole umklammert und machte sich bereit.
Durch den Qualm näherte sich ein Schatten.
Er rückte von der Eingangshalle zum Salon vor.
Malone wartete darauf, dass das Ziel größer wurde.
Dann würde er Wyatt mit ein paar gut gezielten Schüssen erledigen.
Wyatt erreichte den Keller und freute sich, dass in dem kleinen Büro am Fuß der Treppe niemand war. Eine Folge von Räumen mit Backsteinwänden bildete das Fundament des Hauses und bot unterirdischen Lagerraum. Sie säumten einen langen Gang, der das Gebäude durchlief und von Glühbirnen erhellt wurde, die an den rauen Steinwänden angebracht waren. Von der Ausstellung im Besucherzentrum wusste er noch, dass diese Räume zur Lagerung von Lebensmitteln, Bier und Wein gedient hatten. Er starrte auf den Ausgang des nördlichen Korridors, der vielleicht fünfundzwanzig Meter entfernt lag und sich zur Morgensonne hin öffnete.
Alles war frei.
Er stürzte los.
Er wusste, dass hinter ihm nun das lag, was Jefferson die Nebengebäude genannt hatte. Im Süden standen die Küche, das Räucherhaus, die Milchkammer und einige Sklavenhütten. Hier, auf der Nordseite, lagen die Remise, Ställe und ein Eiskeller. Er kam zum Ende des Durchgangs und blieb neben einer Tür stehen, die die Aufschrift Nördlicher Abort trug.
Die Lage war gut gewählt, dachte er. Auf ebener Erde, außerhalb des Hauses und abgelegen.
Er griff nach seinem Handy und sendete eine Nachricht, die er zuvor schon vorbereitet hatte.
Bereit zum Abholen auf der Nordseite.
So war es geplant gewesen.
Hätte sich etwas geändert, hätte er eine andere Nachricht geschrieben.
Er hatte von Anfang an gewusst, dass es leicht sein würde, in Monticello hineinzukommen. Aber der Rückweg? Das war etwas ganz anderes. Daher hatte er die Hilfe Andrea Carbonells angenommen.
Er ließ die nördlichen Nebengebäude hinter sich und überquerte die Asphaltstraße. Er befand sich jetzt weit weg vom Haupteingang zwischen Bäumen und Büschen, die ihm reichlich Deckung boten. Bei einem Blick auf Google Maps hatte er einige Zeit zuvor gesehen, dass etwa hundert Meter nordöstlich des Hauses ein freies Feld lag.
Der perfekte Landeplatz.
Er hörte die Schüsse, die im Inneren des Hauses fielen, und lächelte.
Mit etwas Glück würde die Frau Malone für ihn erschießen.
Cassiopeia war weit vorgedrungen.
Weil sie somit ein leichtes Ziel bot, sprang sie schnell nach rechts, ging im Flur in Deckung und rief: »Cotton, wo bist du?«
Malone atmete aus.
Er senkte die Waffe.
»Hier drinnen«, sagte er.
»Besser, du kommst zu mir raus«, rief sie.
Er stand auf und verließ den Salon. Cassiopeia tauchte aus der Qualmwolke zu seiner Linken auf.
»Das war knapp«, sagte er.
Er sah ihrem Blick an, dass sie ihm zustimmte.
»Was ist hier drinnen passiert?«
»Ich bin auf den Mann gestoßen, der an all unseren Problemen schuld ist.«
Ein neues Geräusch durchdrang die Stille. Ein leises, rhythmisches Dröhnen. Es kam näher.
Ein Hubschrauber.
Wyatt barg die Walze in seiner Armbeuge, sorgfältig darauf bedacht, sie nicht zu beschädigen. Ein paarmal blickte er sich um und sah, dass niemand ihn verfolgte. Er verschwand zwischen den Bäumen und stieg einen Hang zur Wiese hinunter.
Ein Hubschrauber flog von Westen heran, ließ die Bäume, die die Wiese säumten, hinter sich und landete auf dem Gras.
Wyatt sprang in die offene Kabinentür.
Malone und Cassiopeia traten nach draußen auf den
Weitere Kostenlose Bücher