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Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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trat stattdessen in einen Raum, der wohl ein Esszimmer war. Hinter einer weiteren Tür lag ein großer Salon. Die Innenwände waren mit Gemälden geschmückt, die Außenwände bargen mit Vorhängen verhängte Fenster und eine Flügeltür. Die Luft in dem Raum war von wirbelndem Qualm geschwängert.
    Er trat ein und spähte durch eine weitere Glasflügeltür in die Eingangshalle zurück.
    Cassiopeia rollte sich auf dem Portikus ab, blieb geduckt und näherte sich dem zerbrochenen Fenster.
    Sie musste ins Haus zurück.
    Sie kam auf die Beine, presste sich gegen die äußere Backsteinmauer und schlüpfte in die raucherfüllte Eingangshalle.
    Mit dem Blick suchte sie die düstere Szenerie ab.
    Hinter einer Glasflügeltür nahm sie auf der gegenüberliegenden Seite in einem weiteren qualmgeschwängerten Raum mit Fenstern und Porträts eine Bewegung wahr.
    Sie zielte und schoss.
    49
    Bath, North Carolina
    Hales Geduld war zu Ende. Diese drei Dummköpfe hatten keine Ahnung, was nötig war, um diesen Krieg zu gewinnen. So war es von Anfang an gewesen. Die Hales hatten das Commonwealth immer dominiert. Sie waren es gewesen, die an George Washington und den Kontinentalkongress mit der Idee herangetreten waren, die Angriffsanstrengungen der Kaperfahrer zu koordinieren. Davor hatten deren Schiffe unabhängig voneinander operiert und waren nach eigenem Belieben verfahren. Sicher waren sie schlagkräftig gewesen, aber längst nicht so sehr wie später, als sie sich unter einem gemeinsamen Kommando vereinigt hatten. Natürlich erhielten die Hales für ihre Mühe einen genau bestimmten Anteil jeder Prise. Sie verbündeten sich mit Kaperfahrern von Massachusetts bis Georgia und sorgten dafür, dass die Angriffe auf die britische Schifffahrt unvermindert weitergingen. Die Surcoufs, die Cogburns und insbesondere die Boltons waren auch damals schon da gewesen, hatten aber bei Weitem nicht so viel geleistet wie die Hales. Sein Vater hatte ihn ermahnt, mit seinen Mitkapitänen zusammenzuarbeiten, aber auch immer Distanz zu wahren und seine eigenen Verbindungen zu pflegen.
    Du kannst dich nicht auf sie verlassen, mein Junge.
    Da war Hale derselben Meinung. »Es kotzt mich an, ständig beschuldigt und bedroht zu werden.«
    »Uns kotzt es an, immer im Dunkeln zu tappen«, entgegnete Bolton. »Du schließt Abkommen mit denselben Leuten, die versuchen, uns ins Gefängnis zu bringen.«
    »Die NIA ist unsere Verbündete.«
    »Eine schöne Verbündete ist das«, meinte Cogburn. »Sie hat nichts getan, um dem hier irgendwie Einhalt zu gebieten. Außerdem hat sie sich unter unseren Leuten einen Spion herangezogen und unseren Schlag gegen Daniels unterbunden.«
    »Sie hat den Code entschlüsselt.«
    »Uns die Lösung aber bisher noch nicht verraten«, sagte Bolton. »Wirklich ein schöner Freund.«
    »Welche Auswirkungen hat dieser Spion auf deine Geschäfte mit der NIA gehabt?«, wollte Surcouf wissen. »Wozu hat die Agency ihn gebraucht?«
    Das war die erste gute Frage, die Hale gehört hatte. Die Antwort blieb unklar außer dem einen Punkt: »Die NIA -Direktorin wünscht Stephanie Nelles Tod …«
    »Warum?«, fragte Cogburn.
    »Es gibt da etwas Persönliches. Sie hat es nicht erklärt, nur so viel, dass Nelle sowohl über sie als auch über uns Nachforschungen angestellt hat. Es lag in unserem Interesse, Nelle daran zu hindern. Die Direktorin hat mich um meine Hilfe gebeten, und so habe ich ihr den Gefallen getan. So etwas tun Freunde nun einmal füreinander.«
    »Warum brauchte sie einen Spion, wenn sie dich hatte?«, fragte Surcouf.
    »Weil er ein Lügner, ein Dieb und ein Mörder ist«, spie Bolton hervor. »Ein stinkender, gemeiner Pirat, dem man nicht trauen kann. Sein Ururgroßvater wäre stolz auf ihn.«
    Hale ging hoch wie eine Rakete. »Ich habe genug von deinen Beleidigungen, Edward. Ich fordere dich heraus. Hier und jetzt.«
    Das war sein Recht.
    Wann immer sich in der Vergangenheit Schiffe zu einem gemeinsamen Zweck verbündet hatten, waren Konflikte wahrscheinlich gewesen. Die Kapitäne waren von Natur aus unabhängige Menschen – sie interessierten sich nur für ihre eigene Crew und für sonst niemanden. Aber internen Streit betrachtete man als kontraproduktiv. Man wollte ja Handelsschiffe ausplündern und nicht untereinander kämpfen. Und niemals wurden Streitigkeiten auf See ausgetragen, da die Crews wegen einer albernen Streiterei nicht ihr Leben oder Schaden für das Schiff riskierten.
    Daher entwickelte sich ein anderes

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