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Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Sedimenten, die vom mäandrierenden Pamlico River ostwärts geschwemmt wurden. Einbäume, die teils gepaddelt, teils gestakt wurden, und Dampfer mit geringem Tiefgang hatten einmal diese Gewässer befahren. Aber ebenso Slups, Kaperschiffe und Fregatten mit ihren Besatzungen aus Abenteurern, die die dicht bewaldeten Küsten der einsamen Kolonie Carolina ihr Zuhause genannt hatten. Der Pamlico Sound umfasste einige der komplexesten Wasserwege der Welt. Ein weites Gebiet von Austernfels-Inselchen, Gezeitenmarschen, Lagunenwäldern und Sümpfen. Sein äußerer Küstensaum wies gefährliche Kaps auf, deren Namen, Cape Lookout – Kap der Wachsamkeit – und Cape Fear – Kap der Angst – vor Tragödien warnten. Das offene Meer dahinter war so verräterisch, dass es sich den Titel Schiffsfriedhof des Atlantiks verdient hatte.
    Er war hier in der Nähe geboren und aufgewachsen genau wie andere Hales vor ihm bis zurück zum Beginn des 18. Jahrhunderts. Schon als Junge hatte er das Segeln erlernt und war darin unterwiesen worden, die stets sich verschiebenden Sandbänke zu meiden und die gefährlichen Strömungen zu meistern. Das Ocracoke Inlet, das sie gerade durchfahren hatten, war der Schauplatz, an dem im November 1718 der Pirat Blackbeard schließlich zur Strecke gebracht worden war. Die Einheimischen sprachen noch immer voll Achtung von ihm und seinem verlorenen Schatz.
    Er blickte auf den Tisch hinunter, auf dem die beiden Dokumente lagen.
    Die Sache mit dem Buchhalter hatte er zuerst erledigen müssen, aber nun musste er seine Aufmerksamkeit wieder einem Fehler zuwenden, den Abner Hale, sein Ururgroßvater, gemacht hatte. Dieser hatte am 30. Januar 1835 versucht, Präsident Andrew Jackson ermorden zu lassen.
    Es war das erste Mal in der amerikanischen Geschichte gewesen, dass das Leben eines amtierenden Präsidenten unmittelbar bedroht worden war.
    Jacksons Reaktion auf diesen Versuch – ein handschriftlicher Brief an Abner, der jetzt in einer Plastikhülle steckte – machte den Hales seit damals schwer zu schaffen.
    Sie haben also schließlich dem Drang zum Verrat nachgegeben. Ihre Ungeduld hat alle Fesseln gesprengt. Ich bin damit zufrieden. Zwischen uns soll Krieg herrschen, so gewaltig, wie wenn die Heere dieser Nation aufs Schlachtfeld gerufen werden. Sie haben nach einem Kampf verlangt, und ich werde jetzt, da der erste Schuss gefallen ist, nicht feige in der Ecke sitzen. Gilt mein Leben Ihnen nun als überflüssig, nur weil ich Ihrem Druck nicht nachgebe, mich Ihren Bitten nicht zugänglich zeige und mich nicht vor Ihnen verneige? Sie haben es gewagt, einen Attentäter zu schicken? Einem solch schweren Verbrechen nicht die Stirn zu bieten wäre eine Schande. Meine Gefühle sind äußerst lebendig, und ich versichere Ihnen, ich bin es ebenfalls. Ihr Attentäter faselt den lieben langen Tag nur Unsinn. Sie haben diesen Diener gut gewählt. Man wird ihn für wahnsinnig erklären und wegschließen, und kein Mensch wird je ein Wort von dem glauben, was er sagt. Für Ihre Verschwörung gibt es keine Beweise, aber wir beide wissen, dass Sie diesen Richard Lawrence dazu überredet haben, mit den Pistolen auf mich zu zielen. In diesem Moment, da meine Gefühle so aufgewühlt sind, müsste ich mir Gewalt antun, wollte ich Ihren Niedergang nicht beschleunigen. Und doch war ich mir der richtigen Reaktion nicht gewiss. So habe ich nun den Rat und die Führung jener gesucht, die weiser sind als ich, und schließlich einen geeigneten Kurs gewählt. Ziel dieses Schreibens ist es, Ihnen mitzuteilen, dass es fürderhin keine gesetzliche Vollmacht mehr geben wird, die Ihre Räubereien schützt. Ich habe alle Hinweise auf Ihren Kaperbrief aus den offiziellen Protokollbüchern des Kongresses getilgt. Wenn Sie an einen anderen Präsidenten herantreten und ihn auffordern, Ihren Freibrief zu respektieren, wird er nicht durch das Gesetz gebunden sein, wie ich es war. Um Ihre Qualen zu vergrößern und so die Tortur Ihrer Hilflosigkeit zu verlängern, habe ich die Vollmacht nicht zerstört. Ich selbst hätte mich zwar, wie ich gestehen muss, dazu entschlossen, aber andere haben mich überzeugt, dass eine solche Gewissheit Ihre Situation so unhaltbar machen würde, dass weitere Verzweiflungstaten die Folge sein könnten. Da Sie Geheimnisse lieben und seit jeher dunklen Wegen folgen, biete ich Ihnen eine Herausforderung an, die nach Ihrem Geschmack sein sollte. Als Anlage zu diesem Brief schicke ich Ihnen eine Geheimschrift, die nach

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