Die Washington-Akte
einem Verschlüsselungssystem unseres hochgeschätzten Thomas Jefferson angefertigt wurde. Es heißt, er habe es für den perfekten Code gehalten. Wenn Sie diese Botschaft erfolgreich dechiffrieren, werden Sie erfahren, wo ich das von Ihnen so dringend benötigte Dokument verborgen habe. Scheitern Sie aber, so bleibt Ihr Zusammenschluss der erbärmliche Haufen von Verrätern, der er heute ist. Ich muss zugeben, dass mir diese Vorgehensweise weit besser behagt. Nun, in meinen letzten Lebensjahren, werde ich mich bald in mein Heim in Tennessee zurückziehen und dort den Tag erwarten, an dem ich an der Seite meiner geliebten Rachel entschlafe. Ich hoffe zutiefst, dass der feige Kurs, den Sie eingeschlagen haben, zu Ihrem Untergang führen wird – und dass ich diesen Tag noch erleben darf.
Andrew Jackson
Hale betrachtete die zweite Seite, die ebenfalls in einer Kunststoffhülle steckte.
Seit hundertfünfundsiebzig Jahren versuchte seine Familie nun schon, den Jefferson-Code zu entschlüsseln. Man hatte Experten engagiert. Viel Geld ausgegeben.
Aber der Erfolg war ausgeblieben.
Er hörte, wie sich vom Bug her Schritte näherten. Schon betrat sein persönlicher Sekretär den Salon.
»Schalten Sie den Fernseher ein.«
Hale sah die Sorge in den Augen des Mannes.
»Es ist schlimm.«
Er griff nach der Fernbedienung und leistete der Aufforderung Folge.
Malone aß den Apfel auf und hielt sich die Zeitung vors Gesicht. Er entdeckte keinen Artikel über irgendeine Reise des Präsidenten nach New York. Eigenartig. Präsidenten liebten normalerweise den großen Auftritt. Malone sollte das Hotel verlassen, und zwar schnell. Jede Sekunde, die er verweilte, machte sein Entkommen nur noch schwieriger. Er wusste, dass das Grand Hyatt seinem Namen alle Ehre machte. Es war ein riesiger, viele Stockwerke hoher Komplex, der vierundzwanzig Stunden täglich von Tausenden von Menschen frequentiert wurde. Polizei und Secret Service würden es wohl kaum schaffen, alle Ein- und Ausgänge abzuriegeln, zumindest nicht so schnell. Im Raum liefen zwei Fernseher, und er sah, dass seine Aktion tatsächlich mit Handykameras gefilmt worden war – aber zum Glück waren die meisten Aufnahmen vollkommen verwackelt. Über Daniels’ gesundheitliche Verfassung gab es immer noch keine Nachricht. Die Leute verbreiteten sich über das Attentat und wiederholten immer wieder, dass es sich tatsächlich unmittelbar unter ihnen ereignet hatte. Einige hatten die Schüsse und die Explosion gehört und die Rakete fliegen sehen. Die beiden Zivilbeamten auf der anderen Seite der Lounge richteten ihre Aufmerksamkeit weiterhin nach unten und sprachen in ihre Funkgeräte.
Malone stand auf, um zu gehen.
Die Agenten verließen das Fenster und eilten direkt auf ihn zu. Er bereitete sich auf Gegenmaßnahmen vor und sagte sich, dass er ihren Vormarsch mit dem massiven Holztisch behindern könnte, auf dem die Äpfel und die Zeitungen lagen.
Natürlich waren die beiden mit Pistolen ausgerüstet und er nicht, ein Tisch würde also nur bedingt helfen.
Die beiden Agenten fegten an ihm vorbei und stürzten durch die Tür zu den Aufzügen. Sobald ein Lift eintraf, traten sie in diesen hinein.
Malone stieß einen lautlosen Seufzer aus und brach dann auf. Er entschied sich für eine direkte Vorgehensweise und drückte den Abwärts-Schalter des Lifts.
Unmittelbar zur Haupttür hinaus.
6
Wyatt wartete in der belebten Lobby des Grand Hyatt, wo es von Touristen wimmelte, die ein Wochenende im Big Apple verbrachten. Durch den versuchten Anschlag auf den Präsidenten der Vereinigten Staaten war für sie alles noch viel interessanter geworden. Er hatte Gesprächsfetzen von Leuten mit angehört, die in einem Loungebereich in der Nähe saßen, und erfahren, dass keiner wusste, ob Daniels getroffen worden war, bevor seine Limousine mit ihm vom Schauplatz raste. Manche erinnerten sich an das Attentat auf Reagan 1981. Damals war eine offizielle Erklärung erst erfolgt, als der Präsident schon auf dem Weg in die Chirurgie war.
Mindestens ein Dutzend New Yorker Polizisten und halb so viele Agenten des Secret Service wuselten jetzt in der zweigeschossigen Empfangshalle herum. Befehle ertönten, und die Leute stellten sich bei Aufzügen und Ausgängen auf. Schwer zu sagen, wo Malone den Ausbruch versuchen würde, aber die Zahl der Wege, die aus diesem Hotel führten, war begrenzt. Es gab einen Ausgang ein Stockwerk tiefer links von Wyatt, der auf die East 42nd Street hinausführte.
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