Die Washington-Akte
namens John Smith den Stein als Schmuckplatte für seinen Kamin verwendet. Dort war er beinahe fünfzig Jahre bis zu Smith’ Tod geblieben. Dann war er verschwunden.
»Woher wissen wir dann also, wie er aussieht?«, fragte Daniels.
»Eine ausgezeichnete Frage. Leider gibt es keine gute Antwort darauf. Dieses Bild, das Sie in der Hand halten, ist in allen Büchern abgebildet.«
»Wer hat die Aufschrift entschlüsselt?«
»Das weiß auch keiner. Es gibt zahlreiche Geschichten.«
Daniels lehnte sich im Stuhl zurück, die beiden Seiten in der Hand. »Ein Stein, den keiner je gesehen hat und dessen Inschrift von jemandem entschlüsselt wurde, den wir nicht kennen. Und doch hat Andrew Jackson beinahe identische Symbole verwendet, um die beiden fehlenden Protokollseiten des Kongresses zu verstecken?«
»Möglich wäre es«, meinte Davis. »Jackson mag Erzählungen über Oak Island gehört haben. 1835 hatten die Schatzsucher dort schon jahrelang gegraben. Die Mahone Bay war ebenfalls ein Schlupfwinkel für Piraten. Vielleicht war die Wahl des Verstecks ein bisschen ironisch gemeint.«
»Sie sind sehr schweigsam«, sagte Daniels zu Cassiopeia.
»Wir müssen mit Ihrer Frau sprechen.«
»Haben Sie es eilig, die Situation mit dem angezapften Telefon auszunutzen?«
»Ich mache mir vor allem Sorgen um Stephanie.«
»Wir lassen Kaisers Haus inzwischen videoüberwachen«, erklärte Davis. »Wir haben vor Tagesanbruch zwei Agenten eingeschmuggelt und eine Kamera installiert.«
»Wir müssen Hale eine Botschaft schicken«, erklärte Cassiopeia. »Genug, um ihn aus der Reserve zu locken.«
Der Präsident begriff, wie wichtig das war. »Das weiß ich. Aber eines frage ich mich. Haben diese verdammten Piraten wirklich versucht, mich zu töten?«
»Das ist möglich«, antwortete Davis.
»Das, was ich diesen Leuten vor ein paar Minuten gesagt habe, war mein Ernst«, erklärte Daniels. »Wir werden den ganzen Haufen plattmachen.«
Aber Cassiopeia war Daniels’ Dilemma klar. Dies hier durfte auf keinen Fall zu einem öffentlichen Kampf eskalieren. Das wäre weder gut für das Weiße Haus noch für die Geheimdienste oder das ganze Land. Was immer er tat, musste im Geheimen geschehen. Und da kamen wohl Cassiopeia selbst und Cotton ins Spiel. Natürlich waren nur Cassiopeia und Davis in das eingeweiht, was Quentin Hale wirklich wusste. Aber sie gab Davis recht: Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um irgendetwas davon aufs Tapet zu bringen.
»Cotton muss diese beiden fehlenden Seiten finden«, sagte Daniels.
»Vielleicht spielt das gar keine Rolle«, entgegnete sie. »Wir können Hale durch das angezapfte Telefon jede gewünschte Nachricht zukommen lassen. Wir könnten ihn zu der Überzeugung bringen, dass wir die Seiten bereits haben.«
»Das würde Stephanie helfen«, meinte Daniels. »Falls sie sich in der Hand der Piraten befindet.«
»Ist Ihnen bewusst, dass auch Carbonell Stephanie entführt haben könnte …«
Daniels hob die Hand. »Das weiß ich. Aber ich habe gerade klargestellt, dass Stephanies Leben wichtig ist. Falls Carbonell und die Piraten eine so enge Verbindung haben, wie jeder zu glauben scheint, werden diese die Botschaft ebenfalls erhalten. Wollen wir hoffen, dass alle sie verstehen.«
Sie pflichtete ihm bei.
»Pauline befindet sich in ihrem Büro«, sagte Daniels. »Sie muss bald zu einem Termin aufbrechen. Ich habe sie gebeten, noch zu warten und mit Ihnen zu reden.«
Davis stand auf. Cassiopeia ebenfalls.
Der Präsident hielt den Blick mit ernster Miene zu Boden gerichtet.
»Finden Sie Stephanie«, sagte er. »Tun Sie, was immer dazu nötig ist. Lügen Sie, betrügen Sie, stehlen Sie, mir egal. Finden Sie sie einfach.«
Cassiopeia und Edwin Davis betraten das Büro der First Lady. Pauline Daniels erwartete sie hinter ihrem Schreibtisch, erhob sich und begrüßte sie in herzlichem Tonfall. Sie schlossen die Tür und setzten sich in eine Sitzgruppe vor einem reich im französischen Stil verzierten Schreibtisch.
Cassiopeia fühlte sich wie das fünfte Rad am Wagen, ergriff aber die Initiative und sagte: »Wir werden heute Abend ein Gespräch auf Ihrem Telefon fingieren. Wie ich erfahren habe, ist Miss Kaiser heute bis halb neun auf einer Veranstaltung. Bis zu ihrer Rückkehr bereite ich Ihnen ein Drehbuch vor. Lernen Sie es sinngemäß auswendig und sagen Sie das Ganze dann mit Ihren eigenen Worten. Edwin wird hier bei Ihnen und ich werde bei Miss Kaiser sein.«
Die First Lady warf Davis
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