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Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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über sich ergehen lassen. Über Jahrzehnte war die US -Regierung durch Korruption und Skandale belastet. In dieser Zeit war Garfield Mitglied des Repräsentantenhauses. Schließlich wurde er 1880 von den Republikanern im sechsunddreißigsten Wahlgang des Parteikonvents als Kompromisskandidat gewählt.«
    Hales Vater schüttelte den Kopf.
    »Was für ein Pech. Wir haben ihn vor der Präsidentschaftswahl bekämpft. Haben Zeit und Geld aufgewendet. Winfield Hancock war für die Demokraten aufgestellt und hatte alle Südstaaten für sich gewonnen. Garfield konnte den Norden und Mittleren Westen erobern. In jenem November wurden neun Millionen Stimmen abgegeben, und Garfield hatte Hancock mit nur 1898 Stimmen Vorsprung geschlagen. So knapp wie diese Wahl ist bis heute keine mehr ausgegangen. Jeder hatte zudem je neunzehn Staaten für sich gewonnen, aber Garfields Staaten brachten ihm 59 Wahlmänner mehr als Hancocks ein, und so war er der Sieger.«
    Hales Vater machte eine kleine Pause und erzählte ihm dann, was als Nächstes geschehen war.
    Garfield legte seinen Amtseid am 4. März 1881 ab und leitete sofort eine Untersuchung gegen das Commonwealth ein. Er war fest entschlossen, alle vier Oberhäupter der Vereinigung, die sechzehn Jahre nach dem Bürgerkrieg noch am Leben waren, strafrechtlich verfolgen zu lassen. Er berief dazu eigens ein spezielles Militärgericht ein und bestimmte seine Zusammensetzung selbst. Die vier Kapitäne hatten nichts anderes von ihm erwartet und nutzten die Zeit zwischen der Wahl 1880 und der Inauguration im März 1881, um sich vorzubereiten. Sie heuerten Charles Guiteau an, einen geistig gestörten Anwalt aus Illinois, der fest überzeugt war, ihm allein sei Garfields Wahl zu verdanken. Seine persönlichen Bitten um ein Regierungsamt nach Garfields Amtseinsetzung waren alle abgelehnt worden. Monatelang trieb er sich auf dem Gelände des Weißen Hauses und des Außenministeriums herum und versuchte, seine Belohnung zu erlangen. Er wurde so heimtückisch, dass er zuletzt ein Zutrittsverbot erhielt. Schließlich gelangte er zu der Überzeugung, Gott habe ihm befohlen, den Präsidenten zu töten. Nachdem er mit Geld versehen worden war, kaufte er einen .44 Webley British Bulldog – einen Revolver mit Elfenbeingriff, weil er der Meinung war, dass dieser sich nach dem Anschlag als Museumsstück besser machen würde.
    Dann beobachtete er Garfield den ganzen Juni 1881.
    »Damals hatten die Präsidenten keine Leibwächter«, erklärte sein Vater. »Sie gingen so in Menschenmengen umher wie jeder andere auch. Sie fuhren mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, dass bereits ein Präsident ermordet worden war. Aber damals waren wir noch unschuldig.«
    Schließlich stellte Guiteau Garfield am 2. Juli 1881 in einem Washingtoner Bahnhof und schoss zweimal auf ihn. Garfields beide Söhne, der Außenminister James Blaine und der Kriegsminister Robert Todd Lincoln, wurden Augenzeugen.
    Eine Kugel streifte die Schulter nur, aber die andere grub sich ins Rückgrat.
    »Der verdammte Dummkopf hat aus nächster Nähe auf ihn geschossen, ihn aber nicht getötet«, erzählte Hales Vater. »Garfield siechte noch elf Wochen dahin, bevor er starb. Neun Monate später wurde Guiteau gehängt.«
    Hale dachte lächelnd an diesen weiteren Erfolg des Commonwealth.
    Kühn und brillant.
    Guiteau war die perfekte Wahl gewesen. Bei seiner Gerichtsverhandlung rezitierte er epische Verse und sang »John Brown’s Body«. Er bat Zuschauer um rechtlichen Beistand und diktierte dem New York Herald seine Autobiografie. Selbst wenn er jemanden beschuldigt hätte, hätte ihm keiner geglaubt.
    Drei Monate nachdem er Hale von Garfield erzählt hatte, war Hales Vater gestorben. Die Beerdigung war großartig gewesen. Alle vier Crews hatten ihr beigewohnt. Hale war sofort Kapitän geworden.
    Das war nun dreißig Jahre her.
    Man redete noch immer in ehrerbietigem Tonfall von seinem Vater. Nun aber würde Hale das vollbringen, was sein Vater nie geschafft hatte.
    Er würde sie alle retten.
    Ein Klopfen an der Tür seines Arbeitszimmers unterbrach seine Gedanken.
    Er blickte auf und hatte seinen Sekretär vor sich. »Sie ist am Apparat, Sir«, sagte dieser.
    Er nahm sein Telefon ab, einen Festnetzanschluss mit einer sicheren Leitung, die täglich kontrolliert wurde.
    »Was ist los, Andrea?«
    »Wyatt wird durch ein Unwetter in Boston aufgehalten. Sein Flugzeug musste zum Terminal zurückkehren. Wie ich

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