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Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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unmöglich gewesen, eine Waffe über die Grenze zu bringen. Er hatte die von Carbonell bereitgestellten Informationen gelesen, insbesondere den Teil, der das letzte Wort in der Geheimbotschaft erklärte – Dominion . Das bezog sich auf Fort Dominion, das auf der Südseite von Paw Island lag.
    Es war nicht erst seit heute verfallen, sondern schon zu Andrew Jacksons Zeit eine Ruine gewesen.
    Der Schauplatz hatte eine bewegte Geschichte hinter sich.
    Nachdem das Fort während der Amerikanischen Revolution von der Kontinentalarmee erobert worden war, starben dort vierundsiebzig britische Gefangene. Sie waren zeitweilig in kerkerähnlichen Räumlichkeiten im Felsuntergrund der Befestigungsanlage eingesperrt worden und ertrunken, als die Flut stieg. Drei Offiziere der Kolonialarmee wurden wegen des Vorfalls vor Gericht gestellt. Man warf ihnen vor, die Warnung ignoriert zu haben, dass die Kammer bei Flut volllaufen würde. Sie wurden freigesprochen, da die Zeugenaussagen über ihr Wissen um die Gefahr bestenfalls widersprüchlich waren.
    Er empfand Mitgefühl mit diesen Offizieren.
    Sie hatten einfach in Kriegszeiten ihre Pflicht getan, weit weg von jedem Oberkommando. Natürlich hatten sie nicht über den Luxus schneller Kommunikationswege verfügt. Stattdessen hatten sie die Entscheidungen vor Ort fällen müssen. Dann, Monate später, kam jemand und kritisierte sie im Nachhinein. Im Gegensatz zu ihm waren diese Männer einer Bestrafung entgangen, aber er konnte sich denken, dass die Aufstiegschancen dieser Offiziere mit dem Prozess geendet hatten.
    Genau wie seine.
    Der Vorfall im Fort Dominion blieb ein wunder Punkt in den amerikanisch-britischen Beziehungen, und zwar bis zum Krieg von 1812, nach dem die beiden Nationen ihre Meinungsverschiedenheiten endlich beilegten. Wyatt fragte sich, ob es irgendeine Verbindung zwischen dem tragischen Zwischenfall und der sechzig Jahre später von Andrew Jackson getroffenen Entscheidung gab, die Papiere dort zu verstecken.
    Dominion war von Jackson eigens ausgewählt worden.
    Warum?
    Wyatt hatte auch Jacksons Brief an das Commonwealth und die weitgehend entschlüsselte Nachricht noch einmal durchgelesen. Nur die fünf Symbole blieben ungeklärt.
    ∆ Φ :X Θ
    Carbonell hatte nichts über sie gefunden. Wie lautete ihr Rat? Er solle sich damit befassen, wenn er erst einmal in Kanada gelandet sei.
    Sie hatte ihm erneut versichert, dass diese Mission ihrer beider Geheimnis sei. Aber sie log lieber, als die Wahrheit zu sagen, selbst wenn eine Lüge gar nicht nötig war.
    Hier war nun allerdings das Ende der Fahnenstange erreicht.
    Wenn sie ihn hier auch nur ansatzweise belog … würde er sie töten.
    56
    Weißes Haus
    Cassiopeia saß im Oval Office, neben sich Edwin Davis auf einem kleinen Zweisitzersofa. Sie war schon einmal hier gewesen, und seitdem hatte sich nicht viel verändert. Noch immer hingen an der einen Wand Bilder von Norman Rockwell. Über dem Kamin prangte dasselbe Porträt von George Washington wie zuvor. Vom Kaminsims hingen die Blätter einer Topfpflanze, eines Plectranthus verticillatus, auch Harfenstrauch genannt, herab. Das war, wie Davis erklärte, eine Tradition, die noch auf Kennedy zurückging. Zwei hochlehnige Stühle standen zu beiden Seiten des Kamins, wie sie es von Fototerminen kannte, wo der Präsident links saß und sein Staatsgast rechts. Damit hatte man, wie Davis erklärte, zu Zeiten von Franklin Roosevelt begonnen. Wenn beide saßen, fiel die Behinderung des Präsidenten weniger ins Auge.
    Die Tür ging auf, und Daniels trat ein.
    Der Präsident setzte sich auf einen der Stühle vor dem Kamin.
    »Bald wird das Pressekorps hier sein. Ich muss ein paar Fotos mit dem neuen Botschafter von Finnland schießen lassen. Eigentlich soll die Presse keine Fragen stellen, wenn sie zum Fotografieren hierherkommt, aber sie tut es trotzdem. Verdammt, die Journalisten haben nur eine einzige Sache im Sinn, und sie müssen ihr Publikum bei der Stange halten.«
    Sie bemerkte seine Verärgerung.
    »Dieses gescheiterte Attentat wird für eine ganze Weile Schlagzeilen machen«, erklärte der Präsident. »Wenn wir ihnen natürlich die wahre Geschichte erzählten, würde uns keiner glauben. Was denken Sie beide über unsere kleine Versammlung eben?«
    »Das sollte die Typen aus der Fassung bringen«, meinte Davis.
    »Diese Mistkerle gehen mir auf den Senkel«, erklärte Daniels. »Haben Sie gehört, was dieser arrogante Schweinehund von der NSA gesagt hat, als ich

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