Die Washington-Akte
gefangen halten.«
»Das ist nicht mein Problem.«
In Malone stieg Zorn auf. Er sprang vor, schlang die Arme um Wyatt und stürzte mit ihm, vom Schwung getragen, zu Boden.
Doch statt auf hartem Stein landeten sie mit ihrem doppelten Gewicht auf Holz, es krachte, die Bretter boten wenig Widerstand, und gemeinsam brachen sie nach unten ein.
Hale versuchte, Zeit zu schinden und einen Weg in Shirley Kaisers Seele zu finden. Er hoffte, dies über ihr Mitgefühl zu erreichen.
»Meine Familie hat unserer Nation schon gedient, als diese noch gar nicht richtig geboren war«, sagte er. »Und doch will die Regierung jetzt mich und meine Mitkapitäne als Kriminelle verfolgen.«
»Und wieso?«
Die Pistole war weiter auf seinen Schritt gerichtet, doch er war fest entschlossen, keine Angst zu zeigen.
»Die Mitglieder meiner Familie waren erst Piraten und dann Kaperfahrer. Wir leben seit beinahe dreihundert Jahren auf diesem Anwesen hier. Wir dienten den neu entstandenen Kolonialstreitkräften als Marine und zerstörten während der Amerikanischen Revolution britische Schiffe. Ohne uns hätte es keine Vereinigten Staaten gegeben. Seit damals haben wir vielen US -Regierungen ähnliche Dienste erwiesen. Wir sind Patrioten, Shirley. Wir dienen unserem Land.«
»Was hat das mit mir zu tun? Sag mir, warum du mich bei der Planung deines gescheiterten Anschlags auf Danny Daniels ausgenutzt hast.«
»Das war gar nicht ich«, stellte er klar. »Das waren meine Mitkapitäne, und ich wusste nichts davon. Als ich es erfahren habe, war ich wütend.«
»Dann haben also die mein Telefon abgehört?«
Vorsicht. Diese Frau war kein Dummkopf. »Nein. Das war ich. Ich hatte gehofft, irgendetwas zu erfahren, was uns in unserer Lage helfen könnte. Ich wusste über deine Beziehung zur First Lady Bescheid, bevor ich den Kontakt zu dir gesucht habe.«
»Dann nenne mir einen guten Grund, warum ich keinen Sopran aus dir machen sollte.«
»Ich würde dir als Bariton fehlen.«
»Immer noch der Charmeur. Du gibst nicht auf, das muss ich dir lassen.«
Er rutschte im Bett herum.
Sie packte die Pistole fester.
»Beruhige dich«, sagte er. »Ich mache nur meine alten Muskeln etwas locker.«
»Was hast du mit den Informationen angefangen, die du am Telefon erlauscht hast?«
»Mit dem meisten davon gar nichts. Aber als ich von dem Ausflug nach New York hörte, habe ich meine Mitkapitäne informiert. Da das Weiße Haus die Reise nicht öffentlich bekannt gab, dachten wir, dass sich dadurch vielleicht eine Gelegenheit eröffnen würde. Wir besprachen die Sache, beschlossen aber, nicht zu handeln. Unglücklicherweise haben meine Kollegen ihre Meinung geändert, sich aber nicht die Mühe gemacht, mich zu informieren.«
»Warst du schon immer ein so guter Lügner?«
»Ich lüge nicht.«
»Du hast mich benutzt, Quentin.« In ihrer Stimme lagen weder Zorn noch Verachtung.
»Und da kommst du also hierher und lockst mich ins Bett, einfach um mich zu erschießen?«
»Ich habe beschlossen, dich auch ein wenig zu benutzen.«
»Shirley, meine Frau und ich sind schon lange getrennt. Das weißt du. Wir beide, du und ich, hatten das Vergnügen einer sehr gesunden Beziehung. Gerade in diesem Augenblick, während wir uns noch unterhalten, sind meine Leute bei dir zu Hause und entfernen die Abhörvorrichtungen. Das ist Vergangenheit. Können wir es nicht dabei bewenden lassen? Wir könnten jetzt sogar eine noch schönere Beziehung genießen …«
»Klar. Jetzt, da wir wissen, was für ein Lügner und Betrüger du wirklich bist.«
»Shirley«, sagte er mit sanfter Stimme. »Du bist nicht naiv. Die Welt ist ein schwieriger Ort, und wir müssen tun, was wir können, um am Leben zu bleiben. Lass dir gesagt sein, dass meine Lage fast schon verzweifelt ist. Daher hatte ich mich entschlossen, geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Ich habe dich wirklich belogen. Anfangs. Aber nachdem wir uns einmal kennengelernt hatten, hat sich das geändert. Du weißt, dass ich nicht alles nur vorspielen konnte – das hast du doch gerade eben gemerkt. Du bist eine aufregende, vitale Frau.«
Die Waffe blieb auf ihn gerichtet. »Du hast meine Beziehung zur First Lady zerstört.«
»Sie braucht professionelle Hilfe. Das weißt du. Oder besser noch, lass zu, dass Mr. Davis ihr Vertrauter wird. Sie scheint ihn zu mögen.«
»Es ist nichts Schmutziges zwischen den beiden.«
»Gewiss nicht. Aber es ist etwas zwischen ihnen. Und sie hätten bestimmt nicht gern, dass das öffentlich
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