Die Washington-Akte
glaube, ja.«
Ein Wagen bog in Kaisers Zufahrt ein, und auf der Beifahrerseite stieg Edwin Davis aus. Vor mehr als einer Stunde waren den Einbrechern die Fingerabdrücke abgenommen worden, und man hatte ihr versprochen, dass man beide identifizieren würde. Davis war nur eine Stimme am Handy gewesen, aber offensichtlich hatte er sich auf den Weg gemacht. Rundum wimmelte es inzwischen von Schaulustigen, und die Straße war voller Polizeiwagen.
Unmöglich, die Sache geheim zu halten.
»Der Wagen, in dem die beiden gekommen sind, wurde in einer Nachbarstraße gefunden«, sagte Davis beim Näherkommen. »Er war mit einem gestohlenen Nummernschild aus North Carolina versehen, und der Wagen selbst war ebenfalls gestohlen. Er ist auf eine Frau aus West Virginia zugelassen. Wir warten immer noch darauf, dass die Fingerabdrücke durchlaufen. Aber das setzt voraus, dass diese Kerle entweder Probleme mit dem Gesetz hatten, als Waffenbesitzer registriert sind, an einer Schule unterrichtet haben oder eines der anderen tausend Dinge getan haben, bei denen Fingerabdrücke abgenommen werden. Das, worauf ich hoffe, ist der Militärdienst. Das würde uns zahlreiche Informationen verschaffen.«
Er sah erschöpft aus und klang auch so.
»Wie geht es dem Präsidenten und der First Lady?«, fragte sie.
»Wie ich hörte, hat er Ihnen vor Ihrem Aufbruch einen Besuch abgestattet.«
Sie hatte nicht die Absicht, Daniels’ Vertrauen zu enttäuschen. »Er ist wegen Stephanie beunruhigt. Er fühlt sich verantwortlich.«
»Geht es uns nicht allen so?«
»Gibt es etwas Neues über Cotton?«
»Nichts von ihm persönlich.«
Sie hörte, was ungesagt mitschwang. »Von wem haben Sie denn gehört?«
»Cotton wollte keine weitere Unterstützung auf der Insel.«
»Und dem haben Sie sich gefügt?«
»Nun ja, nicht ganz.«
Für Hale war dies das erste Mal, dass jemand eine Waffe auf ihn richtete. Ein sonderbarer Anblick, umso mehr, als er nackt im Bett lag. Kaiser hielt die Waffe in der Hand, als wüsste sie damit umzugehen.
»Ich schieße schon seit meiner Kindheit«, erklärte sie. »Mein Vater hat es mir beigebracht. Du hast mich benutzt, Quentin. Du hast mich belogen. Du warst wirklich sehr böse.«
Er fragte sich, ob das eine Art Spiel war. Falls ja, mochte es ganz besonders erregend sein.
»Was willst du?«, fragte er.
Sie zielte von seinem Gesicht auf seinen Schritt, wo nur noch die Decke zwischen seiner nackten Haut und der Pistole lag.
»Dich leiden sehen.«
65
Paw Island, Nova Scotia
Malone spähte zwischen den Zinnen der baufälligen Mauern nach einer Bewegung. Sein Magen zog sich zusammen. Sein Herz raste.
Genau wie in den alten Zeiten.
Er zog sich zu einer Treppe zurück und stieg rasch nach unten. Die Pistole vor sich ausgestreckt, schlich er sich in die Dunkelheit des inneren Trakts. Er blieb im Finstern stehen und gab seinen Augen Zeit, sich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen.
Eine schreckliche Kälte drang in seinen Körper ein.
Sie versetzte jeden einzelnen Nerv in Alarmbereitschaft.
Das Fort war wie ein dreigeschossiges Labyrinth, ein Raum führte in den anderen. Er rief sich in Erinnerung, was er über das Untergeschoss und die ertrunkenen vierundsiebzig britischen Gefangenen gelesen hatte. Die Verhandlung vor dem Kriegsgericht hatte erbracht, dass das Fundament des Forts auf einem Gewirr von Gängen ruhte, die aus dem Felsen gehauen waren. Bei Flut füllten sie sich mit Wasser, und bei Ebbe liefen sie trocken. Die Offiziere der Kolonialarmee beriefen sich darauf, dass ihnen diese Tatsache nicht bewusst gewesen wäre und dass sie die unterirdischen Räume einfach nur ausgewählt hätten, weil sie ihnen der sicherste Ort für die Gefangenen zu sein schienen. Natürlich gab es keine britischen Überlebenden, die dieser Aussage hätten widersprechen können, und keiner der etwa hundert Kolonialsoldaten äußerte etwas Gegenteiliges.
Malone hörte Schritte über sich.
Sein Blick schoss zur Decke hinauf.
Cassiopeia wartete darauf, dass Edwin Davis die Sache näher erklärte.
»Cotton hat darauf bestanden, dass außer ihm niemand vor Ort sein sollte«, berichtete Davis. »Aber mir erschien das unklug.«
Sie war ganz seiner Meinung.
»Daher habe ich veranlasst, dass die beiden Secret-Service-Piloten, die ihn dorthin geflogen haben, von der Festlandküste aus ein Auge auf die Dinge halten.«
»Was verschweigen Sie mir eigentlich?«
»Unmittelbar vor meiner Ankunft hier habe ich einen Anruf erhalten. Auf
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