Die Washington-Akte
Hand hielt.
Die zweite Seite von Andrew Jacksons wütendem Brief.
Da Sie Geheimnisse lieben und seit jeher dunklen Wegen folgen, biete ich Ihnen eine Herausforderung an, die nach Ihrem Geschmack sein sollte. Als Anlage zu diesem Brief schicke ich Ihnen eine Geheimschrift, die nach einem Verschlüsselungssystem unseres hochgeschätzten Thomas Jefferson angefertigt wurde. Es heißt, er habe es für den perfekten Code gehalten. Wenn Sie diese Botschaft erfolgreich dechiffrieren, werden Sie erfahren, wo ich das von Ihnen so dringend benötigte Dokument verborgen habe. Scheitern Sie aber, so bleibt Ihr Zusammenschluss der erbärmliche Haufen Verräter, der er heute ist.
Er starrte das Blatt an.
Neun Zeilen scheinbar zufälliger Buchstaben- und Symbolfolgen.
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Reiner Unsinn.
Ich hoffe zutiefst, dass der feige Kurs, den Sie eingeschlagen haben, zu Ihrem Untergang führt und dass ich diesen Tag noch erleben werde.
Seit hundertfünfundsiebzig Jahren war das Scheitern ihrer Bemühungen, Jeffersons Code zu knacken, eine Quelle der Sorge für sie. Vier Mal hatte diese Sorge sich bewahrheitet, und der Untergang hatte gedroht, doch vier Mal hatten sie die Lage wieder in den Griff bekommen.
Nun war eine fünfte Bedrohungssituation entstanden.
Doch im Gegensatz zu dem, was seine Kapitänskollegen denken mochten, war er nicht untätig gewesen. Er arbeitete an einer Lösung für ihr Problem. Tatsächlich sogar an zwei verschiedenen Möglichkeiten. Doch unglückseligerweise hatten die anderen drei Kapitäne nun vielleicht beide Bemühungen in Gefahr gebracht.
Im Fernsehen war jetzt etwas Neues zu sehen.
Das Bild zeigte die Air Force One auf dem Rollfeld des John F. Kennedy International Airport. Ein Nachrichtenlaufband unten auf dem Bildschirm verkündete, dass ein Verdächtiger bei seiner versuchten Flucht aus dem Grand Hyatt festgenommen, dann aber wieder freigelassen worden sei.
Eine Verwechslung.
BISHER LIEGEN KEINE INFORMATIONEN ÜBER DEN GESUNDHEITSZUSTAND DES PRÄSIDENTEN VOR. DIESER WURDE DIREKT ZUR AIR FORCE ONE GEBRACHT.
Er musste dringend mit Clifford Knox reden.
Malone betrat die Air Force One . Er wusste, dass das Flugzeug auf vierhundert Quadratmetern und drei Ebenen Platz für sorgfältig eingerichtete Räumlichkeiten bot. Dazu gehörten eine Suite für den Präsidenten, ein Büro, Räume für das Personal und sogar ein Operationssaal. Wenn der Präsident reiste, wurde er normalerweise von zahlreichen Personen begleitet, darunter waren ein Arzt, seine wichtigsten Berater, der Secret Service und die Presse.
Aber jetzt war niemand da.
Malone fragte sich, ob Daniels zur ärztlichen Behandlung hergebracht worden war und alle anderen das Flugzeug verlassen hatten.
Er folgte Davis, der ihn durch das leere Mitteldeck zu einer geschlossenen Tür führte. Davis öffnete sie und trat in einen eleganten Konferenzsaal, dessen Außenfenster mit Rollos verschlossen waren. Am Kopfende eines langen Tischs saß Danny Daniels. Unverletzt.
»Wie ich hörte, haben Sie versucht, mich zu ermorden«, sagte der Präsident.
»In dem Fall wären Sie jetzt tot.«
Der ältere Mann lachte. »Da haben Sie wahrscheinlich recht.«
Davis schloss die Tür.
»Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte Malone den Präsidenten.
»Löcher habe ich keine. Aber ich habe mir den Kopf angeschlagen, als man mich in den Wagen zurückgestoßen hat. Zum Glück bin ich, wie schon viele Menschen im Laufe der Jahre feststellen mussten, ein Dickschädel.«
Malone bemerkte die getippte Nachricht aus dem Hotelzimmer, die jetzt auf dem Tisch lag.
Daniels erhob sich aus dem Ledersessel. »Danke für das, was Sie getan haben. Ich scheine ständig in Ihrer Schuld zu stehen. Aber sobald wir erfuhren, wen man da in Gewahrsam genommen hatte, und sobald ich die angeblich von Stephanie stammende Nachricht gelesen hatte, die Sie bei sich trugen, wussten wir, dass die Kacke jetzt wirklich am Dampfen ist.«
Der Tonfall gefiel Malone nicht. Dieses Gespräch verfolgte eine bestimmte Richtung.
»Cotton«, sagte Daniels. »Wir haben ein Problem.«
»Wir?«
»Yep. Sie und ich.«
11
Wyatt stieg aus der U-Bahn und betrat den Union Square. Der war nicht so belebt wie der Times oder Herald Square und nicht so vornehm wie der Washington Square, aber in seinen Augen besaß der Union einen eigenen Charakter und zog eine stärker gemischte Menschenmenge an.
Er
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