Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
Vom Netzwerk:
hatte beobachtet, wie Cotton Malone im Grand Central festgenommen und dann aus dem Bahnhof geführt worden war. Aber er würde nicht lange gefangen bleiben. Nicht wenn Danny Daniels erfuhr, dass es um einen seiner blonden Jünglinge ging – und Malone gehörte eindeutig zu diesem exklusiven Club.
    Er überquerte die 14th Street und folgte dem Broadway südwärts zum Strand Book Store – vier Stockwerke voll mit zu verramschenden, gebrauchten, seltenen oder vergriffenen Büchern. Er hatte den Ort für das Treffen in Anspielung auf seinen Gegner gewählt, der, wie er wusste, Bücher liebte. Persönlich verachtete er diesen Quatsch. Er hatte noch nie im Leben einen Roman gelesen. Warum sollte man mit solchen Lügengeschichten seine Zeit verschwenden? Gelegentlich schaute er einmal etwas in einem Sachbuch nach, doch er zog das Internet vor oder fragte einfach jemanden. Was es mit dieser Faszination für auf Papier gedruckte Worte auf sich hatte, würde er niemals verstehen. Und dass man dieses Zeug tonnenweise hortete, als wäre es ein kostbares Metall, ergab für ihn überhaupt keinen Sinn.
    Er erblickte seine Kontaktperson.
    Sie ging auf dem Bürgersteig den Inhalt von Karren mit Ein-Dollar-Büchern durch, die entlang der Broadway-Ladenfront des Strand aufgestellt waren. Sie hatte den Ruf, scharfsinnig, distanziert und zurückhaltend zu sein. Es galt als ein wenig schwierig, mit ihr zusammenzuarbeiten. Das stand in eklatantem Widerspruch zu ihrem Äußeren, ihren attraktiven Kurven, dem schwarzen Haar, den dunklen Augen und dem dunklen Teint, den sie ihrer kubanischen Herkunft verdankte.
    Andrea Carbonell leitete die NIA schon seit über einem Jahrzehnt. Die Agency war ein Überbleibsel aus den Reagan-Jahren, als sie für einige der raffiniertesten Geheimdienstcoups des Landes verantwortlich gezeichnet hatte. Die CIA , die NSA und so ziemlich jeder andere Geheimdienst hatten sie gehasst. Aber die ruhmreichen Tage der NIA waren vorbei, und jetzt war sie wohl einfach nur ein weiterer, viele Millionen teurer Posten im Budget der Nachrichtendienste.
    Danny Daniels hatte immer das Magellan Billet vorgezogen, dessen Chefin, Stephanie Nelle, noch so ein blonder Liebling von ihm war. Auf das Konto ihrer zwölf Agenten gingen viele der jüngsten Erfolge des Landes – sie hatten den Verrat von Daniels erstem Vizepräsidenten aufgedeckt, der Zentralasiatischen Föderation Einhalt geboten, den Pariser Club ausgeschaltet und sogar einen friedlichen Machtwechsel in China erreicht. Und das alles, ohne jemals Wyatt für irgendetwas zu engagieren. Das Magellan Billet arbeitete mit seinen eigenen Leuten ohne Hilfe von außen.
    Abgesehen von Cotton Malone natürlich.
    Nelle schien nichts dagegen zu haben, gegebenenfalls ihren Prachtjungen zu engagieren. Wyatt wusste, dass Malone bei beinahe allen bemerkenswerten Leistungen des Billet beteiligt gewesen war. Und Wyatts Quellen zufolge hatte er umsonst gearbeitet.
    Der Dummkopf.
    Wyatt hatte Andrea Carbonells Anruf drei Wochen zuvor erhalten.
    »Wollen Sie den Auftrag?«, hatte sie ihn gefragt.
    »Das, worum Sie mich bitten, ist vielleicht unmöglich«, hatte er erwidert.
    »Für Sie? Ausgeschlossen. Für die Sphinx ist alles möglich.«
    Er hasste diesen Spitznamen, der auf seine Schweigsamkeit anspielte. Er hatte schon vor langer Zeit die Fähigkeit erworben, bei Gesprächen wenig zu sagen, aber dennoch voll beteiligt zu wirken. Diese Taktik machte die meisten Zuhörer nervös und veranlasste sie, mehr zu reden, als sie es normalerweise tun würden.
    »Ist mein Honorar akzeptabel?«, fragte er.
    »Vollkommen.«
    In dem Wissen, dass Carbonell ihm folgen würde, ging er an den Ein-Dollar-Karren vorbei. Er bog um die Ecke, schlenderte auf der 12th Street einen halben Block nach Osten und schlüpfte dann in die Eingangspassage eines geschlossenen Geschäfts.
    »Daniels geht es gut«, sagte Carbonell, als sie zu ihm trat.
    Es freute ihn, das zu hören. Er hatte also seine Mission erfolgreich erledigt.
    »Das ist haarscharf an einem Desaster vorbeigegangen«, sagte sie. »War das Absicht?«
    »Wo befindet sich Daniels?«
    Er sah, dass ihr seine Nachfrage nicht gefiel, aber andererseits gefiel ihm auch ihr Tonfall nicht.
    »Auf dem JFK Airport. In der Air Force One . Bevor ich hierherkam, habe ich gehört, dass er eine Erklärung abgeben will. Damit die Welt sieht, dass er wohlauf ist.«
    Er beschloss, ihre Frage jetzt zu beantworten. »Ich habe meinen Auftrag ausgeführt.«
    »Und das

Weitere Kostenlose Bücher