Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
Vom Netzwerk:
heute mit ihren amerikanischen Managern getroffen. Sie war gut in Geschäftsdingen, aber klug genug, ihren Angestellten zu vertrauen. Ihr Vater hatte sie gelehrt, dass das Führungspersonal immer ein persönliches Interesse am Unternehmensergebnis haben sollte – dass es einen gewissen Anteil am Gewinn erhalten sollte, wie gering auch immer –, und er hatte recht gehabt. Sie hatte sich über ein Team freuen dürfen, das ihre Unternehmen mit viel Herzblut führte, und so war der Wert des Konzerns tatsächlich um ein Vielfaches gestiegen.
    Cotton war vor ein paar Stunden aufgebrochen. Er hatte beschlossen, zu Fuß zur 42nd Street zu gehen. So war das eben in New York – es gab so viel Verkehr, dass es viel einfacher war, die dreizehn Blocks als Spaziergang zu betrachten. Heute Abend waren sie zum Dinner und einer Broadway-Show verabredet. Sie solle entscheiden, hatte er gesagt. Also hatte sie vor ein paar Tagen die Karten gekauft und zum Abschluss des Abends einen Tisch in einem ihrer Lieblingsrestaurants bestellt. Außerdem war sie bei Bergdorf Goodman gewesen und hatte sich ein neues Kleid gekauft.
    Warum auch nicht? Von Zeit zu Zeit musste ein Mädel sich halt mal etwas gönnen.
    Im Laden hatte sie Glück gehabt. Das Armani-Kleid, für das sie sich entschied, passte ihr perfekt, es war keinerlei Änderung nötig. Schwarze Seide, rückenfrei, dekadent.
    Genau das, was sie beide brauchten.
    Es machte ihr Spaß, sich für jemand anders schön zu machen. Dieser Gedanke war ihr den größten Teil ihres Lebens fremd gewesen. War das Liebe? Vielleicht ein Teil davon. Zumindest hoffte sie es.
    Es läutete an der Tür.
    Sie lächelte, da sie an ihre Ankunft gestern Abend dachte.
    Vor langer Zeit habe ich etwas gelernt , hatte Cotton gesagt. Wenn man zu seinem Hotelzimmer kommt und eine Flügeltür vorfindet, liegt auf der anderen Seite etwas ziemlich Gutes. Wenn es eine Türklingel gibt, ist das auch immer ein gutes Zeichen. Aber wenn es eine Flügeltür und eine Türklingel gibt, dann, heilige Scheiße, nimm dich in Acht.
    Sie hatte Wein und ein paar Horsd’œuvres bestellt, da es bis zum Dinner noch eine Weile dauern würde. Cotton trank keinen Alkohol – noch nie, sagte er –, und so hatte sie ihm ersatzweise Cranberrysaft kommen lassen. Er sollte bald zurück sein. Sein Treffen mit Stephanie hatte um 18.15 Uhr stattfinden sollen, und jetzt war es fast 20 Uhr. Sie mussten bald aufbrechen.
    Es klingelte erneut.
    Sie verließ das Badezimmer und ging durch ein geräumiges Wohnzimmer zur Flügeltür. Gerade wollte sie die Klinke herunterdrücken, als die Tür plötzlich zu ihr hin aufgestoßen wurde. Was so unerwartet kam, dass sie zurücktaumelte.
    Zwei Männer stürmten herein.
    Sie reagierte, wirbelte herum, rammte ihren Fuß in den Bauch des einen und hieb mit der rechten Faust nach der Kehle des zweiten Mannes. Ihr Tritt saß, und der Mann krümmte sich, aber der Fausthieb ging daneben. Das Handtuch, das ihr Haar zusammenhielt, fiel herunter, als sie erneut herumwirbelte. Erst jetzt sah sie die Pistole.
    Sie war direkt auf sie gerichtet.
    Drei weitere Männer tauchten auf.
    Sie erstarrte und bemerkte, dass ihr Bademantel schief saß und ihren Besuchern einen ungewollten Einblick gewährte. Ihre Fäuste waren oben, und sie war zu allem bereit. »Wer sind Sie?«
    »Secret Service«, sagte einer von ihnen. »Sie sind festgenommen.«
    Was hatte Cotton denn jetzt getan? »Warum?«
    »Ein Attentat auf den Präsidenten der Vereinigten Staaten.«
    Sie war nur selten ehrlich überrascht. Es kam vor, allerdings nicht oft. Aber ein Attentat auf den Präsidenten der Vereinigten Staaten?
    Das war mal etwas Neues.
    »Nehmen Sie die Arme herunter und legen Sie sie auf den Rücken«, sagte der Special Agent ruhig. »Und machen Sie vielleicht vorher diesen Bademantel zu.«
    Sie tat wie geheißen und fasste sich. »Dürfte ich mich anziehen, bevor Sie mich mitnehmen?«
    »Nicht allein.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich werde es überleben, wenn Sie damit klarkommen.«
    10
    Malone merkte, dass sie nicht auf dem Weg zu einer Polizeistation waren. Man hatte ihm Handschellen angelegt und ihn rasch vom Grand Central weggeführt. Sie hatten ihm seine Brieftasche und den Zimmerschlüssel des St. Regis abgenommen, er nahm also an, dass Cassiopeia bald Besuch bekommen würde. Schade um das Essen und die Show. Das hätte Spaß gemacht. Er hatte sich für den Anlass sogar ein paar neue Klamotten gekauft.
    Sie hatten ihm keine Zeit

Weitere Kostenlose Bücher