Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
Vom Netzwerk:
lauschte dem Bericht des Quartermeisters, der auch die Einmischung der NIA und die Beseitigung ihres Agenten erwähnte.
    »Warum ist die NIA dazwischengegangen?«, fragte Hale. »Deren Leute waren doch die Einzigen, die uns noch die Stange gehalten haben.«
    »Offensichtlich sind wir ein bisschen zu weit gegangen. Darüber hinaus hat ihr Agent mir keine Erklärung gegeben. Er schien Wert darauf zu legen, uns eine Botschaft zukommen zu lassen. Es erschien mir wichtig, die Agency wissen zu lassen, dass wir die Botschaft empfangen haben und mit ihrem Inhalt nicht einverstanden sind.«
    Dieser Schlussfolgerung konnte Hale nicht widersprechen.
    Das Gefühl einer Mission hatte die Piratengemeinschaften seit jeher zusammengehalten, die Mannschaft war wichtiger gewesen als der Einzelne. Sein Vater hatte ihn gelehrt, dass Missionen Ziele und Belohnungen erforderten, die die Mitkämpfer zusammenschweißten. So hatten es seine Vorfahren gehalten, und selbst heute noch wusste jeder gute Schiffskapitän, dass eine klar definierte Mission die Gejagten in Jäger verwandelte.
    Daher beschloss er, Knox nicht zu tadeln, und sagte einfach nur: »Von jetzt an möchte ich informiert werden.«
    Der Quartermeister erhob keine Einwände. »Ich werde mir jetzt Parrotts Notebook besorgen.«
    Hales Herz schlug schneller. Die Aussicht, dass der Jefferson-Code vielleicht entschlüsselt war, erregte ihn. War das möglich? Jedenfalls …
    »Ich würde vorsichtig sein.«
    »Das habe ich auch vor.«
    »Benachrichtigen Sie mich, sobald Sie es haben. Und, Clifford, machen Sie so etwas wie heute nicht noch einmal.«
    »Ich nehme an, Sie werden sich mit den anderen drei befassen?«
    »Sobald ich an Land bin.«
    Er legte auf.
    Vielleicht war heute wenigstens eine Sache richtig gelaufen.
    Er blickte auf die beiden Seiten in ihrer Kunststoffhülle.
    1835, als sein Ururgroßvater das gescheiterte Attentat auf Andrew Jackson hatte verüben lassen, war der Teufel los gew esen. Und genau wie jetzt, so war auch damals das Commonwealth gespalten gewesen. Nur hatte damals ein Hale dem Quartermeister befohlen, den Präsidenten der Vereinigten Staaten töten zu lassen.
    Richard Lawrence, ein arbeitsloser Anstreicher, war heimlich angeheuert worden. Vor dem gescheiterten Attentat hatte Lawrence versucht, seine Schwester zu erschießen, und zwei weitere Menschen offen bedroht. Er glaubte, dass Jackson seinen Vater ermordet hatte. Außerdem hielt er sich für den König von England und beteuerte energisch, Jackson hindere ihn daran, sein königliches Erbe anzutreten. Er gab dem Präsidenten die Schuld an seiner Arbeitslosigkeit und an einer allgemeinen Geldknappheit im Land.
    Es war nicht schwierig, ihn zum Handeln zu ermutigen.
    Ein Problem entstand allerdings, weil Jackson sich im bitterkalten Winter 1834 ganz ins Weiße Haus zurückzog. Eine Bestattung im Capitol lockte den Präsidenten endlich heraus, und so steuerte man Lawrence nach Washington und beschaffte ihm zwei Pistolen. Er mischte sich an einem kalten, regnerischen Tag heimlich unter die Menge und trat seinem Gegner entgegen.
    Aber das Schicksal griff ein und rettete Old Hickory.
    Wegen feuchten Pulvers versagten beide Pistolen.
    Jackson hatte sofort Senator George Poindexter aus Mississippi die Schuld gegeben und eine Verschwörung unterstellt. Der Senat leitete eine offizielle Untersuchung ein, doch Poindexter wurde entlastet. Insgeheim aber richtete Jackson seine wahre Rache auf ein anderes Ziel.
    Sein Großvater hatte Hale die Geschichte erzählt.
    Mit den sechs Präsidenten vor Jackson war die Zusammenarbeit mühelos verlaufen. Washington wusste, was die Schiffe des Commonwealth während der Revolution für das Land getan hatten. Adams ebenfalls. Sogar Jefferson duldete die Kaperfahrer, und die Hilfe des Commonwealth beim Barbareskenkrieg besiegte alle Vorbehalte, die er vielleicht noch hegen mochte. Madison, Monroe und der zweite Adams stellten niemals ein Problem dar.
    Aber dieser verdammte Dummkopf aus Tennessee war fest entschlossen, alles zu ändern.
    Jackson stritt sich mit dem Kongress, mit dem Obersten Gerichtshof und mit der Presse – mit allem und jedem. Er war der erste Präsident, der von einer politischen Partei statt von politischen Führern nominiert worden war, der erste, der seinen Wahlkampf unmittelbar auf das Volk ausrichtete und ausschließlich dank des Volks gewann. Er verabscheute die politische Elite, und nach seiner Amtseinsetzung sorgte er dafür, dass ihr Einfluss schwand.

Weitere Kostenlose Bücher